0161 - Zuletzt wimmern sie alle
kurz um und liefen auch schon auf die Tür zu, die ein Schild als das Zimmer des Offiziers vom Dienst auswies.
Ein junger Mann von vielleicht dreißig Jahren mit sonnengebräuntem Gesicht saß hinter einem Schreibtisch und sah uns unwillig an, als wir bei ihm eindrangen, ohne auch nur angeklopft zu haben. Hinter uns erschienen ein paar Boys der Küstenwache, die Miene machten, die Eindringlinge hinauszuwerfen.
Ich riß meinen Dienstausweis heraus und warf ihn auf den Schreibtisch. Ein Schild verkündete, daß wir vor Lieutenant McPhillis standen.
»FBI«, keuchte ich atemlos. »Ich bin Cotton, das ist Decker. Um Gottes .willen, Lieutenant, tun Sie uns einen Gefallen und schalten Sie mal in Windeseile!«
McPhillis hatte nur einen kurzen Blick auf meinen Ausweis geworfen, dann war er auch schon aufgesprungen und rief, von unserer Eile angesteckt: »Okay, was ist los?«
»Wann ist die ›Santa Margareta‹ ausgelaufen?«
McPhillis warf einem seiner Leute einen fragenden Blick zu.
»Vor knapp zehn Minuten«, rief dieser mit einem Blick auf seine Armbanduhr.
»Ist sie noch innerhalb der Drei-Meilen-Zone?«
»Sicher!« sagte McPhillis.
Erleichtert atmete ich auf.
»McPhillis, besorgen Sie uns so schnell wie möglich Ihr schnellstes Boot. Wir müssen an Bord, bevor das Schiff unsere Hoheitsgewässer verlassen hat.«
McPhillis kam in sein Element.
»Schnellboot sechs klarmachen!« rief er. »Maschinengewehre an Bord! Funker soll auf Verbindung mit Hauptquartier gehen! Los, Boys, hastig, hastig!«
Die Boys rannten durcheinander wie Ameisen. Aber hier schien jeder zu wissen, was er zu tun hatte, wenn es einmal schnell gehen mußte. In überraschend kurzer Zeit meldete einer: »Schnellboot klar zum Ablegen, Sir!«
»Kommen Sie!« sagte McPhillis, der sich ein starkes Fernrohr umgehängt und seine Schirmmütze keck aufs Ohr gestülpt hatte.
Wir folgten ihm hinaus auf den Pier. Über eine schwankende Bohle balancierten wir an Bord. Jemand warf die Bohle zurück auf den Pier, ein anderer startete die Maschine, während McPhillis schon Anweisungen über den Kurs gab.
Als er seine Arbeit getan hatte, wandte er sich an uns: »Was ist denn los mit dem Kahn? Die ›Santa Margareta‹ läuft New York erst seit ungefähr einem Vierteljahr an, aber wir haben niemals gehört, daß bei ihr irgend etwas zu beanstanden gewesen wäre.«
»Das Schiff wird von Mädchenhändlern benützt, um ihre Fracht nach Südamerika zu bringen.«
»Was?« brüllte McPhillis. »Weiß denn der Kapitän davon?«
»Ebensowenig wie die Passagiere selbst. Die ganze Geschichte ist eigentlich ziemlich plump eingefädelt. Aber sie hat trotzdem ein paarmal geklappt.«
»Es sind also schon ein paarmal Mädchen damit nach Südamerika verschickt worden?«
»Anscheinend.«
»Hölle und Neunschwänzige!« tobte McPhillis.
»In Südamerika ist es noch nicht so schlimm wie in gewissen Ländern des Orients und Afrikas«, sagte Phil. »In Südamerika lassen sich die Mädchen durch Interpol wahrscheinlich wieder finden.«
Wir sprachen noch eine Weile darüber, und McPhillis machte seiner rechten Empörung durch einige kernige Flüche Luft. Dann setzte er sein Glas an die Augen und rief: »Wir haben sie! Da vom! Kurs zwei Strich Backbord! Äußerste Kraft voraus!«
Es war eine Freude zu sehen, wie das Schnellboot der Coast Guard durch die Wellen schoß. Die »Santa Margareta«, vor uns wuchs und wuchs, und schließlich waren wir mit ihr auf einer Höhe.
McPhillis gab einige Befehle. Ein Winker begann seine Flaggen zu wedeln, während ein anderer wieder andere Flaggen am Mast aufzog.
Ein paar Minuten Später verlangsamte die »Santa Margareta« ihre Fahrt. Auch wir gingen mit der Geschwindigkeit herunter, bis beide Schiffe fahrtlos nebeneinandertrieben.
McPhillis war ein geschickter Seemann. Ein paarmal glaubte ich, die Wellen würden unsere zerbrechliche Nußschale gegen die mächtigen Wände der »Santa Margareta« werfen, aber McPhillis verstand es, sie davor zu bewahren. Das Fallreep kam herunter, und wir sprangen hinüber. McPhillis uns nach.
Wir hasteten die Stufen hinan. Oben empfing uns ein braungebrannter Offizier mit elegantem Lippenbärtchen. Er sprach ein ziemlich gutes Englisch und bat, uns zum Kapitän führen zu dürfen.
Der Kapitän war ein kleiner, rundlicher, aber quicklebendiger Mann, der eine Menge lateinamerikanische Worte sagte, als wir ihm den Sachverhalt klargemacht hatten.
Dann ließ er uns von seinem Ersten Offizier
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