0161 - Medusas Rache
die Shao schaudern ließ. Doch mittlerweile hatte sie zuviel erlebt, um noch die große Angst zu zeigen.
Sie selbst war in Abenteuer verwickelt gewesen und ein paarmal soeben noch mit dem Leben davongekommen.
Sie verließ das Schlafzimmer und schritt in den Living-room. Es war ruhig in der Wohnung. Nur das Summen der Heizkörper war zu hören. Shao ging in die Küche. Immer wenn sie nachts aufstand, verspürte sie großen Durst.
Sie schenkte sich ein Glas Milch ein und trank langsam. Gerade weil es so still war, hörte sie auch das Geräusch draußen vor der Tür. Die Chinesin zuckte zusammen und stellte das Glas weg.
Kamen Suko und John zurück?
Nein, dann hätten sie schon längst die Tür aufgeschlossen. Aber es war jemand draußen, daran gab es keinen Zweifel. Eine Gänsehaut strich über Shaos Rücken. Schauergeschichten fielen ihr ein. Alles drehte sich um diese Medusa. Wenn sie nun vor der Wohnung stand und auf sie lauerte?
Shaos Herz klopfte schneller. Auf Zehenspitzen bewegte sie sich voran. Wenn doch jetzt Suko in der Wohnung gewesen wäre, würde es ihr viel besser gehen.
Vor der Tür stoppte sie. Dabei traute sie sich nicht, durch den gläsernen Spion zu schauen. Wenn diese Medusa wirklich draußen stand, würde ihr Anblick reichen, um Shao zu Stein werden zu lassen. Deshalb legte sie nur ihr Ohr gegen die Füllung und lauschte.
Kein Geräusch.
Langsam glaubte Shao, sich getäuscht zu haben. Sie ging ein wenig in die Höhe und riskierte nun doch einen Blick durch den runden Spion.
Der Flur lag leer vor ihr. Jedenfalls das Gebiet, das sie übersehen konnte.
Keine Gefahr.
Hatte sie sich getäuscht?
Hoffentlich, dachte Shao und ging wieder zurück in den Wohnraum. Doch das Gefühl der Unruhe blieb.
In diesem Haus ging etwas vor. Aus welchem Grunde hätte John sonst Suko nach unten geholt?
Shao dachte auch daran, daß es noch gar nicht so lange her war, wie Apep, die Höllenschlange, auftauchte, und von dem Hochhaus Besitz ergreifen wollte.
Sicher waren sie hier nicht…
Aber was war auf dieser Welt schon sicher? Wohin sie sich auch verkrochen hätten, vor ihren Gegnern, den Dämonen, konnten sie nicht fliehen. Die würden sie überall finden.
Shao blieb inmitten des Wohnraums stehen. Sie lauschte weiter, horchte auf fremde Geräusche, zu hören war nichts. Du machst dich selbst verrückt, dachte sie und vernahm dann die Schritte auf dem Flur. Wenig später wurde ein Schlüssel ins Schloß gesteckt.
Dann betraten John und Suko die Wohnung.
Shao fiel ein Stein vom Herzen.
»Alles in Ordnung?« fragte der Chinese und schaute sich um.
»Ja, was sollte denn sein?«
»Nichts.« Suko lächelte. Allerdings ein wenig verkrampft.
Ich hatte ebenfalls nichts gesehen und holte es nach, Shao zu begrüßen. Sie hauchte mir einen Kuß auf die Wange. »Hast du den Fall gut überstanden, John?«
Ich winkte ab. »So leidlich.«
»Dann war es schlimm?«
»Medusa ist mir entkommen, und sie steckt in London, wie dir Suko sicherlich schon gesagt hat.«
»Ja, das stimmt.« Shao schaute mich fragend an. »Und was war unten los?«
Ich erzählte es ihr.
»Ein Versteinerter«, flüsterte sie. »Himmel, so etwas habe ich ja noch nie gesehen.«
»Hoffentlich bleibt dir der Anblick erspart«, erwiderte ich. »Hier suchen wir allerdings auch.«
»Du hast nicht zufällig etwas bemerkt?« wollte Suko wissen.
»Eigentlich nicht.«
»Was heißt eigentlich?« hakte ich nach.
Shao lächelte schmal. »Vorhin ist es mir so vorgekommen, als hätte ich draußen auf dem Flur Geräusche gehört. Doch als ich durch den Spion schaute, war nichts.«
»Nur auf dem Flur?«
»Nein, auch an der Tür. Mir können allerdings auch meine überreizten Nerven einen Streich gespielt haben. Suko hat mich ziemlich nervös gemacht.«
»Das vergeht wieder.« Ich schaute auf die Uhr. »Kinder, ich lege mich noch etwas aufs Ohr, sonst falle ich hier gleich um. Der letzte Tag hatte es verdammt in sich gehabt.«
»Man sieht es dir an«, bemerkte Suko.
Ich verabschiedete mich von den beiden und verließ die Wohnung. So ganz beruhigt war ich nicht. Ich hatte es nur nicht vor Shao zugeben wollen. Medusa und ihre Diener waren höllisch gefährlich, da biß keine Maus den Faden ab. Und sie waren für jede Überraschung gut. Vor meiner Wohnungstür blieb ich stehen und schaute mir genau das Schloß an. Keine Kratzer. Es hatte sich also niemand daran zu schaffen gemacht, es sei denn, er wäre ein Spezialist gewesen.
Ich holte den
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