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0163 - Der Hexenhenker

0163 - Der Hexenhenker

Titel: 0163 - Der Hexenhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Antonius Hary
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ihr. Der Boden war für sie wie die Oberfläche eines sturmgepeitschten Meeres. Sie drohte das Gleichgewicht zu verlieren und hinzufallen. Mühsam hielt sie sich aufrecht.
    Der Kreis! hämmerten ihre Gedanken. Ich muß den magischen Kreis erreichen.
    Der Professor und auch James Withe waren nicht mehr zu sehen. Was war mit ihnen geschehen?
    Dort, wo Zamorra mit Kreide den Kreis gezeichnet hatte, erhob sich jetzt eine milchigweiße Wand, die bis zur Decke reichte. Nicole glaubte Schatten zu sehen, die sich hinter dieser Wand bewegten, hin und her huschten, auf und nieder zückten. Gewiß nur eine Täuschung ihrer Sinne.
    Der Kreis! Dieser Begriff wurde Mittelpunkt ihres Denkens und half ihr, die Konzentration aufrechtzuerhalten. Dabei schienen es Meilen zu sein bis zu der weißen Wand.
    Weiß war die Farbe der guten Magie. Dem entsprechend mußte die Spähre um Zamorra positiver Natur sein.
    Ein Grund mehr für Nicole Duval, dort Zuflucht zu suchen.
    Sie schaffte es nicht. Ihre butterweichen Knie gaben nach, und Nicole Duval sank zu Boden. Ihre Hände suchten nach Halt. Da gab es keinen. Der Boden war glatt. Nur noch einen Schritt bis zur weißmagischen Wand. Sie stieß sich mit den Ellenbogen ab und schleppte sich weiter. Längst war ihr nicht mehr bewußt, daß noch immer furchtbare Schreie aus ihrer Kehle drangen, hörbar bis hinaus auf die Straße. Sie schrie und versuchte damit, die ungeheure Spannung abzubauen, die in ihr entstanden war.
    Das Böse wollte sie aufhalten, und das Böse siegte. Wimmernd blieb Nicole liegen.
    Wie durch einen Nebel hörte sie Stimmen und Schritte. Ungeheure Mühe kostete es sie, den Kopf zu wenden. Die Tür nach draußen war geöffnet. Schatten drangen herein. Sie hatten Nicole zum Ziel.
    »Da ist sie«, sagte ein bärtiger Mann mit harter Stimme und deutete mit ausgestrecktem Arm auf die am Boden Liegende. »Packt die Hexe und bringt sie fort!«
    Die anderen gehorchten schweigend. Nicole fühlte sich von brutalen Fäusten hochgerissen. Sie streckte hilfesuchend beide Hände nach der weißmagischen Wand aus, obwohl sie wußte, daß dieses Ziel jetzt erst recht unerreichbar für sie geworden war.
    Den Männern schien die Nähe der weißmagischen Spähre nicht zu behagen. Sie beeilten sich, Nicole nach draußen zu bringen.
    Nicole wehrte sich nur schwach. Sie hatte keine Kräfte mehr. Und als sie aufhörte, sich gegen das Böse zu wehren, wurde es besser für sie. Ihr Körper erholte sich. Nur ihr Geist schwamm in einer undurchsichtigen Brühe, ohne die Chance, wieder das Licht der Wirklichkeit zu erblicken. Nicole Duval wurde ebenfalls Bestandteil der schwarzmagischen Sphäre in Bloodstone.
    Es wurde ernst, bitterernst, und nicht nur für Nicole Duval, sondern für die ganzen Bewohner des Ortes.
    Wer nicht direkt betroffen war, erkannte dunkel, daß dies hier eine künstliche, unnatürliche Sphäre war, die sie alle der Wirklichkeit entriß. Aber mit dieser Erkenntnis konnten sie nichts anfangen.
    Und Zamorra weilte mit James Withe im Nirgendwo.
    Als würde das, was er getan hatte, haargenau den Plänen der bösen Mächte entsprechen.
    Professor Zamorra hatte sich gelber neutralisiert und hatte nun keine Möglichkeit mehr, in das Geschehen in Bloodstone einzugreifen.
    Hatte er das denn nicht vorausgesehen?
    ***
    In Bloodstone war im wahrsten Sinne des Wortes der Teufel los. Viele Männer, darunter auch diejenigen, die James Withe zu lynchen versucht hatten, wurden von einem unwiderstehlichen Zwang befallen, der alles selbständige Denken unterdrückte und sie nur noch im Sinne des Fluches handeln ließ.
    Sie kannten sich in Bloodstone aus. Jeder war hier jedem bekannt. Deshalb wußten sie haargenau, wohin sie sich zu wenden hatten. Das Grauen eskalierte in Bloodstone. Überall hörte man die Schreie von Frauen, die sich gegen die Gefangennahme wehrten. Väter, die nicht so stark vom Bösen befallen waren, versuchten, ihre Töchter zu verteidigen. Sie wurden nur brutal niedergeknüppelt. Das Böse begann auf der ganzen Linie zu siegen.
    Niemals zuvor war der Fluch in solchem Maße wirksam geworden. Dabei geschah es am hellichten Tag.
    Dunkle Wolken bedeckten den Himmel und vertrieben das strahlende Tageslicht, denn es war der Feind des Bösen. Die Sonne wurde von einer dicken Wolke verhangen. Sie sah aus wie die Inkarnation des Bösen überhaupt. Wenn man hineinsah, hatte man den Eindruck, ein dämonisches Antlitz darin lauem zu sehen, das schadenfroh herabgrinste.
    Mütter brüllten

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