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0163 - Der Hexenhenker

0163 - Der Hexenhenker

Titel: 0163 - Der Hexenhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Antonius Hary
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ihre Verzweiflung hinaus. Sie wagten es nicht, sich den Schergen der Hölle zu widersetzen.
    Jedes Mädchen war betroffen, das auch nur entfernt Lydia Manshold ähnelte.
    Rund fünfzig kamen zusammen. Von den Besessenen wurden sie durch die Straßen und Gassen von Bloodstone getrieben. Ziel war der Markt.
    Dort blieben sie nicht. Wie Nicole Duval wurden sie zu den Heiligen Häusern gebracht, die aus dem Nichts neu entstanden und den Plàtz einiger Häuser einnahmen, die eigentlich zu einem späteren Zeitpunkt errichtet worden waren.
    Es blieb nur eine einzige Insel inmitten dem Geschehen. Diese Insel befand sich in der Herberge von Mrs. Coldwater. Die dicke Frau saß hinter ihrem Tresen und blickte teilnahmslos vor sich hin. Sie zeigte keinerlei Interesse an all den Dingen, und das Böse zwang sie nicht, mitzumachen.
    Die Mädchen wurden zunächst nicht zu den Folterkammern gebracht, sondern zu den Kerkern, die zu den Heiligen Häusern gehörten.
    Plötzlich hörten sie kreischendes Lachen. Über dem Markt materialisierte der Kopf der Hexe Ellen Sanders. Voller Genugtuung hatte sie alles beobachtet.
    »Kommt, ihr lieben Seelen, die ihr längst mir gehört. Kommt schon, kommt! Der Henker wartet darauf, das Urteil zu vollstrecken, und dieses Urteil bedeutet Tod Damit erst seid ihr frei, um mit mir die unselige Gemeinschaft einzugehen. Viele Seelen habe ich vereinnahmt, Im Laufe der Zeit haben sie meine Macht vermehrt. Der Tag wird vergehen und der Nacht weichen. Zur Stunde der Dämonen findet die Hinrichtung statt. Freut euch, ihr lieben Seelen, denn das bringt die Vollendung. Und hofft nicht auf den Narren Zamorra. Er hat sich selbst neutralisiert und wird nicht zurückkehren können, bis die Pläne des Bösen erfüllt sind. Und dann erfolgt seine Rückkehr zu spät. Vernichten werden wir ihn.«
    Abermals dieses kreischende Gelächter, das jeder im Ort hörte. Die Menschen duckten sich in Panik und namenloser Furcht. Jetzt waren sie überzeugt davon, daß dieses schlimme Schicksal nicht mehr von ihnen abgewendet werden konnte.
    Zu dieser Überzeugung gelangte auch Nicole Duval.
    Armer Chef, dachte sie benommen. Du hast einmal einen Fehler gemacht in deinem Leben und dieser Fehler macht alles zunichte, was du vorher geleistet hast. Dies hier ist das Ende für dich, und ich werde noch vor dir gehen.
    Es ist jammerschade um uns beide, nicht wahr?
    Eine Art Galgenhumor, der sie letzteren Satz denken ließ.
    Sie sah sich in ihrem Kerker um. Mit zehn Mädchen war sie eingepfercht worden, und es war nicht mehr Platz vorhanden als in einer Ölsardinenbüchse.
    Es ist ja nicht für lange. Die Stunden werden vergehen, Mitternacht wird kommen und damit das Ende unseres irdischen Daseins. Was danach folgt, wagen wir uns nicht einmal in unseren kühnsten Fantasien vorzustellen. Wir werden zu Bestandteilen der Hölle und wer vermag zu ahnen, wie man sich in einer solchen Rolle fühlt? Vielleicht fühlt man überhaupt nichts mehr?
    Sie schloß die Augen und ließ sich auf das trockene Stroh sinken. Noch einmal ließ sie die Bilder ihrer Entführung vor sich ablaufen wie einen Film. Erst als sie keinen offenen Widerstand mehr geleistet hatte und sich auch ihr Geist auf die unabwendbare Situation einstellte, fiel die Lähmung von ihr ab. Zur Zeit fühlte sie sich wieder ganz normal. Sie stand weniger unter dem Eindruck des Geschehens als die anderen Frauen.
    Nicole lehnte sich gegen die kalte, rauhe Wand des Kerkers und öffnete die Augen wieder. Neben sich hatte sie herzzerreißendes Schluchzen gehört. Das Mädchen war erst siebzehn und ihre Augen waren rot vom Weinen.
    Nicole streckte die Rechte aus und streichelte ihr über das schwarze Haar.
    »Was ist denn?«
    Verständnislos blickte sie das Mädchen an.
    »Da fragst du noch?«
    Na, dachte Nicole, jetzt hört sie wenigstens auf zu weinen.
    »Es gibt keinen Grund zum Verzagen. Denke immer daran, daß das Böse so mächtig gar nicht sein kann. Es blüht meistens im Verborgenen, und wo es ausbricht, stößt, es an seine Grenzen. Sonst hätte es längst die Herrschaft über das Diesseits übernommen.«
    Das Mädchen ballte die Hände zu Fäusten. »Du redestgerade so, als hättest du Ahnung.«
    Nicole bemühte sich um ein freundliches Lächeln. Es gelang ihr einigermaßen.
    »Das sieht nicht nur so aus, sondern ist so. Ich habe keine Furcht. Du hast die Stimme der furchtbaren Hexe gehört. Warte doch einmal ab, bis Mitternacht kommt. Bis dahin ist noch lange, und es kann eine ganze

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