0167 - Kampf der schwarzen Engel
nichts. Ich bin gespannt, was sie wollen.«
Das war ich wirklich, denn ich konnte mir nicht vorstellen, daß man uns töten wollte, ohne irgend etwas zu sagen oder zu erklären.
Als die Männer nur noch etwa drei Schritte von uns entfernt waren, blieben sie stehen.
Ich schaute sie mir an. Finstere, zu allem entschlossene Gesichter.
Zusammengepreßte Lippen, Augen, die uns kalt und feindselig musterten.
Gewehrmündungen, die auf uns allein wiesen, keine Spur von Freundlichkeit oder ein Lächeln auf den Gesichtern.
Das waren Feinde. Und wir waren ihre Feinde. Es schien sich herumgesprochen zu haben, daß wir die Höhle besucht hatten, jetzt sollten wir sicherlich für das zahlen, was in den Augen dieser Menschen ein Frevel gewesen war.
Das Schweigen machte auch mich nervös, deshalb kramte ich meine Sprachkenntnisse zusammen und redete mit ihnen.
Die Unterhaltung blieb einseitig. Niemand gab Antwort. Die Blicke wurden höchstens noch feindseliger und kälter. Man reagierte auch nicht, als ich bat, den Bürgermeister oder Patrone sprechen zu dürfen, keine Regung war zu spüren.
Fast fünf Minuten standen wir auf dem Marktplatz, ohne daß etwas geschah.
Dann erschien der Patrone.
Zuerst hörten wir die Schritte, wie sie auf dem Kies knirschten. Einen Augenblick später erschien er selbst.
Ihm gehörte tatsächlich das Haus mit dem großen Vorgarten, und schon bald schob sich seine Gestalt durch das Tor.
Er war wirklich ein bemerkenswerter Mann. Ungeheuer fett. Dafür sehr klein, so daß er mich irgendwie an eine Kugel auf zwei Beinen erinnerte. Sein Kopf glich ebenfalls einer Kugel, nur war er nicht blank, sondern wurde von spärlichen schwarzen Haaren bedeckt, die der Mann von links nach rechts quer über den Schädel gekämmt hatte. Er schwitzte stark, denn er fächerte sich laufend Luft zu.
Auf seinen Lippen glänzte der Speichel, und der Mund kam mir sehr klein vor.
»Ich bin Don Causio«, sagte er.
Wenn er schon seinen Namen bekanntgab, so stellte ich meine Freunde und mich vor.
»Sie kommen nicht aus unserem Land?« fragte er. Erst jetzt fiel mir seine helle Stimme auf.
»Nein!«
»Was wollen Sie dann hier?«
Die Frage hatte kommen müssen. Sollte ich die Wahrheit sagen? Wenn ja, was war damit gewonnen?
Er merkte mein Zögern sehr wohl, denn er lächelte hintergründig. »Sie wollten die schwarzen Engel, nicht wahr?«
»Nein!«
»Lüge!«
»Wir wollten die Schwerter!«
»Das ist das gleiche. Wer den schwarzen Engeln oder den Schwertern etwas antun will, ist ein Frevler. Sie haben uns die Jahrhunderte hindurch beschützt, denn wir haben ihnen eine Heimat gegeben. Hier konnten sie immer zurückkehren und sich ausruhen. Es war für sie ein Hort der Ruhe. Doch nun seid ihr gekommen und habt diese Ruhe gestört. Das können wir nicht hinnehmen, und deshalb werden wir euch bestrafen.«
»Wir haben nichts verbrochen«, erklärte ich.
»Vielleicht nicht in euren Augen, aber in den unseren.«
»Und was habt ihr vor?« fragte ich.
Da lächelte Don Causio. »Wir gar nichts. Denn wir lassen die Engel entscheiden. Sie sollen bestimmen, was man mit euch macht. Vielleicht werden sie euch töten, vielleicht aber auch nur anketten, so daß ihr elendig verhungert und verdurstet. Es gibt viele Möglichkeiten. Nur das Dorf verlassen könnt ihr nicht mehr. Nichts soll an die Außenwelt dringen, wir werden alles so wieder lassen wie es war.« Es waren die letzten Worte des Mannes. Don Causio machte kehrt und ging davon. Langsam, mit schlurfenden, etwas steif wirkenden Schritten.
Sekunden geschah nichts. Ich beobachtete diesen Mann, und ich hatte auch längst gemerkt, daß etwas mit meinem Kreuz geschehen war. Es hatte sich erwärmt.
Schwarze Magie war in der Nähe!
Ich ließ meinen Blick wandern. Bisher hatte ich mich mehr für diesen Don Causio interessiert, doch nun schaute ich mir auch die Gesichter der übrigen an.
Auch sie kamen mir seltsam bleich und teigig vor, als wären diese Menschen keine normalen Personen mehr, sondern Zombies!
Verflucht!
Dieser Gedanke war gar nicht so weit hergeholt. Sollten diese Einwohner tatsächlich lebende Tote sein?
Nein, ich sah, wie sie atmeten. Das waren keine Zombies, sondern nur verblendete Menschen, die sich einem unheilvollen Ritual verschrieben hatten.
Sie wollten uns den schwarzen Engeln opfern, das hatte man uns deutlich genug zu verstehen gegeben. Wir schauten in die Mündungen zahlreicher Gewehre. Dieser Don Causio war verschwunden, er überließ das
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