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0163 - Um das Leben meines Freundes

0163 - Um das Leben meines Freundes

Titel: 0163 - Um das Leben meines Freundes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Um das Leben meines Freundes
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Gaffer, die hinter den randalierenden Jugendlichen längst einen dicken Kreis gebildet hatten.
    »Was ist los, Jerry?«
    »Schnapp dir den Burschen! Bring ihn ins Haus! Fessle ihn an ein Treppengeländer oder sonstwohin! Er muß in der Nähe sein, und darf nicht entkommen können.«
    »Okay!« brüllte Morty zurück.
    Ich hob meinen Hut auf und winkte damit zum Zollamt hin. Ein paarmal wedelte ich mit dem Hut in die Richtung der Morris Street hinein. Bis eines der Fernrohre oben am Fenster meine Bewegung wiederholte.
    Ich stülpte mir den Hut auf, drehte mich um und hetzte weiter. Das Cunard Building ist ein großes Eckhaus, dessen eine Front zum Broadway hin und dessen andere zur Morris Street hin liegt. Als ich die Ecke dieser beiden Straßen erreicht hatte, sah ich einen blauen Ford, älteres Modell, genau am letzten Seiteneingang des Cunard Building stehen.
    Ich drückte mich eng an die Wand, zog meine Pistole und wartete. Zum Glück gab es so etwas wie eine handtiefe Nische in der Fassade, so daß ich mich fast ganz hineindrücken konnte.
    Am anderen Ende der Morris Street stand ein schwarzer, neutraler Wagen. Ich konnte ihn aus der Entfernung nicht erkennen, aber ich war sicher, daß es einer der Wagen von unserer Überwachungsabteilung war.
    Es mochte vielleicht fünf oder sechs Minuten gedauert haben. Noch immer gellten vorn am Bowling Green die Schreie brüllender Jugendlicher gen Himmel. Noch immer heulten zwei Polizeisirenen, jetzt schon sehr nah. Ab und zu verstand man auch ein Wort des Polizisten, der aus dem Lautsprecherwagen heraus sprach. Aber die ersten Fensterscheiben klirrten auch schon.
    Und dann kamen sie. Vier Männer. Mit großen, prall gefüllten Reisesäcken.
    Schlagartig war mir alles klar. Am Freitagmorgen war Löhnung. Zweioder dreitausend Hafenarbeiter würden ihren Wochenlohn bekommen. Gelder zwischen hundert und hundertachtzig Dollar pro Nase. Heute war Donnerstag. Irgendwann mußte ja die Buchhaltung anfangen, die Lohntüten fertig zu machen. Wahrscheinlich doch wohl in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag.
    Das war der große Coup, von dem Burton träumte.
    Ich hob meine Pistole und schoß. Der vorderste der vier Männer schrie auf, sein Sack fiel auf die Straße. Er warf die rechte Hand in einer fast komischen Gebärde hoch, dann wankte er und brach in die Knie.
    Für den Bruchteil einer Sekunde waren die anderen drei wie erstarrt. Dann ging der zweite Akt dieses Dramas los.
    ***
    Einer machte einen gewaltigen Satz nach vorn, um das Auto noch zu erreichen. Ich drückte ein zweites Mal ab, er blieb stehen wie vom Blitz getroffen, der schwere Sack schlenkerte ihm zwischen die Beine, er verlor das Gleichgewicht und stürzte.
    Die Autotür wurde aufgerissen. Es blitzte zweimal auf, aber die Kugeln gingen viel zu hoch über mich hinweg, denn ich lag längst auf den Knien in meiner Nische.
    Die beiden übrigen Männer hatten den Rückzug angetreten. Sie verschwanden in dem Seiteneingang, aus dem sie gekommen waren. Der Mann am Steuer gab die Knallerei auf und startete den Wagen.
    Ich hätte ihm ein paar Kugeln in die Kühlerhaube jagen können. Aber ich wollte es nicht. Die Überwachungsabteilung würde schon arbeiten, wenn er abbrauste.
    Mit zwei Sätzen sprang ich vor und warf mich hart neben dem Wagen aufs Pflaster. Es war eine Flucht nach vorn. Wäre ich in der Nische geblieben, hätte er mich in dem Augenblick zusammenschießen können, in dem er an mir vorbeifuhr.
    Die beiden Verwundeten stöhnten. Aber einer hob doch noch seine Pistole. Ich schoß aus dem Liegen, und er streckte sich. Der blaue Ford kam endlich auf Touren und brauste davon.
    Ich richtete mich auf und sprang zur Hauswand. Die Tür des Seiteneingangs stand offen. Direkt davor lag der dritte pralle Reisesack.
    Mit der Pistole in der Hand blieb ich an der Hauswand stehen und wartete. Der schwarze Wagen weiter hinten entpuppte sich als Mercury. Er jagte dem Ford nach. Ich grinste zufrieden.
    Endlich kamen die Kollegen.
    »Die beiden in einen Krankenwagen!« rief ich ihnen entgegen. »Die Säcke sicherstellen!«
    Dann drehte ich mich um und schob mich langsam auf die offenstehende Tür zu. Ich hörte das Poltern von Schritten weit oben im Treppenhaus.
    Zusammen mit drei oder vier Kollegen lief ich ins Haus und sah im Schacht des Treppenhauses nach oben. Die Fahrstuhlschächte mußten auf einer anderen Seite liegen. Vielleicht war dies nur die vorgeschriebene Treppe für Feuergefahr.
    Wir stürmten hinan. Eine Etage, zwei,

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