0167 - Kampf der schwarzen Engel
krachten.
Auch die fehlten.
Dann hatte ich den Scheitelpunkt der Kurve erreicht und konnte weiterrennen.
Es war natürlich klar, daß die anderen nie und nimmer aufgeben würden.
Meine Freunde waren, auf welche Weise auch immer, kampfunfähig gemacht worden, jetzt gab es praktisch nur noch einen, den sie zu jagen hatten. Das war ich.
Wo endete die Treppe? Ich warf den Kopf nach hinten und schaute über die Steigung hinweg.
Eine Treppe stach mir ins Auge. Sie war so breit wie die Gasse und führte in zwei Absätzen in die Höhe. Was hinter der Treppe lag, konnte ich nicht erkennen, ich sah nur ein hüfthohes Gitter.
In meinem Rücken hörte ich die Verfolger. Sie schrien und tobten, feuerten sich gegenseitig an und wollten mich unbedingt in ihre Hände bekommen.
Wenn das so weiterging, dann hatten sie mich auch bald, denn meine Beine wurden immer schwerer. In den Knien schien das Blei eine Handbreit hoch zu stehen, und die verdammte Treppe kam und kam nicht näher. Jedenfalls hatte ich das Gefühl.
Rechts und links waren die Türen der Häuser verschlossen. Da existierte kein Durchschlupf. Es war auch nicht weiter tragisch, sicherlich wäre ich nur vom Regen in die Traufe gekommen. So war es schon besser, weiterzulaufen.
Endlich erreichte ich die Treppe. Die Steinstufen, alt und ausgetreten, waren doch höher, als es den Anschein gehabt hatte. Die erste verfehlte ich halb, stolperte und konnte mich nicht mehr fangen, so daß ich nach vorn fiel. Mit den Händen stützte ich mich ab und zog mir noch rote Streifen über die Ballen.
Aber weiter.
Ich raffte mich hoch – und sah ihn.
Der schwarze Engel stand am Ende der Treppe und hielt sein grünes Kristallschwert stoßbereit.
Ein Wutschrei drang über meine Lippen, als ich mich zur Seite warf und die Beretta zog.
Dann feuerte ich.
Zwei Kugeln jagte ich dieser Gestalt entgegen, wobei ich hoffte, daß sie Wirkung zeigen würden.
Sie taten es nicht.
Wiederum war es das Schwert, das so fantastisch aus der Sicht des schwarzen Engels gesehen reagierte. Die lange Kristallklinge saugte die Geschosse buchstäblich auf, sie zog sie an wie ein Magnet und schluckte sie einfach.
Ich war geschockt.
Der schwarze Engel lachte.
Hinter mir waren meine Verfolger ruhiger geworden, dafür setzte sich der andere, mächtige Gegner in Bewegung und kam auf mich zu.
Verzweifelt suchte ich nach einem Ausweg. Zurück konnte ich nicht, dann würden mich die Kugeln der anderen durchbohren, der Weg nach vorn war ebenfalls versperrt.
Schon einmal hatte mir das Kreuz geholfen. Diesmal holte ich es hervor, behielt es in der rechten Hand, und der schwarze Engel zog sich tatsächlich zurück.
Dem Kreuz hatte er nichts entgegenzusetzten. Dieser Auseinandersetzung wich er aus.
Das gab mir Mut. Gleichzeitig jedoch rechnete ich damit, daß er von nun an es mit anderen Tricks versuchen würde. Aus dem Hinterhalt, wenn ich an nichts Böses mehr dachte. Bei ihm mußte man auf alles gefaßt sein.
Meine Verfolger hatten mitbekommen, was geschehen war. Der Rückzieher des schwarzen Engels bewirkte bei ihnen das Gegenteil. Er spornte sie an.
Als die ersten Schüsse krachten und neben mir eine Kugel ins Pflaster hieb, da wußte ich, was die Stunde geschlagen hatte. Meine Situation wurde noch schlimmer. Wenn ich jetzt nach vorn lief, war mein Rücken deckungslos den Häschern ausgeliefert.
Doch ich sah eine Chance.
Rechts der Treppe, wo auch die schmutzigen Fassaden der Häuser in den Himmel wuchsen, sah ich neben der Hauswand einen schmalen Weg, der wohl am unteren Ende um die Treppe herumführte. Den mußte ich nehmen.
Ein Sprung brachte mich auf den schmalen Weg. Dabei rammte ich mit der Schulter gegen die Hauswand, doch das war jetzt von zweitrangiger Bedeutung.
Erst einmal ging es um mein Leben.
Neben mir befand sich eine schmale braune Tür. Und sie war offen. Bevor ich etwas unternehmen konnte, wurde sie weiter aufgestoßen und durch den Spalt schob sich ein Arm. Plötzlich krallten sich fünf Finger an meiner Schulter fest und eine heisere Frauenstimme flüsterte: »Schnell, Signore, schnell!«
Ich überlegte nicht mehr lange, sondern ließ mich in das Haus hineinziehen.
Zuerst fiel mir die Kühle auf. Sie war eine Wohltat nach der Hitze. Ich atmete tief durch, hatte aber keine Zeit, mich in dem winzigen Raum umzusehen, denn die Frau zog mich weiter. Von ihr sah ich nur den gebeugten Rücken und ein langes dunkles Kleid, das bis zu den Knöcheln hin reichte. Über den Kopf
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