0167 - Horror-Hochzeit
Und er handelte.
Von dem Amulett löste sich ein Funke, raste in das ihn umgebende Schwarz hinein. Ein Schrei ertönte, schmerz- und wuterfüllt, und für einen winzigen Augenblick sah Zamorra geisterhafte Umrisse einer einem Alptraum zu entsprungen scheinenden Gestalt.
»Nanu?« Die Gestalt blieb schemenhaft, und das bedeutete, daß der Dämon nicht wirklich in dieser Welt war, praktisch nur ein Schatten seiner selbst war.
Aha, dachte er. Um so besser. Dann Freundchen, werde ich dir jetzt eine Rückfahrkarte ins Jenseits verschaffen!
Der Meister des Übersinnlichen formulierte ein Bannwort und berührte gleichzeitig ein weiteres Zeichen auf dem Amulett. Der grüne Schein, der ihn einhüllte und ihn weitgehend vor schwarzmagischen Einflüssen schützte, gewann an Intensität. Das Amulett vibrierte in seiner Hand, schickte weitere Funken in Richtung des Dämonenfragments. Und das Geschöpf der Finsternis schrie.
»Wenn ich nur deinen wahren Namen wüßte«, sagte Zamorra. »Dann würdest du keine Menschen mehr belästigen.«
Von einem Augenblick zum anderen war der dunkle Einfluß verschwunden. Merlins Amulett lag kühl in seiner Hand, und vor ihm war wieder der vertraute Korridor. Der Meister des Übersinnlichen atmete schwer und lehnte sich an die holzgetäfelte Wand. Nicole trat an seine Seite, mit kalkweißem Gesicht.
»Bist du in Ordnung, Chéri?« Ihr Gesicht drückte die tiefe Besorgnis aus, die sie empfand. Zamorra lächelte und hauchte ihr einen Kuß auf die Lippen.
»Alles klar, Schatz«, gab er zurück und grinste. »Der Dämon wird sich hüten, es noch einmal mit mir aufzunehmen. Wahrscheinlich weint er sich jetzt bei Asmodis aus, der Arme.«
Nicole mußte unwillkürlich lachen, und langsam kehrte die Farbe in ihr Gesicht zurück. Eine breite Tür in ihrer Nähe wurde geöffnet, und heraus trat ein Mann in mittleren Jahren, ein typischer englischer Gentleman.
»Um Himmels willen«, brachte er hervor. »Sind Sie verletzt?«
»Nein, nein, es ist alles in Ordnung. Sind Sie der Magus?«
Der Mann mit dem schütteren Haar und dem schwarzen Vollbart nickte besorgt. »Der bin ich. Mein Name ist Wilson O’Bannon. Man nennt mich auch den Lord.«
Zamorra und Nicole stellten sich ebenfalls vor, und O’Bannon nickte mit deutlichem Respekt. »Zamorra. Ich habe schon viel von Ihnen gehört.«
»Sie sollten die magischen Barrieren entfernen«, sagte der Meister des Übersinnlichen. »Ich habe den Eindruck, das sie allerlei unliebsame Zeitgenossen anziehen.«
Der Magus nickte. »Natürlich. Ich bedaure diesen Zwischenfall sehr. Die Barrieren sollten nicht mehr als ein Amüsement sein. Niemand von uns rechnete mit so etwas.«
»Wer war es?« Nicole hatte ihre Besorgnis noch immer nicht ganz abgelegt. Zamorra zuckte mit den Achseln.
»Ich weiß es nicht. Aber es war nur ein Fragment, ein Schatten quasi.« Für einen Augenblick runzelte er die Stirn. »Ich hatte jedoch das Gefühl, als hätte der Dämon Angst. Nein, nicht vor mir. Es war, als stände er unter einem rätselhaften Zwang…«
»Und…«
Er nickte und sah Wilson O’Bannon an. »Ja, ich habe ihn vertrieben, in die dunklen Gefilde Asmodis’ zurück.«
Zu diesem Zeitpunkt konnte Zamorra noch nicht ahnen, wie sehr, er sich irrte…
***
Mahat wimmerte!
Er wurde davongewirbelt, weggesehleudert von einer gewaltigen, weißmagischen Kraft, die ihn beinahe verbrannt hätte. Es war schrecklich. Und es war ihm so leicht erschienen.
Der Dämon belegte sich selbst mit einem Bann, wollte sein Ich in den Körper zurückkehren lassen - und stieß auf eine Barriere, die er nicht zu durchdringen vermochte. Er kämpfte dagegen an, aber es war zwecklos. Asmodis hatte ihn ausgestoßen, würde ihn erst wieder zurückholen, wenn er entweder genug Kraft angesammelt hatte oder aber die Zeremonie ihren Anfang nahm. Mahat dachte an die Klauen Xadinas, in die er sich zur Zeugung begeben mußte, und er erschauerte. Er hatte Angst vor dem Tod, dem wirklichen Tod. Und wenn es ihm nicht gelang, die zur Dämonenhochzeit nötige Kraft zu sammeln, dann würde er sterben. Xadina würde alle Energie aus ihm heraussaugen und damit den Keim eines neuen Dämonen erzeugen. Ein Jahrtausendereignis…
Asmodis schleuderte seinen Geist zurück, zurück in die Welt der Menschen. Mahat heulte weiter, aber niemand konnte ihn hören, seine Qual wahrnehmen. Er war verzweifelt. Die Macht, auf die er gestoßen war, war groß gewesen, eine gewaltige weißmagische Ausstrahlung. Wenn es
Weitere Kostenlose Bücher