0167 - Horror-Hochzeit
eigenes Leben.
Aber wie?
Plötzlich spürte Mahat, wie eine mächtige Kraft an ihm zerrte. Wieder wurde er davongewirbelt, auf die Quelle dieser rätselhaften Ausstrahlung zu.
Es war Magie, angewandte Magie. Und jetzt wußte Mahat, daß er eine Chance hatte. Die Magie verstärkte seine Kraft, und er ließ sich immer näher treiben.
Menschen. Da waren Menschen. Und die Magie verstärkte seine Aussicht, Kraft an sich zu saugen.
Mahat fühlte, wie die fremde magische Kraft sein elementarstes Ich umspülte. Es war wie ein Brennen, das gerade noch zu ertragen war.
Der Dämon spürte die nahe Anwesenheit von Menschen, und er stellte die Falle.
***
Zamorra lenkte den Wagen an den Straßenrand, drehte den Schlüssel herum, und der Motor erstarb.
»Das ist es«, sagte er und deutete auf die Gebäudefront zu ihrer linken. »Hotel Queensbury.«
»Hm, sieht ja nicht sonderlich einladend aus«, sagte Nicole Duval, warf ihr heute schwarzes Haar zurück und stieg aus. Zamorra grinste, griff nach seinem Koffer, drückte die Tür zu und schloß den Wagen ab.
»Es gibt viele solcher Hotels in London«, gab er zurück. »Sie sehen von außen schlimmer aus, als von innen.«
»Na, hoffentlich hast du recht. Wenigstens ist das Wetter okay. Ich kann Nebel nicht ausstehen.«
Zamorra lachte, nahm seine Sekretärin und Freundin in den Arm und schritt auf den breiten Eingang des schon etwas betagten Hotels zu. Er verharrte mitten im Schritt, als das Amulett, das er auf der Brust trug, schwache Wärme auszustrahlen begann. Nicole kniff die Augen zusammen und starrte ihn an.
»Stimmt was nicht?«
Der Meister des Übersinnlichen runzelte die Stirn, während er sich umsah.
»Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich hatte den Eindruck, als hätte mich etwas Dunkles gestreift.«
»Hier und jetzt? Es ist noch nicht einmal Mittag, die Sonne lacht, auf den Straßen Londons der übliche Verkehr…«
Zamorra nickte, schüttelte dann den Kopf und gab sich einen inneren Ruck. Es war kaum vorstellbar, daß er hier und jetzt von einem höllischen Geschöpf attackiert werden sollte. Die Gefolgschaft Asmodis’ liebt die Dunkelheit, besonders die Zeit nach Mitternacht. Er hatte es nur sehr selten erlebt, daß Dämonen bei Tag aktiv wurden. Wenn aber ein solcher Fall eintrat, dann hieß es vorsichtig zu sein. Dann war akute Gefahr im Verzug.
Die Hotelhalle, in die sie traten, strahlte eine gepflegte, typisch englische Atmosphäre aus. Der Portier lächelte und sah ihnen freundlich entgegen.
»Wir sind angemeldet«, sagte Zamorra und legte eine Karte auf den Tresen.
»Ah ja, ich sehe.« Der etwa fünfzigjährige, sehr gepflegt wirkende Mann drehte sich um und warf einen kurzen Blick in ein aufgeschlagenes Buch. »Sie nehmen an der Tagung teil?«
Zamorra und Nicole nickten. Sie amüsierten sich köstlich darüber, daß in dem Blick des Portiers plötzlich so etwas wie Verwirrung lag. Der Fünfzigjährige machte einige Eintragungen, winkte dann einem Boy, der ihnen sofort das Gepäck abnahm und überreichte ihnen einen Schlüssel.
»Zimmer 318, dritter Stock.«
»Sind die anderen Herren schon anwesend?«
»Zum größten Teil ja, Sir. Soll ich jemanden von Ihrem Kommen benachrichtigen?«
»Oh, das ist nicht nötig. Äh, wo, bitte, findet die Tagung statt?«
Der Portier lächelte freundlich. »In dem Konferenzsaal im zweiten Stock, Sir.«
»Danke.«
Zamorra und Nicole drehten sich um und folgten dem Boy, der mit dem Gepäck bereits auf den Lift zusteuerte. Das Zimmer, das ihnen zur Verfügung gestellt worden war, war geräumig und bequem. Sie machten sich frisch, dann verließen sie ihren Raum wieder, ließen sich vom Lift in den zweiten Stock tragen, wo sich der Konferenzsaal befinden sollte. Magier-Versammlungen waren eigentlich sehr selten, und Zamorra freute sich um so mehr, daß er eine Einladung zu einem dieser in eingeweihten Kreisen berühmt-berüchtigten Magungen erhalten hatte.
»Kennst du eigentlich jemanden von den Versammlungsteilnehmern?« fragte Nicole, als sie über den dicken Teppich schritten. Sie hatte ihre Stimme unwillkürlich gedämpft. Auch sie war gespannt, was sie auf der Magung erwartete. Es wurde immerhin viel erzählt…
»Einen«, nickte Zamorra und grinste, als er sich erinnerte. »Richard Belkholm, einen jungen Deutschen, von dem man sagt, daß er viel Talent besitzt.«
Plötzlich blieb der hochgewachsene Enddreißiger, der so gar nicht dem Klischee eines Professors entsprechen wollte, eher wie ein Sportler
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