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0165 - Bis zum letzten Atemzug

0165 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: 0165 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bis zum letzten Atemzug
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Wagner mit einer Stimme, die sich fast überschlug. »Wie sind Sie dem Kerl so plötzlich auf die Spur gekommen?«
    »Weil er so freundlich war.«
    »He?«
    »Sie haben schon richtig gehört. Wenn Ihnen jemand, der bisher nur geknurrt hat und Sie zweimal zusammenschlug, plötzlich, wie Honig ums Maul geht, was denken Sie dann?«
    »Dass der Kerl etwas von mir haben will.«
    »Richtig«, nickte ich. »Das dachte ich auch. Was kann aber ein Vorarbeiter von mir wollen? Arbeit? Die muss ich sowieso machen, deswegen braucht er nicht um meine Freundlichkeit zu buhlen. Aber wie wär’s mit ein bisschen Ahnungslosigkeit? Mit ein hisschen eingelulltem Verstand? Mit Vertrauensseligkeit?«
    »Cotton, ich kann dazu nichts sagen, denn ich kenne die Verhältnisse nicht, von denen Sie sprechen. Wenn der Mann aber richtig ist, wenn sein Schuh identisch mit unserem Abdruck ist…«
    »Was dann?«
    »Dann haben wir einen, der zumindest Poolis’ Mörder kennen muss. Und das gebe ich Ihnen schriftlich, Cotton: Er wird es uns verraten. Wir werden ihn ausquetschen wie eine reife Zitrone. Und wenn ich ihn sechsunddreißig Stunden lang pausenlos verhören lasse.«
    »Hoffen wir das Beste. Also es bleibt dabei: Vier oder fünf Mann Punkt zwölf am Tor fünf.«
    »Geht in Ordnung. Wenn bloß schon zwölf wäre. Ich kann es kaum erwarten.«
    »Mir geht’s nicht anders. Aber wir müssen es unauffällig machen. Sonst sind alle anderen gewarnt. Heute Mittag, wenn die Arbeiter aus dem Tor strömen, müsste es sich machen lassen. Aber nur, wenn genug Leute da sind, damit man ihn abdrängen kann. Vielleicht hilft ein Bluff: Lassen Sie den Kerl mit den Worten ansprechen: Der Boss will dich sprechen!«
    »Okay, Cotton, eh, Cooks. Wird gemacht. Werden Sie selbst in der Nähe sein?«
    »Ganz bestimrht.«
    Ich legte den Hörer auf und rieb mir über die Stirn. Einen hatten wir. Aber dieser eine war bestimmt, nicht Nummer eins.
    In Gedanken ritzte ich mit dem Daumennagel eine 1 in den Deckel des Telefonbuches. Eine 1. Poolis hatte auch eine geritzt. Was wollte er damit? Nachdenklich starrte ich auf meinen Daumennagel, der am unteren Ende der Zahl stehen geblieben war.
    Auf einmal merkte ich die Kleinigkeit, auf die es ankam. Ich riss meinen Stift aus dem Notizbuch, das ich in der Gesäßtasche bei mir trug. Zehnmal malte ich eine Eins. Immer wieder: 1.
    Ich tat es jedes Mal unwillkürlich auf dieselbe Art. Ich fing links an, fuhr ein Stück nach oben und zog dann den senkrechten Strich herunter.
    Wenn jemand mit letzter Kraft diese Ziffer in den Sand oder sonst wohin kratzt, müsste demnach sein Finger dort liegen, wo er aufgehört hat. Also am untersten Ende des senkrechten Striches.
    Wieso aber lag Poolis’ Zeigefinger nicht da, sondern an der Stelle, wo man ' normalerweise die Eins anfängt?
    Ich versuchte, die Ziffer in der umgekehrten Richtung zu zeichnen. Es ging, aber das Resultat sah aus wie bei einem Schulkind nach der ersten Unterrichtsstunde.
    Zum Teufel, was hatte Poolis sonst in die Erde kratzen wollen, wenn es nicht eine Eins werden sollte?
    Ich probierte. Es gab die Möglichkeit, dass er zuerst den senkrechten Strich und dann von oben nach links außen den kleinen Anstrich gezogen hatte. Obgleich das mindestens ungewöhnlich war.
    Ein paar Mal versuchte ich es in dieser Art auf meinem Notizbuch. Immer wieder malte ich einen senkrechten Strich und nach links den Anstrich. Ich kam nicht auf die Lösung. Nach wer weiß wie viel Minuten gab ich es auf, verließ die Telefonzelle und marschierte zur Halle.
    Vor der Tür blieb ich wie gelähmt stehen. Das war es! Das war die Lösung!
    Von der Eingangstür der Halle zwei leuchtete mir unschuldig die Erklärung von Poolis’ Zeichen entgegen.
    ***
    Ich lief in die Kabine, in der Rohnes saß.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich muss bis heute Mittag Urlaub haben. Eine persönliche Sache. Hängt mit meiner Verlobten zusammen. Ich kann’s nicht erklären.«
    Ohne mich anzusehen, sagte er: »Genehmigt.«
    »Danke.«
    Ich suchte Phil. Er schloss gerade mürrisch das Tor hinter einem eingefahrenen Lastwagen.
    »Hol dir bis heute Mittag Urlaub«, raunte ich ihm zu. »Unter irgendeinem Vorwand.«
    Er staunte, nickte aber und wollte gehen. Ich hielt ihn am Ärmel fest, zeigte auf die Eingangstür zur Halle zwei und fragte: »Was siehst du da?«
    »Eine große Tür.«
    »Auf der Tür?«
    »Ein Schild mit der Aufschrift Verwaltung.«
    »Was noch?«
    »Nichts weiter.«
    »Unter dem Wort

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