0162 - Londons Pflaster ist heiß
rechte Hand packte den Stuhl, riss ihn hoch. Es war ein relativ schwerer Stuhl aber ich war jetzt zornig genug, das Gewicht nicht zu spüren.
Ich schlug ihn Chu-Wong um die Ohren. Er versuchte auszuweichen. Ich stellte ihn und schlug aus einer Körperdrehung heraus seitlich zu.
Der Hieb fegte ihn von den Beinen. Er fegte das Messer aus seiner Hand. Er fegte einen Teil des Verstandes aus seinem Gehirn.
Er kam noch einmal hoch, aber jetzt ganz langsam und ohne die Geschmeidigkeit, die ihn so gefährlich gemacht hatte. Ich ließ fallen, was ich von dem Stuhl noch in der Hand hielt, ging hin und schlug ihn mit einem Haken herunter. Er stürzte zusammen, schloss die Augen. Seine Arme fielen auseinander. Es war aus.
***
Ich sah mir meinen linken Arm an. Mein Hemdärmel war zerschlissen und so rot wie eine Hibiskusblüte in den Haaren eines Hawaii-Girls.
Ich riss den Hemdärmel völlig herunter und sah mir den Schlitz an, den Chu-Wong mir beigebracht hatte. Obwohl es mächtig blutete, schien ich Glück gehabt zu haben. Die Schlagader und Sehnen schienen in Ordnung geblieben zu sein.
Mit der rechten Hand und den Zähnen machte ich mir einen Notverband, und dann kümmerte ich mich um Lester Bright.
Der arme Junge sah nicht gerade so aus, dass er mit Erfolg auf einem Schönheitswettbewerb für Herren hätte konkurrieren können. Am schlimmsten war, dass sie ihm irgendeinen Gegenstand mächtig auf den Schädel gehämmert hatten.
Ich bearbeitete ihn mit Wasser und Whisky, den ich ihm zwischen die Zähne goss. Davon musste er husten, und das brachte ihn zum Bewusstsein zurück.
Ich half ihm, sich aufzurichten. Er probierte ein schwaches Grinsen.
»Alles all right?«, lispelte er in seinem vornehmen Oxfordenglisch.
Ich nickte und schleifte ihn zur Couch, legte ihn darauf und drückte ihm die Whiskyflasche in den Arm.
Dann kümmerte ich mich um Sandy Wells. Der Gangster hatte von selbst ins Bewusstsein zurückgefunden, wimmerte wieder und tastete in seinem Gesicht herum.
»Einen Arzt!«, jammerte er. »Ich brauche einen Arzt!«
Meiner Meinung nach brauchte er durchaus noch keinen Arzt. Wenn es ihm ein bisschen weh tat, so war das nicht eine zu harte Strafe für ihn.
Chu-Wong schlief noch fest. Um ihn brauchte ich mich noch nicht zu kümmern.
Ich ging ins Badezimmer und verpflasterte meinen Arm. Als ich zurückkam, war Lester immerhin so weit, dass er sich selbst aus der Whiskyflasche bedienen konnte.
»Tut mir leid«, sagte ich. »Es sieht aus, als hätten Sie meinetwegen einigen Ärger gehabt. Ich glaube, Sie brauchen einen Arzt. Ich wünschte, ich wüsste einen Doktor, der Sie verpflastert, ohne viel Fragen zu stellen.«
»Solchen Arzt kenne ich«, antwortete er, »aber ich halte es noch ein paar Minuten ohne ihn aus. Hören Sie, Keyl, der Besuch galt Ihnen und dem verdammten Kaufvertrag. Sie müssen festgestellt haben, dass Sie bei mir wohnen. Also rückten sie an. Glads hielt mir eine Pistole vor die Brust und sagte, wenn ich mich still verhielte, dann würden sie mich gnädig behandeln. Er redete so hochnäsig daher, dass ich es als Herausforderung betrachtete. Ich schlug mich trotz der Pistole mit ihnen herum, aber irgendwann wurden sie mit mir fertig. Sie stellten die Wohnung auf den Kopf, um den Vertrag zu finden. Übrigens knackten sie auch Ihre Koffer, Sten.«
»Der Vertrag ist hier«, sagte ich und suchte in den Resten meines Jacketts. Die Papiere wiesen einige Löcher auf.
»Auf den Gedanken kamen sie schließlich auch. Glads gab die entsprechenden Anweisungen, um Ihnen einen heißen Empfang zu bereiten. Vielleicht hatten sie von Anfang an die Absicht, Sie auf jeden Fall zu erledigen, mit oder ohne gefundenen Vertrag. Ich lag die ganze Zeit reglos auf dem Boden und tat so, als wäre ich absolut ohnmächtig. Ich nahm’s sogar hin, dass Glads meine Ohnmacht mit ein paar Fußtritten prüfte. Leider kauerte er sich doch in meine Nähe hin. Ich wartete auf eine günstige Gelegenheit, aber ich fand sie nicht, bis ich Sie mit dem Schlüssel klirren hörte. Ich versuchte, Slim Glads an den Hals zu gelangen. Er reagierte schnell genug und schickte mich mit einem Hieb seiner Pistole in eine echte Ohnmacht.«
»Vielen Dank, Lester. Ohne Ihre Warnung wäre ich in die Falle getappt. -Geben Sie mir jetzt die Nummer von dem Arzt!«
Er winkte ab. »Ich denke, es ist besser, wenn ich ihn selbst anrufe.«
Ich wollte protestieren, aber er richtete sich auf, kam auf die Beine und schwankte zum Telefon. Es lag auf
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