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0161 - Zuletzt wimmern sie alle

0161 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0161 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (2 of 2)
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davon?«
    »Sie - sie hat doch dem Boß erst eingeblasen, daß ihre Schwester weg müßte. Sie hätte Lunte gerochen. Weil sich eine Freundin von ihr bei Howleys Theateragentur gemeldet hatte. Raila und ihre Freundin müssen wohl darüber gesprochen haben, jedenfalls schien Raila den Verdacht zu fassen, daß der Boß einen schwunghaften Mädchenhandel betrieb nach Südamerika.«
    Phil stieß mich an. Wir waren beide einen Augenblick wie vor den Kopf geschlagen. Mädchenhandel. Mädchenhandel! Das war es gewesen, um was es ging.
    Natürlich, wenn man alle die Ereignisse richtig aneinanderreihte, dann hätte man darauf kommen können. Der Dampfer aus Südamerika. Der Anruf aus der Telefonzelle am Times Square. Sicher. Jetzt war alles klar.
    »Stetson, wer ist der Boß?« fragte ich noch.
    »Poores. Der bekannte Börsenmakler. Er hat Verbindungen nach Südamerika. Als Howley ihm zufällig mal sein Leid klagte, daß mit einer Theater- und Filmagentur heute verdammt nicht viel Dollars zu machen wären, da heckten sie den Plan mit Südamerika aus. Wenn ein junges Ding keine Angehörigen hatte, kreuzte Howley nach einiger Zeit mit der Nachricht auf, daß eine südamerikanische Filmfirma ein paar Blondinen bei seiner Agentur bestellt hätte. Die Mädchen brauchten nur Film zu hören und schon waren sie wie verrückt. Zwei ließen sich sogar ihr schwarzes Haar blond färben, mir damit sie auch in Frage kamen.«
    »Und dann habt ihr sie jedesmal mit der ›Santa Margareta‹ nach Südamerika geschickt?«
    »Ja.«
    »Steckt der Kapitän mit euch unter einer Decke?«
    »Ach was! Der glaubt genauso an die Filmgeschichte! Die Mädchen gehen doch jedesmal mit Ordnungsgemäßen Papieren an Bord! Wenn sie nie wiederkommen - bisher hat kein Hahn nach ihnen gekräht.«
    »Danke, Stetson«, sagte ich. »Das war alles. Meine Meinung zu Ihren Taten und zu Ihrer Sorte will ich Ihnen nicht sagen. Das Gericht wird Ihnen das hoffentlich deutlich genug zum Ausdruck bringen. - Komm, Phil! Ich denke, wir fahren mal zum Schiff.«
    Mein Freund nickte ernst: »Ja, das hatte ich auch gerade vorschlagen wollen. Aber lade vorher erst deine Pistole wieder voll, Jerry. Vielleicht brauchen wir die Waffen…«
    ***
    Wir wußten ja, wo die »Santa Margareta« angelegt hatte. Mit heulender Sirene jagten wir davon. Die Kollegen würden Stfetson mit seinen Kumpanen schon ins Distriktgebäude bringen.
    Unterwegs wurde kaum ein Wort gesprochen.
    Wir waren beide viel zu sehr in Gedanken mit diesem scheußlichen Verbrechen beschäftigt, das ein paar gewissenlose Männer betrieben hatten, nur weil damit ein paar lumpige Dollars zu verdienen waren. Handel mit Menschen. Etwas Gewissenloseres kann ich mir kaum vorstellen.
    Und dann hielt ich den Wagen auf dem elften Pier am East River.
    Ein paar kleinere Kähne lagen herum.
    Von der »Santa Margareta« war nicht einmal eine Mastspitze zu sehen.
    Entgeistert starrten wir beide hinaus auf das schmutziggraue Wasser des East River.
    »Das ist doch nicht möglich«, murmelte Phil. »Das kann doch nicht wahr sein…«
    Eine Weile waren wir wie gelähmt. Dann stieß ich Phil an: »Los, ruf deinen Bekannten im Quarantäne-Büro an! Jetzt ist es zwanzig vor drei. Die ›Santa Margareta‹ sollte doch erst um drei auslaufen!«
    Phil sprang in den Wagen. Ich hörte, wie er die Verbindung bei der Zentrale bestellte.
    Eine Minute später sprach er aufgeregt mit seinem Bekannten. Als er den Hörer zurück auf die Gabel des Sprechfunkgerätes warf, rief er mir zu: »Vorzeitig ausgelaufen, um die Verspätung der letzten Nacht hereinzuholen! Los, komm, zur Coast Guard!«
    Ich verstand. Wenn das Schiff erst ein paar Minuten unterwegs war, mußte es noch innerhalb der Drei-Meilen-Zone zu erreichen sein.
    Ich sprang ans Steuer, wendete den Wagen und jagte davon.
    Phil hatte wieder die Sirene eingeschaltet. Trotzdem wurde es eine lebensgefährliche Fahrt, denn am helllichten Tag ist Betrieb im Hafen.
    Feldbahnen rattern über die Geleise, Hafenarbeiter laufen umher, Kräne schwenken, und Lastenwagen rangieren hin und her.
    Nur der Tatsache, daß unsere Sirene uns ein paar Sekunden früher ankündigte, verdankten wir es, daß wir überall noch eine Lücke vorfanden, durch die wir hindurchhuschen konnten.
    Die Fahrt bis zum Pier der Küstenwache kam mir wie die längste meines Lebens vor, obgleich es eine der kürzesten Strecken war, die man in Manhattan überhaupt fahren kann.
    Wir stürmten in die Bude der Küstenwache hinein, sahen uns

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