0166 - Das Werwolf-Mädchen

Titel: 0166 - Das Werwolf-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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»Ihnen entgegenschwimmen, hat keinen Sinn. Sie brauchen Bewegung, eigene Bewegung, sonst kühlen sie noch schneller aus. Wir sollten erst eingreifen, wenn sie abschlaffen und wirklich nicht mehr weiterkönnen. Sie werden es schaffen, wie es dieses Mädchen auch geschafft hat.«
    Zamorra kniete neben der zusammengebrochenen Weißblonden nieder und fühlte nach ihrem Puls. Er schlug nach wie vor, ziemlich regelmäßig.
    Der Professor begann mit Wiederbelebungsmaßnahmen. Dabei störte ihn das Amulett, das vor seiner Brust aus dem geöffneten Hemd herausbaumelte. Gleichzeitig ging ihm auf, daß es nicht mehr ganz so warm war wie am Tag und daß es nicht unbedingt erforderlich war, sich mehr als unbedingt nötig der erfrischenden Nachtluft auszusetzen. Also schob er das Amulett zurück und knöpfte das Hemd wieder zu.
    Als die anderen Schiffbrüchigen fast heran waren, hatte der Professor endlich Erfolg. Die Unbekannte öffnete die Augen wieder. Suchend glitt ihr Blick über seinen Oberköprer, und erleichtert atmete sie tief durch.
    Zamorra fing Nicoles Blick auf. Sie hatte ihre hübsche Stirn in düstere Falten gelegt und sah Zamorra und die Fremde kritisch an. »Was ist los, Nici?« fragte er.
    »Das erzähle ich dir später«, erwiderte sie.
    »Eifersüchtig?« fragte er lächelnd, aber Nicole antwortete nicht. Da erst begann Zamorra zu ahnen, daß sein scherzhaft geäußerter Verdacht nicht ganz unberechtigt war - zumindest nicht aus der Sicht Nicoles. Von diesem unbekleideten Mädchen ging etwas seltsam Faszinierendes aus, das ihn in seinen Bann schlagen wollte. Und er glaubte zu wissen, daß auch Nicole mit ihren feinen Sinnen diese Signale empfand.
    Fürchtete sie um seine Standhaftigkeit?
    Mit geschmeidigen Bewegungen erhob sich das Mädchen. In ihrer Gestik lag etwas Raubtierhaftes, das sie aber nur noch anziehender machte. Zamorra beherrschte sich eisern, ging zu Nicole und küßte sie. »Du weißt doch genau, daß ich nur dich liebe«, flüsterte er. »Glaubst du, daß diese nackte Nixe mich verführen könnte?«
    »Du bist ein Mann«, erwiderte sie. »Und noch dazu ein Franzose. Genügt das nicht?«
    Energisch schüttelte er den Kopf. »Mach dir keine Gedanken. Kennst du mich denn so schlecht?«
    Inzwischen waren die anderen Schiffbrüchigen herangekommen, zwei Männer und drei Mädchen. Sie betraten zitternd und zähneklappernd das feste Land. Blau waren die Lippen, schneeweiß die Haut. Yardin und Zamorra sahen sich an und entschieden blitzschnell.
    »Die Leute müssen sofort zum Arzt! Unverzüglich!«
    Der Professor überlegte. Sie waren mit seinem Wagen gefahren. Mit, der Weißhaarigen waren es sechs Leute, die die Katastrophe überlebt hatten.
    Er griff in die Tasche und drückte Yardin den Fahrzeugschlüssel in die Hand.
    »Fahr du sie hin«, sagte er. »Wir warten hier. Sie werden ein wenig zusammenrücken müssen, aber… Danach kommst du zurück und holst uns ab. Mir ist die Lust vergangen, hier eine Strandparty zu feiern.«
    »Mehr als sechs Leute passen aber mit. Sicherheit nicht in den Wagen«, stellte Yardin trocken fest. »Ich kann also nur fünf mitnehmen, oder es wird mörderisch.«
    Zu Zamorras Überraschung deutete Nicole auf die Nackte. »Ich glaube, sie sieht noch am Gesündesten aus. Mademoiselle, würde es Ihnen etwas ausmachen, hier zu warten, bis. Pierre zurückkommt und uns holt?«
    Die Weißhaarige schüttelte stumm den Kopf.
    »In Ordnung«, sagte Yardin. Er sah die fünf anderen klatschnassen Gestalten an. »Mir nach. Der Wagen steht hinten an der Straße, und während wir unterwegs sind, können Sie anfangen, mir zu erzählen, was da draußen passiert ist. Ich bin Inspektor bei der Kriminalpolizei.«
    »Sie werden uns doch nicht glauben«, brummte Rene Leville, während er und die anderen Überlebenden der Katastrophe dem Inspektor durch die rosafarbenen Felsen folgten. Es war eine abenteuerlich aussehende Prozession, die sich durch die Nacht bewegte, kaum bekleidet, langsam trocknend.
    »Vielleicht doch«, brummte Yardin trocken. »Es waren Wölfe, nicht wahr? Werwölfe…«
    Absichtlich hatte er von Anfang an, auch bei der Begegnung mit der Weißblonden, in der Mehrzahl gesprochen. Er wollte damit provozieren, Widerspruch auslösen, der dann konkrete Fakten brachte.
    »Werwölfe?« stieß Leville hervor. »Wölfe? Woher wissen Sie das, Inspektor?«
    »Irgendwoher«, erwiderte Yardin. »Ich weiß es, das genügt. Erzählen Sie bitte.«
    »Sie glauben tatsächlich an