0162 - Londons Pflaster ist heiß
überlassen.«
»Okay, wer war der Mörder?«
»Ein Berufskiller aus Liverpool. Er nennt sich Sandy Lyregg. Am besten suchst du ihn in der Kneipe Calcutta Inn Das ist sein Stammquartier.«
Ich warf Nollan einen Seitenblick zu.
»Was hältst du davon, wenn wir beide nach Liverpool fahren und uns nach Sandy Lyregg umsehen?«
In seinem Gesicht zuckte kein Muskel.
»Du hast zu befehlen«, sagte er nur.
»Schön! Verzichten wir auf Liverpool. Ich erledige das allein.«
Ich war überzeugt, dass Nollan log, dass es diesen angeblichen Berufskiller 40 überhaupt nicht gab, aber hier war der Punkt, an dem ich ihn nicht zur Wahrheit zwingen konnte, ohne mich wirklich echter Gangstermethoden zu bedienen.
»Stopp mal vor irgendeiner Teestube«, sagte ich, »falls eine schon geöffnet ist. Wir können zusammen frühstücken.«
Eine halbe Stunde später frühstückten James Nollan und ich. Nach diesem Frühstück fuhren wir weiter. Inzwischen war es längst neun Uhr geworden. Nollan blieb hinter dem Steuer, aber jetzt befahl ich, welchen Weg er zu nehmen hatte. Ich suchte mir einsame Straßen aus. Zum Schluss dirigierte ich ihn in einen Feldweg hinein.
»Stopp!«, befahl ich.
Sein Gesicht war sehr blass geworden. Er fuhr weiter, als habe er das »Stopp«, nicht gehört. Ich zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. Der Wagen blieb bockend stehen.
»Steig aus!«
Er rührte sich nicht. Seine Augen hatte er weit aufgerissen. Ich wusste, was in ihm vorging.
Das war die Methode, mit der Gegner erledigt werden. Man zwang sie, in eine einsame Gegend zu fahren, ließ sie aussteigen, klemmte sich selbst hinter das Steuer und schoss sie vom Wagen aus zusammen.
Ich brach in lautes Lachen aus.
»Ich habe dich für klüger gehalten, James. Vergiss nicht, dass Clean uns vor ein paar Stunden zusammen gesehen hat. Wenn jetzt deine Leiche gefunden würde, könnte das sehr unangenehm für mich Sein. Ich will noch gute Geschäfte mit dir machen. - Raus!«
Ich griff an ihm vorbei, öffnete die Tür auf seiner Seite und stieß ihn hinaus. Er stolperte, blieb aber auf den Beinen.
Ich rutschte auf den Fahrersitz, ließ den Motor anspringen und legte den Rückwärtsgang ein. Während der Wagen anrollte, schrie ich Nollan zu: »Deine Mühle findest du auf dem Parkplatz beim Opernhaus.«
Er sah mir nicht einmal nach, sondern hielt den Kopf gesenkt. Vielleicht wartete er immer noch auf eine Kugel. Wer heimtückisch ist, hält andere nicht für besser.
***
Ich pfiff vergnügt vor mich hin, während ich den Wagen nach London zurücksteuerte. Ich war ziemlich zufrieden mit mir. Nollan war unter meinem Stoß von seinem Gangsterboss-Thron heruntergepurzelt. Sobald er sich von seinem Schrecken erholt hatte, würde er vor Wut toben. Ich hatte einen Vertrag für den Wirrington Klub mit meinem Namen und Cleans Unterschrift, und Thomas Clean hatte zu dieser Stunde hoffentlich schon Nollans Geld kassiert. Nollan konnte diese Sache nicht rückgängig machen. Er konnte auch nicht mit Gewalt vorgehen und den jungen Clean seinem Onkel nachschicken, denn das hätte mich erst recht zum endgültigen Besitzer des Klubs gemacht. Er würde es sich auch dreimal überlegen, bevor er mich der Polizei anzeigte. Diese Vertragsaffäre brachte ihn, wenn die Polizei davon erfuhr, in eine unangenehme Verbindung zu mir, zu einem Mann also, der als Mörder gesucht wurde. Er hatte sich mit in der Falle verfangen, die er für mich aufgestellt hatte.
Sobald seine Wut verraucht war, würde er einsehen, dass ihm nur noch zwei Wege blieben, um die Dinge ins Reine zu bringen. Der eine Weg war, dass er mich umbrachte, den Vertrag wieder in seine Hand bekam, ihn zerriss und Clean jun. zwang, einen neuen Vertrag, dör Nollans Namen trug, zu unterschreiben. Dieser Weg barg einige Risiken. Clean, der ja das Geld schon kassiert hatte, konnte sich weigern, ein zweites Mal zu unterschreiben. Die Polizei konnte erfahren, dass Nollan und ich Differenzen miteinander gehabt hatten, usw.
Der zweite Weg war einfach. James Nollan musste sich endgültig mit mir einigen. Er musste mich als Mitglied seiner Gang betrachten lernen, und dann war ich da, wo ich von Anfang an hingelangen wollte. Ich hoffte sehr, dass der Gangster diesen zweiten Weg wählen würde.
Wie versprochen stellte ich den Wagen auf dem Parkplatz am Opernhaus ab und fuhr mit dem Bus nach Soho zurück. Es war beinahe Mittag, als ich wieder vor Brights Ateliertür stand. Er hatte mir gestern vor dem Ausgehen einen zweiten
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