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0160 - Zuletzt wimmern sie alle

0160 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0160 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (1 of 2)
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spritzten mir irgendeine Droge ein, irgend so ein Teufelszeug, das einen Menschen ganz anders macht, als er eigentlich ist. In manchen Ländern macht man das mit Leuten, die unbequem sind. Du hast vielleicht in den Zeitungen davon gelesen.«
    Er nickte.
    »Ja, ich weiß, was Sie meinen.«
    »So etwas hatte man mir eingeimpft. Ich war schlimmer als ein Gangster geworden, ich war eine Gefahr für die Öffentlichkeit. Trotzdem war ich sein Freund. Ich sah nicht anders aus, ich hatte keinen anderen Namen - ich war nur innerlich ein anderer. Mein Freund drückte ab. Ein paarmal. Er verwundete mich. Aber jeder Schuß tat ihm mindestens ebenso weh wie mir…«
    Ich schwieg. Erst nach einer langen Pause fuhr ich fort: »Vielleicht verstehst du nicht, was ich meine. Eine Freundschaft ist eine großartige Sache, und wer dafür keine Opfer bringt, der ist ihrer nicht wert. Aber alles, restlos alles, auch eine Freundschaft, sollte unter gewissen Gesetzen stehen. Ich bin jederzeit bereit, für meinen Freund mein Leben zu lassen - und ich kann dir ein paar Narben an seinem und an meinem Körper zeigen, die dir beweisen würden, daß das nicht nur leeres Gerede ist. Wenn aber mein Freund anfangen sollte, die Gesetze zu verletzen, die über unserer Freundschaft stehen, die unserer Freundschaft erst den richtigen Wert geben, dann würde ich auch auf ihn schießen, genau wie er es damals mit mir gemacht hat. Natürlich würde es mir nicht leichtfallen. Sicher nicht. Aber ich würde abdrücken, das kannst du mir glauben. Freundschaft heißt nicht, daß man dafür die ganze Menschheit verraten muß. Das ist das Problem: Verrat am Freund oder Verrat an der Menschheit.«
    Er hatte die Unterlippe vorgeschoben und machte ein sehr nachdenkliches Gesicht. Dann hob er plötzlich den Kopf.
    »Okay«, sagte er leise. »Ich sehe es ein, G-man. Holen Sie sich Jack Ollegan. Der kann Ihnen sagen, von wem er den Auftrag bekam, Raila Sheers zu töten. Er wird Ihnen vielleicht auch sagen können, warum sie getötet werden soll…«
    Er machte eine Pause, dann fügte er ganz leise hinzu: »Sie sollten ihm vielleicht auch die Geschichte mit Ihrem Freund erzählen.«
    Ich stand auf, ging zur Tür, wo unser Gaderobenständer steht, und nahm meinen Hut.
    »Willst du mitkommen?« fragte ich.
    Er schluckte. Nach einer Weile stieß er heiser hervor: »Wenn ich es nicht täte, wäre es wohl verdammt feige.«
    »Dann komm!«
    ***
    Ohne ein weiteres Wort zu sprechen, fuhren wir mit dem Lift hinab ins Erdgeschoß. Durch die Hintertür verließen wir das Distriktgebäude und traten in den Hof.
    Mein Jaguar stand in der Reihe der einsatzbereiten Fahrzeuge. Ich hielt dem Jungen die Tür auf, schlug sie hinter ihm zu und ging vomherum auf die andere Seite. Ich setzte mich ans Steuer.
    Als ich die Ausfahrt benutzen wollte, mußte ich einen Augenblick stoppen, um drei FBI-Streifenwagen hereinzulassen, die von irgendeinem Einsatz zurückkamen.
    »52ste West«, sagte der Junge, als ich wieder anfuhr. »Direkt am De Witt Clinton Park.«
    »Wer?« fragte ich, indem ich die Sirene einschaltete. »Das Mädchen?«
    »No, Jack.«
    »Ich möchte erst zu dem Mädchen.«
    Er fuhr sich mit der Zungenspitze über seine trockenen Lippen, räusperte sich und brummte: »Die wohnt in derselben Straße. Bloß ein paar Häuser weiter zum Hudson hin.«
    »Okay.«
    Ich benutzte die erste Transverse Road, die quer durch den Central Park führt und in die 66ste Straße mündet. Als ich die Kreuzung mit dem Broadway erreicht, war natürlich prompt Rotlicht in der Ampel. Und obgleich meine Sirene unentwegt heulte, nahm so ein besonders Eiliger keine Rücksicht darauf und zischte vor mir über die Kreuzung.
    Ich sah ihn reichlich spät, trat mit aller Gewalt in die Bremse und riß das Steuer nach links. Mein Jaguar brach hinten aus, schlidderte hin und her und sprang mit dem linken Vorderrad auf den Bürgersteig.
    Entsetzte Gesichter tauchten vor der Windschutzscheibe auf. Ich riß das Steuer nach rechts, fegte einen halben Yard vor einem Laternenmast vorbei und bekam den Wagen mit aller Gewalt noch knapp vor einem Kranwagen zum Stehen.
    »Donnerwetter!« sagte der Junge.
    Ich hatte einen Cop entdeckt, der mitten auf der Kreuzung stand. Am liebsten hätte ich ein paar Seemannsflüche vom Stapel gelassen, aber ich wollte das Schimpfwörter-Repertoire des Jungen nicht vergrößern und hielt den Mund.
    Der Cop kam herangeschlendert, nicht besonders eilig, obgleich er doch an meiner Sirene hören

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