0161 - Zamorras Sarg
Gefühle für die Französin ab; Manuela faszinierte ihn noch stärker.
Aber als er jetzt Zamorra und Nicole nachsah, überkam ihn ein seltsames Gefühl, Ihm war irgendwie unwohl bei dem Anblick. Etwas stimmte nicht.
Nicht etwa bei Nicole.
Bei Zamorra!
***
Zamorra fühlte sich unglaublich wach. Seine nicht nur vorgetäuschte Müdigkeit war verflogen. Er ging, in seinem Zimmer angekommen, erneut zum Fenster, öffnete es und lehnte sich halb hinaus. Es schien, als bade er im fahlen Mondlicht. Er sog die nächtliche Stimmung förmlich in sich auf.
»Bist du verrückt?« sagte Nicole. Sie zog ihn zurück und schloß das Fenster wieder. »Wie kannst du es öffnen? Du weißt doch, daß der Vampir die Sperre einfach durchbrechen kann.«
»Er kommt nicht wieder«, sagte Zamorra dumpf. »Nicht in dieser Nacht«
Er sah Nicole an, wie sie vor ihm stand- Seine Arme legten sich um ihre Schultern, und wieder berührten sich ihre Lippen. Doch nicht lange.
»Au!« schrie sie und löste sich aus seiner Umarmung. »Du hast mich gebissen!« sagte sie vorwurfsvoll. Ihre Finger tasteten vorsichtig nach ihrer Unterlippe.
»Das kommt zuweilen vor, wenn ich zärtlich werde«, sagte er undeutlich.
Nicole schüttelte heftig den Kopf. Ihre Zunge wischte einen winzigen Blutstropfen zur Seite. »Du hast aber richtig fest zugebissen«, sagte sie. »Ich möchte fast glauben, du wärest doch ein Vampir.«
Lächelnd öffnete Zamorra den Mund und präsentierte seine völlig normalen Zähne. »Beruhigt, Nici?« fragte er.
Sie atmete tief durch. »Äußerlich -ja«, sagte sie. »Aber ich habe trotzdem Angst.«
»Wovor?« fragte er schnell.
»Davor, daß ich dich verliere«, erwiderte sie.
Zamorra antwortete nicht. Er sah aus dem Fenster hinaus zum Sternenhimmel, zum blassen Mond.
Erst nach ewigkeitslangen Minuten sprach er wider.
»Vor elf Jahren«, sagte er langsam, »haben Menschen ihn betreten. Ist es nicht faszinierend?«
Nicole brauchte ein paar Sekunden, bis sie begriff, wovon Zamorra jetzt sprach: Vom Mond.
»Ich finde, er ist dadurch entmythisiert worden«, sagte sie.
»Das glaube ich nicht«, entgegnete Zamorra erregt, fing sich aber sofort wieder. »Ich meine, es ranken sich noch so viele Geheimnisse um diesen alten Kameraden…«
»Vielleicht hast du recht«, sagte sie leise und sah ebenfalls hinauf. Eine Gänsehaut bildete sich auf ihrem Körper; sie fror plötzlich. Das fahle Licht schien in das Zimmer.
VAMPIRMOND!
***
Der Vampir schwankte in seinen Gefühlen zwischen Rachsucht und Befriedigung.
Es behagte ihm ganz und gar nicht, daß er hatte fliehen müssen vor der Übermacht der anderen und vor allem vor dem Amulett und den tödlichen Silberkugeln. Er hatte es nur knapp geschafft, zu entkommen.
Er hatte es auch nicht geschafft, seinen Plan durchzuführen, hatte ihn situationsbedingt ändern müssen. Er hatte die anderen nicht der Reihe nach beißen können. Das Mädchen mußte irgendwie Bescheid über Vampire wissen. Sie hatte geschrien. Das hatte er nicht einkalkuliert. Ihre Schreie hatten die anderen alarmiert.
Dennoch war ihm Erfolg beschieden. Ein Teilerfolg zumindest. Und während er mit kraftvollen Schlägen seiner Flughäute sich seinem Versteck näher und näher brachte, erfüllte ihn Triumph. Ihm war gelungen, was bislang noch niemand geschafft hatte, sei es ein Vampir oder ein anderes Geschöpf der Finsternis. Selbst Asmodis konnte nicht damit auftrumpfen, den Meister des Übersinnlichen besiegt zu haben.
Der Vampir kicherte hohl.
Er hatte Zamorra gebissen. Seine Zähne hatten sich in dessen Halsschlagader gesenkt.
Es war ihm zwar nicht gelungen, Zamorras Blut zu trinken, aber der Biß allein hatte genügt.
Der Keim des Bösen war übertragen worden. Es war gelungen. Der größte Feind des Bösen war ausgeschaltet -auf eine Weise, die noch niemand jemals in Betracht gezogen hatte.
Zamorra war von nun an ein VAMPIR!
***
Daß Zamorra nicht zu den freiwilligen Frühaufstehern gehörte, war allgemein bekannt, aber als er kurz vor Mittag immer noch den Schlaf des Gerechten schlief, war nun doch etwas merkwürdig, zumal sie am Vormittag noch weitere Aktionen gegen den Vampir-Terror planen wollten. Nicole, seit ein paar Stunden wach, betrachtete den schlafenden Parapsychologen kopfschüttelnd.
»Aufstehen, mein Lieber«, sagte sie laut und zog ihm die Decke weg. »Sonst verschläfst du noch das Mittagessen!«
Zamorra rollte sich herum, verbuchte im Halbschlaf nach der Decke zu tasten, aber Nicole
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