0165 - Nocturno - Herrscher der Nacht
Sie«, verlangte Zamorra und deutete auf das linke Bein des Mannes. Es war von einer glasigen, grünen Schicht überzogen.
»Gallertmasse«, sagte der Professor. »Sie kontrolliert mit ihrer dämonischen Ausstrahlung offenbar sein Handeln.«
Kommissar Winter war blaß geworden. Er gab ein würgendes Geräusch von sich. »Das ist unglaublich!« stieß er hervor.
»Das Grüne hat ihn übernommen, wie Sie übernommen werden sollten«, sagte Zamorra. »Ebenso Lübbert. Die beiden sind nicht mehr sie selbst.«
Vorsichtig trat Winter heran und betrachtete die grüne Schicht. »Unfaßbar«, sagte er. Mit einem Aststückchen, das er zuvor von einem der Bäume abgebrochen hatte, berührte er die Masse und versuchte, sie an ihrem Rand von der Haut des Polizisten abzuhebein. Doch die zähe Masse bot seinem Versuch hartnäckigen Widerstand.
Schließlich glitt Zamorras Finger wieder über das Schriftzeichen des Amuletts. »Zieh dich wieder an«, befahl er dem Hypnotisierten.
»Ich rufe einen Krankenwagen«, beschloß Winter. »Die beiden müssen sofort in ärztliche Obhut. Vielleicht kann das Zeugs operativ entfernt werden. Es sitzt unheimlich fest.«
Zamorra nickte.
Er sah keinen Grund zum Widerspruch. Eine Operation war in diesem Fall wohl kaum lebensgefährlich, weil die grüne Masse lediglich von der Haut geschabt werden mußte, aber bis sie stattfand, verging mindestens ein Tag Vorbereitung. Das bedeutete vierundzwanzig Stunden, in denen viel geschehen konnte.
Winter ging zu dem zerknautschen BMW. Die Beifahrertür stand weit offen, und der Kommissar schwang sich ins Wageninnere. Das Funkgerät war nach wie vor intakt, und Winter begann zu sprechen. Er forderte Ersatz für Kramer und Lübbert an, außerdem einen Krankenwagen.
Zamorra interessierte inzwischen etwas anderes.
Der Pontiac mit der Gallertmasse!
***
Langsam ging Zamorra auf den Wagen zu, das Amulett fest in der Hand. Es vibrierte leicht. Der ganze Wagen strahlte eine dämonische Aura aus.
Vor dem Pontiac kniete Zamorra nieder. Er sah in das Innere des auf dem Dach liegenden Fahrzeugs. Im Innern bewegte sich jene eigenartige Gallertmasse, die Überreste eines Wesens, das durch einen Rammstoß den schwarzen Mercedes hatte angreifen wollen.
Warum?
Eine Dämonenfehde?
Das war gar nicht so weit hergeholt. Viele der Dämonen der Schwarzen Familie waren sich nicht grün, und Zamorra hatte selbst einen »Dämonenkrieg« miterlebt. Zwei Sippen hatten sich bis aufs Messer bekämpft, und Zamorra hatte zum Schluß eifrig mitgemischt und dafür gesorgt, daß auch die Sieger den Menschen keinen Schaden mehr zufügen konnten. Seit jener Zeit gab es die Loews und Casters nicht mehr.
Lag hier ein ähnlicher Fall vor?
Zamorra hielt die Schwarzgekleideten für Angehörige einer Dämonensippe. Und diese Gallertmasse mußte zur »Konkurrenz« gehören.
Er streckte die Hand aus.
Seine Hand war plötzlich von einem grünlich schimmernden Leuchten eingehüllt. Das Amulett hatte selbsttätig eingegriffen und den Abwehrschirm erzeugt. Einmal mehr mußte Zamorra sich über das Amulett wundern. Immer häufiger handelte es sozusagen selbständig, und in Zamorra wurde der Verdacht immer größer, daß Merlins Stern , das Amulett aus der Kraft einer entarteten Sonne , über eine nichtmenschliche Intelligenz verfügte.
Ein fantastischer Gedanke!
Zamorras Hand, durch den grünen Energieschirm geschützt, griff in die Gallertmasse hinein. Er fühlte das glitschige Zeugs, als gäbe es den Schirm nicht. Die Feinfühligkeit seiner Fingerkuppen wurde nicht beeinträchtigt. Er löste einen kleinen Teil und holte ihn aus dem Wagen. Grün auf Grün schimmerte es in seiner Hand.
Winter war noch am Funken. Nur Nicole trat näher heran. Ihr Gesichtsausdruck verriet Ekel, aber sie beherrschte sich.
Zamorra starrte die Gallertmasse in seiner Hand an.
Und er konzentrierte sich darauf. Sein wacher Geist griff nach dem Dämonischen!
***
Jener, der wie ein Frosch in Menschengestalt aussah, schüttelte den Kopf. Wieder hatten die Androiden versagt. Wieder war einer auf der Strecke geblieben - und zwei der Waffen.
Der Froschartige stand hinter dem Schreibtisch. Er sah die beiden Schwarzgekleideten an.
»Ihr seid Stümper«, sagte er. »Ihr werdet ausgetauscht.«
»Herr, wir wurden überrascht. Wir konnten nicht ahnen, daß…«
Der Frosch machte eine abwehrende Handbewegung. »Schweig«, befahl er. »Ihr bekommt keine weitere Gelegenheit mehr, etwas zu versauen. Einmal kann ein
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