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0165 - Bis zum letzten Atemzug

0165 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: 0165 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bis zum letzten Atemzug
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aus.
    An den Haken hingen die Seiten der geschlachteten Rinder. Hinten in den Regalen standen die Konservenbüchsen Tausende und Abertausende. Sie waren so neu, wie etwas nur neu sein kann.
    »Das wär’s«, sagte Phil und rieb sich zufrieden die Hände. »Das Rätsel ist gelöst.«
    »Nicht so hastig«, dämpfte ich. »Jetzt müssen wir nämlich noch den Boss finden…«
    ***
    Es war auf die Minute genau zwölf Uhr, als wir mit zwei G-men in der Haustür eines Mietsblocks standen, das dem Tor fünf der NMC genau gegenüber lag. Neben dem Tor stand ein Zeitungsverkäufer, der in Wahrheit ein G-man war. An der Straßenlaterne mühten sich zwei Burschen in blauem Overall ab, die noch nie eine Laterne repariert hatten. G-men.
    Die Mittagssirene läutete die Pause ein. Wenige Sekunden später strömten sie schon in hellen Scharen heraus. Ich hielt den Kopf vorsichtig in den Türspalt, bis ich ihn entdeckt hatte.
    »Da!«, sagte ich. »Dort der Hüne mit der Glatze und dem schwarzen Lippenbart.«
    Die beiden Kollegen tippten mit dem Zeigefinger an die Hutkrempe und schoben sich an uns vorbei zur Hoftür hinaus. Ich sah, wie die beiden Arbeiter an der Laterne sich von einem, anderen Winkel her durch die Menge der hinausströmenden Arbeiter schoben.
    Ich zog die Haustür zu. Es war nicht nötig, dass man uns erkannte. Was jetzt zu geschehen hatte, mussten die Kollegen abmachen. Wir durchquerten den Hausflur nach hinten, drückten die Hoftür auf und traten ins Freie. Zum ersten Mal, seit wir in Chicago waren, riss die dunkle Wolkendecke einmal auf und ließ einen schüchternen Sonnenstrahl durchfallen.
    Phil und ich überquerten den Hof und verschwanden hinter dem hohen Bretterstapel, der in der hintersten Ecke lag. Links gab es eine kleine Möbeltischlerei, in der eine Kreissäge ihr schrilles Lied sang.
    Nachdem wir uns davon überzeugt hatten, dass uns niemand beobachtete, kletterten wir auf den Bretterstapel hinauf und von da über die Mauer, die das Grundstück zum Nachbarn hin abgrenzte.
    Noch einmal mussten wir einen Hof überqueren, um wieder an eine Hofmauer zu gelangen. Gerade wollte ich Phil helfen, auf die Mülltonne zu kommen, die uns als Basis für das Bezwingen der nächsten Mauer dienen sollte, als jenseits der Mauer eine Stimme und hastigö Schritte laut wurden. Die Schritte kamen auf die Mauer zu, und die Stimme rief: »Halt! Bleiben Sie stehen! Oder wir schießen!«
    Über der Mauer tauchte ein Kopf auf. Ein Kopf, den wir kannten. Der völlig unverwechselbare Schädel von Rohnes. Schweiß stand ihm auf der Stirn, seine Augen funkelten und zeigten, dass auch in diesem Koloss wenigstens ein Gefühl wohnte, das er mit anderen Menschen gemeinsam hatte: die Angst.
    Phil sprang von der Mülltonne herunter. Im selben Augenblick landete auch Rohnes mit lautem Geräusch auf seinen riesigen Füßen.
    Als er sich aufrichtete, fing er den ersten Haken von mir ein. Ich hatte einiges hineingelegt, aber er schüttelte nur den Kopf, als wolle er ein lästiges Insekt verjagen.
    Ich schlug sofort nach, zwei kurze Brocken in seine kurzen Rippen, einen harten Schlag auf sein Schlüsselbein.
    Er verzog schmerzlich das Gesicht, aber dann war es mit meinen Erfolgen auch vorbei. Er wischte mich beiseite, als ob ich ein Blatt Papier wäre.
    Phil warf sich ihm in den Weg. Er wurde genauso zur Seite geblasen wie ich. Rohnes spurte los.
    »Stehen bleiben! Wir schießen! Bleiben Sie stehen! Ich schieße!«, gellte in diesem Augenblick der zweite und dritte Warnungsruf unserer Kollegen von der Mauer herab.
    Rohnes dachte nicht daran. Er jagte auf die Hintertür des Hauses zu. Zweimal krachten die Pistolen der Kollegen. Rohnes tat einen Luftsprung, stockte plötzlich, als wäre er gegen eine unsichtbare Mauer gerannt, und sackte schwer nach vorn zusammen.
    Im Nu waren wir bei ihm. Eine Kugel hatte ihm das Hüftgelenk zerschmettert. Er wimmerte leise vor sich hin.
    »Einen Krankenwagen, schnell!«, rief ich den Kollegen zu.
    »Okay!«
    Einer trabte los. Phil kniete neben Rohnes nieder und zerschnitt ihm mit dem Taschenmesser die Hose.
    Ich hielt ihm den Kopf, damit er nicht auf den scharfkantigen Steinen zu liegen brauchte, die hier herumlagen. »Rhones, verstehen Sie mich?«
    »Jaa…«, stöhnte er.
    »Euer Spiel ist aus, Rohnes«, sagte ich hart. »Wir haben das Fleisch gefunden.«
    Er stieß einen Laut aus, in dem sich Angst, Schmerzen und Wut mischten.
    »Wollen Sie allein für alles bezahlen, Rohnes?«, fragte ich, und ich sah

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