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0161 - Zamorras Sarg

0161 - Zamorras Sarg

Titel: 0161 - Zamorras Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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deinen Hals sehen.« Er stellte fest, daß sie jede seiner Reaktionen genau beobachtete. Nicht das kleinste Lidzucken entging ihr.
    Der Spuk treibt sie langsam aber sicherin den Wahnsinn, dachte er und blieb ruhig vor ihr stehen. Er ahnte nicht einmal, was in diesem Augenblick in ihm aktiviert wurde, ohne daß er es beeinflussen konnte. »Wenn es der Wahrheitsfindung dient, bitte.« Er legte den Kopf in den Nacken, so daß die Halsmuskeln sich spannten. Nicole mußte ihn schon wieder für einen Vampir oder zumindest für dessen Opfer halten. Ihm war auch nicht entgangen, daß sie sein Amulett trug. Es erschien ihm in seiner Silberfärbung an diesem Morgen unnatürlich hell, wie auch das Tageslicht ihm nicht gefiel.
    Nicoles Hand glitt über seinen Hals, den sie eingehend begutachtete. Schließlich trat sie wieder zurück. »Verzeih, Cherie, aber die Situation gestern nacht und dein Verhalten heute ließ mich mißtrauisch werden.«
    »Schon gut«, erwiderte er und schloß sie in seine Arme, um sie zu küssen. »Nicht wieder beißen«, warnte sie schnell.
    »Vampire beißen immer«, behauptete er und nagte sanft an ihrer Unterlippe. Sie löste sich aus seiner Umarmung. »Treibe nicht auch noch deinen Spott mit meinen Nerven«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Entschuldige bitte.« Er trat zurück.
    »Ich wollte dich nicht verletzen. Ich kann mir vorstellen, wie es dich belastet.«
    Nicole lächelte ihm zu und verließ das Bad wieder. Zamorra sah ihr nach.
    Was hatte er getan?
    Sie hypnotisiert?
    »Nein!« stöhnte er auf und preßte die Hände gegen seine Schläfen.
    »Nein! Nici .. ausgerechnet! Hypnotisiert, damit sie nicht…«
    Er erinnerte sich jetzt wieder. Sekundenbruchteile bevor er den Kopf hob, um ihr seinen Hals zu zeigen, hatte er sie mit seinen Para-Kräften förmlich überlappt und eine Abart des Hypno-Schocks eingesetzt. Beide hatten es nicht einmal gemerkt! Und unter der Blitz-Hypnose hatte Nicole die Bißmale nicht bemerkt!
    Im Spiegel sah Zamorra sie. East unsichtbar, lagen sie dicht nebeneinander wie Nadelstiche.
    Er rannte zur Tür. Er wollte nach Nicole rufen, sie zurückholen, die Hypnose rückgängig machen. Aber er konnte es nicht. Irgendetwas hinderte ihn daran. Er bekam die Tür nicht auf. Der Griff ließ sich nicht bewegen, und kein Laut kam über seine Lippen.
    Er gab auf. Tief durchatmend lehnte er sich an die Wand.
    Ich bin bin ein Opfer des Vampirs, dachte er. Er hat mich erwischt. Wie konnte es nur passieren?
    Hatte, seine fast unglaubliche Glückssträhne ihn jetzt verlassen?
    »Nici« flüsterte er. »Was habe ich dir angetan?« Er starrte zur Decke, als schwebe der Vampir da oben über ihm.
    »Ich will nicht!« schrie Zamorrä und ballte die Hände. »Ich will es nicht, verstehst du, verdammte Bestie?«
    »Aber du wirst müssen«, antwortete eine lautlose Stimme in ihm.
    ***
    Bill Fleming ahnte davon nichts. Er durchstöberte die Archivdaten und wurde zu seiner Überraschung fündig. Ein Karteihinweis deutete auf das Vorhandensein von Planzeichnungen hin. Bill ging dem Hinweis nach, und in einer Schrankschublade fand er tatsächlich unter einem Stapel anderer Papiere ganz zuunterst die Grundrißzeichnungen des Schlosses. Vorsichtig nahm er die brüchigen Pergamente heraus, die mittlerweile neunhundert Jahre überdauert hatten, und breitete sie bedachtsam auf dem großflächigen Tisch in der Mitte des Hauptraumes aus.
    Die Pläne mußten, bevor sie irgendwann in Schränken und schließlich im Archiv zu verstauben begannen, längere Zeit im Freien gelegen haben, denn sie waren vergilbt und kaum noch lesbar. Bill mußte sich auf jede einzelne Linie konzentrieren, um überhaupt halbwegs Überblick zu gewinnen. Er suchte Räume und Korridore, die geheim angelegt worden waren. Er traute es Leonardo, dem hinterhältigen Schlitzohr, einfach nicht zu, daß er auf solche Möglichkeiten verzichtet haben sollte.
    Es mußte einfach verborgene und auf normalem Wege nicht erreichbare Kavernen in der Tiefe des Schlosses geben, auch wenn Zamorra sie nicht entdeckt hatte. Und Bill, der in seinem Beruf häufig mit alten Gemäuern zu tun hatte, die er sich nicht nur aus der Theorie betrachtete, sondern auch persönlich besichtigte, wußte ziemlich genau, wie er bei seiner Suche vorzugehen hatte. Er kannte in etwa die Bauweise und die technischen Möglichkeiten des Mittelalters.
    Plötzlich stutzte er.
    Da war etwas!
    Fast unsichtbar, verblaßt unter sengender Sonne, waren die Linien noch schwach sichtbar. Ein

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