0162 - Londons Pflaster ist heiß
Bedenkzeit lassen«, stotterte der junge Mann.
Ich wischte den Einwand unter den Tisch. »Entweder wird der Vertrag sofort unterzeichnet, oder die ganze Sache fällt unter den Tisch. Ich denke, wir können einen Schrieb verfassen, der vor Gericht als Vertrag gilt.«
»Mr. Nollan hat mir doch bereits den Vertrag zugeschickt. Ich brauche nur zu unterschreiben.«
»Desto besser«, antwortete ich ungerührt. »Holen Sie ihn her, Mr. Clean.«
Er zog die Schublade des Schreibtisches auf und nahm ein paar beschriebene Blätter heraus. Ich las nur die ersten Sätze. »Kaufvertrag zwischen Mr. James Nollan als Käufer und Mr. Thomas Clean als Verkäufer über den Verkauf des Wirrington Klub mit allen Einrichtungen und Lizenzen.«
Mit einer Büroklammer angeheftet war ein beglaubigter Scheck über dreitausendfünfhundert Pfund einer Londoner Bank, auf dem nur noch Nollans Unterschrift fehlte.
»Geben Sie mir bitte einen Füllfederhalter«, bat ich Clean.
Er tat es. Ich strich den Namen James Nollan durch und setzte dafür sorgfältig den Namen Sten Keyl ein. Dann schob ich den Scheck zu Nollan hinüber und reichte ihm mit einem Lächeln den Füller.
Nollan warf mir einen Blick zu, der giftiger war als ein Kobrabiss. Trotzdem unterschrieb er den Scheck.
»Unterschreiben Sie jetzt bitte den Vertrag«, bat ich Clean.
Er nahm zwar den Füller, aber er zögerte.
»Ich möchte nicht unterschreiben«, sagte er weinerlich. »Mr. Nollan hat mir drei Tage Bedenkzeit zugesichert.«
»James, sage bitte Mr. Clean, dass die Bedenkzeit hinfällig ist, und dass wir zusammen ein Konkurrenzunternehmen aufziehen, falls er nicht augenblicklich unterschreibt«, forderte ich Nollan auf.
»Ja«, stieß er hervor. »Das stimmt.«
Vielleicht wundern Sie sich, dass Nollan nicht den geringsten Widerstand leistete. Sie dürfen seine Herkunft nicht vergessen. Er war in den Staaten Gangster geworden, und er wusste, dass es dort üblich war, Differenzen zwischen Gangstern durch eine Pistolenkugel zu bereinigen. Er hatte selbst oft genug so gehandelt. Wenn ein Mann eine Pistole besitzt und der andere Mann besitzt keine, so bleibt dem »Nackten«, nichts anderes, als aufs Wort zu gehorchen. Nollan beurteilte andere nach seiner eigenen Art. Kein Wunder also, dass er mir zutraute, den Abzug zu betätigen.
Clean unterschrieb den Vertrag mit hochrotem Kopf. Ich faltete das Papier zusammen und steckte es in die Brusttasche. Dann stand ich auf.
»Noch einen Rat, Mr. Clean«, sagte ich. »Die Banken öffnen um neun Uhr. Am besten sind Sie der erste Kunde am Schalter und lösen den Scheck ein.« Ich grinste. »Was man hat, hat man.«
Ich stieß James Nollan an. Er erhob sich gehorsam.
»Wir müssen noch die Einzelheiten besprechen«, stammelte Clean verwirrt. »Wann wollen Sie den Klub übernehmen?«
»Machen Sie vorläufig weiter«, lachte ich. »Ich melde mich schon rechtzeitig, wenn ich Lust verspüre, den Direktor zu spielen. Bis dahin dürfen Sie die Tageskassen als Ihr Gehalt betrachten.«
Wir gingen und ließen Thomas Clean in einem Zustand restloser Verwirrung zurück.
Es dämmerte, als wir auf der Straße standen. Nollan zögerte am Wagenschlag.
»Steig ein, James!«, befahl ich. »Du bist noch nicht erlöst. Vor neun Uhr kann ich dich nicht entlassen. Sonst rufst du deine Bank an, lässt den Scheck sperren und meine ganze Mühe war umsonst. Fahre irgendwohin, am besten in eine grüne Umgebung.«
Er knirschte nicht einmal mit den Zähnen. Er gehorchte einfach. Als wir Londons Stadtgrenze verlassen hatten, und die Gegend einsam genug geworden war, begann ich das zweite Thema.
»Jetzt erzähle mir, wer in deinem Auftrag den alten Clean umgelegt hat.«
Nollan sah verbissen geradeaus.
»Den Fall erledige ich selbst.«
»Wie meinst du das?«
»Das verstehst du doch. Ich sorge dafür, dass er nicht mehr reden kann.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Oh, nein, James. Scotland Yard sucht einen Mann mit meinem Gesicht als vermutlichen Mörder des alten Clean. Es nützt mir nichts, wenn du den wirklichen Täter umlegst. Ich muss ihn diesen englischen Cops als Mörder liefern.«
Nollan sah geradeaus.
»Wahrscheinlich hängst du selbst am Strick, wenn der wirkliche Täter gehängt wird«, sagte ich.
»Nein«, sagte Nollan. »Ich habe Vorsorge getroffen. Der Täter kennt mich nicht.«
»Irgendwen aus deinem Verein muss er kennen.«
»Natürlich.« Er wandte mir den Kopf zu. »Wenigstens diesen Teil der Arbeit wirst du doch hoffentlich mir
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