0161 - Zamorras Sarg
des Zimmers wieder, dessen Fenster offenstanden, um dem Vampir das Eindringen zu ermöglichen. Jetzt, selbst mit dem Keim versehen, konnte Zamorra auch die Wirkung der Lockung spüren. Die Zusammenstellung verschiedener Dinge der Weißen Magie erzeugten den Eindruck, als existiere hier eine geradezu übermächtige Zusammenballung frischen, warmen Blutes, eine unwiderstehliche Verlockung für Vampire. Und Zamorra war genau in diese Falle hineingetappt!
Er mußte sofort wieder hinaus, unter allen Umständen, die anderen durften doch noch nicht merken, daß er…
Erst in der Nacht, unverhofft…
»Nein!« sagte er laut.
»Was ist?« fragte Bill vom Korridor aus. Er hatte das Wort gehört.
Er kommt näher! dachte Zamorra. Ich muß hier heraus seih, bevor er da ist!
Er versuchte den Bannkreis zu verlassen. Doch da war etwas, das an ihm zerrte. Ein unsichtbares Kraftfeld versperrte ihm den Weg. Es war, als liefe er gegen eine Gummiwand.
Sein Gesicht verzerrte sich von der Anstrengung. Doch er kam nicht hinaus! Das Bannfeld hielt, und er sah keine Möglichkeit, es aufzubrechen. Es gab auch keine; zusammen mit Bill hatte er die Falle äußerst sorgfältig konstruiert: .
Da trat Bill ein. Sofort stellte Zamorra seine Bewegungen ein.
»Was machst du da?« fragte Bill. »Ich habe die Falle heute morgen schon untersucht. Sie hat nicht funktioniert, sonst wäre der Vampir ja hineingeraten und nicht in Manus Zimmer.«
Und wie gut sie funktioniert! dachte Zamorra, aber das konnte er Bill doch nicht sagen, obwohl er es wollte. »Ich bin der beste Beweis!«
»Irgendwo steckt noch ein Fehler«, sagte der Historiker. Es schien ihm nicht aufzufallen, daß Zamorra genau in der Mitte des Bannfeldes stand, welches unsichtbar war. »Es kann sein, daß ich beim Durchlesen irgendetwas übersehen habe.« Achselzuckend hob er einen Talisman auf und entfernte ihn damit von seinem Platz im Gefüge der Falle.
Es war Zufall - und gleichzeitig Zamorras Chance!
Der Professor spürte, wie die »Gummiwand« vor ihm sich auflöste, als durch das Wegnehmen des Talismans das Fallengefüge aufgerissen wurde. Die Falle verlor ihre Wirkung. Zamorra machte erleichtert ein paar rasche Schritte und ging zur Tür.
War er zu schnell gegangen? Bill Fleming sah ihn so merkwürdig an…
»Komm, das Mittagessen wartet sicher schon«, sagte Zamorra und verließ rasch das Zimmer.
»Du hat es ja auch einmal reichlich eilig«, hörte er Bill sagen, der den Talisman abschätzend in der Hand wog, eingehend betrachtete und dann wieder an seinen Platz zurücklegte.
Im gleichen Moment spürte Zamorra wieder den einsetzenden Sog der Falle.
Bill kam hinter ihm her und schloß die Tür.
»Wo, glaubst du, kann der Fehler stecken?« fragte Zamorra, als Bill aufgeholt hatte. Manuela war schon weitergegangen.
»Ich weiß es nicht. Aber die Falle wird uns leider nicht weiterhelfen, sonst hätte sie ihren Zweck schon in der Nacht erfüllt.«
Zamorra nickte. »Ich werde Raffael beauftragen, die Teile wieder zu entfernen«, sagte er Ich selber kann es ja nicht tun, und Bill…?
»Nachher suchen wir dann nach dem Geheimkeller.«
»Wir werden ihn finden«, prophezeite Bill Fleming.
»Und vielleicht finden wir auch den Vampir darin«, hoffte Zamorra, obgleich er wußte, daß sich diese Hoffnung nicht erfüllen würde. Als er über den Dhyarra-Kristall die magische Bombe explodieren ließ, war sie so weit vom Château entfernt, gewesen, daß die Erschütterung nicht mehr zu spüren gewesen war. Der Vampir konnte sein Versteck nicht im Keller haben.
Ich werde dich finden, dachte der Professor. Und dann töte ich dich.
***
Aus seinem Versteck heraus, geschützt vor dem Tageslicht und in der Dunkelheit dennoch nicht zur Bewegungsunfähigkeit verdammt, beobachtete der Vampir über seine Kristallkugel wieder das Geschehen.
Er träumte von der Macht und sah sich schon an der Seite Asmodis herrschen - sah sich gar selbst als Fürst der Finsternis!
Von Milchmädchenrechnungen hatte er noch nie etwas gehört.
***
Zamorra konnte seine Appetitlosigkeit kaum verbergen. Sie war ein weiteres Zeichen dafür, daß sich der Keim in ihm auszubreiten begann.
Der Professor stellte sich die gleichen Fragen wie der Vampir. Warum hielt er es - wenn auch sichtlich unter Müdigkeitserscheinungen und einer seltsamen Kraftlosigkeit leidend - immer noch im Tageslicht aus, ohne zu Staub zu zerfallen wie jeder andere anständige Vampir, und warum hatte ihn die Gier nach Blut noch nicht
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