0167 - Kampf der schwarzen Engel
erinnerten sie mich an Delphine, und wenn sie dann wieder eintauchten, glitten sie wie Schatten unter der dunklen Wasseroberfläche dahin.
Gefährliche, dämonische Wesen, die es auf mich abgesehen hatten und meinen Weg begleiteten.
Ich wäre vielleicht umgekehrt, wenn ich allein gewesen wäre. So aber dachte ich an Kara und Myxin, die sich nicht gemeldet hatten und sich vielleicht in der Gewalt dieser dämonischen Schlangen befanden. Nein, wenn es eben ging, wollte ich ihnen helfen und zur Seite stehen. Auch die Schlangen konnten und durften mich dabei nicht aufhalten.
Ich zuckte zusammen, als ein Tier aus dem Wasser schoß, für einen Moment neben mir in der Luft stehenblieb, seinen Rachen aufriß und dann wieder verschwand, wobei sie elegant in das fließende Wasser eintauchte.
Da der Weg weiterhin in die Tiefe führte, war es nur eine Frage der Zeit, wann er die gleiche Höhe mit dem fließenden Wasser erreicht hatte.
Das geschah sehr bald.
Neben mir gurgelte und schäumte das Wasser, das sich in seinem steinigen Bett zu einem regelrechten Fluß gemausert hatte. Ich bekam einige Spritzer mit und sah, wie das Wasser an den Steinen aufschäumte.
Die hohen Felsen hatte ich schon seit einer Weile im Schein der Lampe bemerkt. Sie bildeten ein regelrechtes Tor, durch das der unterirdische Fluß strömte. Zum Glück befand sich am linken Rand ein schmaler freier Streifen, über den ich trockenen Fußes gehen konnte.
Dann war ich verdammt dicht in Nähe der Schlangen. Sie brauchten kaum mehr zu springen, um mich packen zu können. Ich zögerte aus verständlichen Gründen.
Es war doch Furcht dabei, denn die Biester hatten mir ihre Gefährlichkeit hinlänglich bewiesen.
Ich versuchte sie zu zählen, kam jedoch zu keinem Resultat. Es waren zu viele.
Manche sprangen hoch, wischten dicht an mir vorbei, klatschten wieder ins Wasser und wurden von der Strömung durch das enge Tor getrieben.
Sie griffen mich nicht an!
Das sah ich als ein gutes Zeichen. Deshalb riskierte ich es, wand mich, mit dem Rücken am Felsen entlanggleitend, durch das schmale Tor und kam auch unbeschadet hindurch.
Hinter dem Tor erwartete mich eine völlig andere Welt. Zwar befand ich mich noch immer in dem Höhlenlabyrinth, aber das fließende Wasser mündete in einen See, wo es auch zur Ruhe kam.
Meine Augen wurden groß, als ich die Szene in mich aufnahm. Ich sah nicht nur den See, sondern auch die Insel darauf. Sie war nicht groß, bestand aus Fels und hatte vielleicht einen Durchmesser von drei Yards.
Auf ihr stand ein Stein. In ihm steckten fast bis zum Heft zwei grünlich schimmernde Schwerter.
Die Lichtschwerter?
Das mußten sie sein, von denen Myxin erzählt hatte, denn sie verbreiteten einen grünen hellen Schein.
Myxin und Kara sah ich auch.
Sie standen rechts und links neben dem Stein mit den beiden Schwertern. Nur konnten sie sich nicht rühren, denn dafür sorgten die zahlreichen Schlangen, die sich um ihre Körper gewunden hatten…
***
In gewissen Wiener Kreisen war Franz Jochem ein Begriff. Die Unterwelt nannte ihn nur den Blitz, denn er tauchte blitzschnell auf und schlug ebenso schnell zu.
Nur durfte man das mit dem Zuschlagen nicht so wörtlich nehmen, denn Franz Jochem hatte noch nie einen Menschen getötet. Er liebte die Lautlosigkeit, war völlig unauffällig, aber der beste Hoteldieb, den die Stadt an der Donau aufzuweisen hatte.
Franz kannte die großen Hotels. Er wußte, wie es im Sacher oder Imperial aussah. Er kannte das Hilton, das Interconti oder das Prinz-Eugen-Hotel. Und da er zudem noch ein Meister der Maske war, wurde er von den anderen selbst nicht erkannt.
An diesem Tag hatte er sich das Hilton vorgenommen. Der riesige Kasten stand am Stadtpark, besaß eine Direktverbindung zur Schnellbahn und in seiner Ladenstraße zahlreiche Geschäfte, so daß sich oft Fremde in die große Hotelhalle verirrten, ohne daß sie dem Personal auffielen.
Auch der hochgewachsene Mann mit den grauen Haaren und dem gut sitzenden Smoking fiel nicht auf. Die Perücke saß perfekt. Die braune Schminke ließ Franz Jochem wie einen Südländer aussehen, und in seiner eleganten Kleidung fiel er nicht auf, liefen doch zahlreiche Gäste in Abendgarderobe umher, denn Wien bereitete sich auf eine festliche Operpremiere vor.
Man saß in der Halle, nahm noch einen kühlen Drink, sprach miteinander und wartete auf die Taxis.
Franz bewegte sich mit der lässigen Eleganz eines Weltmannes. Eine Hand hielt er in der linken
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