0167 - Horror-Hochzeit
Der Fürst warf die Arme in die Höhe, und von seinen Fingerspitzen löste sich ein fluoreszierender Schein, der die höhlenähnliche Grotte, in der Schwefeldämpfe wallten, in einen düsteren Schein hüllte.
Mahat zitterte noch immer, als er sich umsah. Dort waren sie, die Mitglieder der Dämonengarde des Höllenfürsten. Ihre Anwesenheit war ein Symbol, denn allein die magische Kraft des Bannwortes genügte, um ihn zu lähmen. Mahat wußte plötzlich, daß er verloren war.
»Ich werde sterben!« heulte er.
»Die Dämonenhochzeit steht kurz bevor«, entgegnete der Fürst der Finsternis. »Es ist ein Ereignis, das sich nur einmal in einem Jahrtausend manifestieren kann.«
Mahat versuchte noch immer, mit seinen eigenen schwarzmagischen Kräften gegen das Bannwort des Dämonenfürsten anzukämpfen, spürte, wie der lähmende Einfluß plötzlich an Intensität verlor. Doch in diesem Augenblick erneuerte der Fürst den Bann, und das imaginäre Gefängnis, in dem sich Mahat befand, war so undurchdringlich wie zuvor.
Mahat heulte. Er wußte, daß er mit seinen Kräften keine Chance gegen Asmodis hatte. Es war aus.
Plötzlich befand sich dort, wo der Höllenfürst noch vor Sekunden gestanden hatte, eine flammende Säule aus magischem Feuer. An der Spitze der Säule, die eine kalte Hitze ausstrahlte, warfen ihm zwei dunkle Pupillen einen drohenden Blick zu.
»Es ist eine Ehre für dich, Mahat, das zeugende Element zu sein«, erscholl die dunkle Stimme, und die Mitglieder der Garde nickten. »Eine Ehre, maßgeblich dazu beizutragen, neues, dämonisches Leben zu erschaffen. Und die Zeit ist bald gekommen. Bald wird die Konstellation des Magischen, des Bösen dergestalt sein, daß wir ein neues Mitglied unserer Dunklen Gemeinschaft ins Leben rufen können. Ein neuer Dämon, der unsere Kraft weiter verstärkt.«
Asmodis unterbrach sich, vollführte mit seinen Armen eine Beschwörung. Die Schwefelnebel verstärkten sich.
»Die Dämonenhochzeit, das Jahrtausendereignis, steht kurz bevor«, sang er, und von überall her drangen wispernde Stimmen auf sie ein. »Bald werden die Zeremonien beginnen. Und du, Mahat, hast deine Aufgabe. Du wirst nicht sterben, vorausgesetzt, es gelingt dir, genügend Kraft von Lebenden zu sammeln, um die Dämonenhochzeit durchzuführen.«
»Ich kann nur mit einem Teil von mir in die Welt der Menschen eindringen«, zischte Mahat. »Ich kann nur dann vollständig in ihre Welt eindringen, wenn ich von dort gerufen werde. Nur der Tod von Menschen kann mir die Kraft geben, die ich für die Dämonenhochzeit brauche. Aber die Menschen führen keine Kriege mehr, jedenfalls im Augenblick nicht. Und niemand ist da, der uns ruft, uns beschwört. Ich kann den Wechsel nicht durchführen.«
Ein dumpfes Brausen erscholl, düster und unheimlich. Mahat spürte, wie die Kraft des Höllenfürsten ihn erfaßte, der Bann, unter dem er stand, stärker und stärker wurde. Er wimmerte, Schleim tropfte von seinen hornigen Lippen.
»Es ist deine Aufgabe, die Kraft von Lebenden für die Zeremonie zu sammeln, Mahat. Wenn es dir nicht gelingt, dann wird die Zeugung deine eigene, ureigenste Kraft erfordern. Und dann, Mahat, wirst du sterben!«
Der Dämon wollte schreien, all seine Angst herauslassen, aber Asmodis hob erneut die Arme, und er war plötzlich unfähig, einen weiteren Laut von sich zu geben.
»Bei den Dunklen, die uns hervorgebracht haben!« rief der Fürst der Finsternis. »Wir ehren euch. Und wir zollen euch unseren Tribut. Eure Aufgabe ist nun die unsrige. Wir werden unseren Stamm mehren. Und dann werden wir das Unheil in die Welt der Menschen tragen.«
Die Flammensäule strahlte heller.
»Du, Mahat, hast die Ehre, den neuen Dämonen zu zeugen, in der Zeremonie der Dämonenhochzeit. Du kannst dich dieser Aufgabe nicht entziehen. Und nun geh hinaus und sammle die Kraft, auf daß du gewappnet bist.«
Asmodis schleuderte einen Flammenblitz auf ihn, und ein Teil von Mahat wurde aus seinem dämonischen Körper gezerrt.
Nein! gellte es in ihm, doch es war bereits viel zu spät. Ein Teil seines Ichs überwand die Barriere, die die Schattenwelt von der Welt der Menschen trennte. Er tauchte hinein in das Leben, wollte es an sich reißen, vergeblich. Erst mußte er gerufen, beschworen werden, doch da war niemand, der diese Bedingung erfüllen konnte.
In Mahat wuchs die Verzweiflung. Es mußte ihm gelingen, die Lebenskraft von Menschen an sich zu bringen, denn sonst kostete die Zeremonie seine Kraft, sein
Weitere Kostenlose Bücher