0162 - Londons Pflaster ist heiß
der Erde, schien aber noch zu funktionieren.
»Kümmern Sie sich ein wenig um unsere Freunde«, sagte er, während er die Nummer wählte.
Ich griff mir Sandy Wells, der immer noch wimmerte, half ihm hoch und schleifte ihn ins Badezimmer.
»Was hast du mit mir vor?«, jammerte er.
»Ich halte es für nötig, dass diese Schramme ausgewaschen wird, bevor du dir eine Blutvergiftung daran holst. Pistolenläufe sind bekanntlich leicht geölt.«
Ich behandelte ihn mit einem nassen Handtuch und aller Vorsicht, aber er schrie dennoch wie am Spieß. Ich warf ihm das Handtuch hin.
»Mache es selbst, wenn du dich wie ein Baby anstellst!«, schnauzte ich ihn an.
Er tupfte in seinem Gesicht herum wie ein Mädchen, das Sorge um den Teint hat.
»Jetzt will ich von dir wissen, wo sich Nollan befindet«, sagte ich, »und ich rate dir, dich nicht lange mit Lügen aufzuhalten.«
»Der Chef ist in Birrington!«
Die Antwort kam prompt. Sandy Wells besaß in seiner miserablen Verfassung nicht die Nerven, zu lügen. Birrington? Den Namen des Ortes hatte ich schon einmal gehört. Richtig! Bright hatte ihn genannt, als er von jener Jane Badwin sprach, die Nollan am Anfang seiner Laufbahn in den Sattel geholfen hatte. Wohnte die Dame nicht Fleet Street 28? Okay, wir würden sehen.
Wells sah mich mit dem Blick eines getretenen Hundes an.
»Sandy?«, fragte ich langsam. »Hast du den alten Clean erschossen?«
»Nein! Bestimmt nicht, Keyl. Ich glaube, es war Glads. Er ging hinein. Ich war in einem Zimmer gegenüber vom Wirrington Klub. Ich…«
»Darüber reden wir später. Bist du fertig? Dann komm!«
Lester hatte sein Telefongespräch beendet.
»Der Doktor kommt gleich.«
Ich suchte mir aus dem Gewühl der durcheinandergeworfenen Klamotten eine Jacke.
»Wells erklärt mir, dass Nollan sich in Birrington befindet, wahrscheinlich doch bei jener Frau, von der Sie sprachen. Hieß sie nicht Jane Badwin? Und war die Adresse nicht Fleet Street 28?«
Er nickte, zog eine schmerzliche Grimasse. Offenbar tat ihm das Nicken weh.
»Ich werde hinfahren«, sagte ich.
»Sie Atollen mit Nollan reden?«
»Finden Sie nicht, dass ich nach dieser Szene ein paar Worte mit ihm zu reden habe?«
»Sicher, aber wollen Sie nicht den Arzt abwarten? Sie haben einiges abbekommen.«
»Das ist nicht ernsthaft. Ich verstehe mich darauf. Ich denke, dass Glads auf schnellstem Wege nach Birrington fährt, und ich weiß nicht, was Nollan unternehmen wird. Ich könnte mir vorstellen, dass er eine kleine Luftveränderung vorzunehmen beabsichtigt.«
»Sie glauben, dass er türmen könnte?«
»Ja, ich fürchte es. Ich muss ihm erklären, dass ich immer noch auf eine Einigung mit ihm scharf bin.«
Bright riss die Augen auf.
»Sie wollen sich immer noch mit ihm einigen?«
Konnte ich Bright erklären, aus welchen Gründen ich Nollan schonen wollte? Man muss eine Rolle, die man einmal übernommen hat, unter allen Umständen zu Ende spielen.
»Klar! Solche Späße unternimmt ein Gang-Chef nur solange, wie er glaubt, er könne sein Ziel damit erreichen, und ich hoffe, Nollan sieht jetzt endlich ein, dass er mich so nicht los wird.«
Chu-Wong war im Begriff, sich zu erholen. Sandy Wells hatte sich in einen Sessel gesetzt und presste das nasse Handtuch gegen sein lädiertes Gesicht.
»Ich hoffe, Sie machen mir keine Schwierigkeiten, Lester. Bestehen Sie bitte nicht darauf, die Polizei zu rufen. Ich werde dafür sorgen, dass Nollan Ihnen den Schaden ersetzt und ein dickes Heilpflaster von Pfundnoten auf Ihren Schädel pappt.«
»Hm«, machte er und ging mit langsamen Schritten durch den Raum. »Ich weiß nicht, ob Sie richtig handeln, Keyl, aber…«
Zwei Pistolen lagen auf dem Fußboden des Ateliers herum, die eine von ihnen gehörte Sandy Wells, die andere war die Kanone, die ich neben dem ermordeten Anthony Clean gefunden hatte.
Für einen so schwer angeschlagenen Mann bückte sich Lester Bright überraschend schnell und hob Wells Pistole auf. Er drehte sich um, und wenn seine Hand auch ein wenig zitterte, so richtete er den Pistolenlauf doch ziemlich genau auf meine Magengrube.
»Ich bin dagegen, dass Sie nach Birrington fahren, Keyl«, sagte er.
Ich starrte ihn an, als hätte er soeben erklärt, er sei in Wahrheit der Prinzgemahl von England.
»Lester«, stotterte ich, »Sie wollen mich doch nicht hindern, meine Angelegenheiten ins Reine zu bringen.«
Er lächelte dünn. »Ich halte es einfach nicht für richtig, dass Sie nach Birrington gehen. Das
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