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0168 - Satansparty

0168 - Satansparty

Titel: 0168 - Satansparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Constabler preßte hart die Lippen aufeinander. Er hatte Zamorra in den beiden vergangenen Tagen als Freund gewonnen, als guten Freund. Sollte Zamorra jetzt hier im Krankenhaus ein unerklärliches Ende finden? Das konnte, das durfte nicht sein!
    Melbert keuchte. Der Schweiß rann ihm in Strömen von der Stirn herab, und das Salz brannte in den Augen. Er fühlte die nahe, eisige Kälte des blaustrahlenden Kristalls, und dennoch wurde diese Kälte im Innern seines ihn schützenden Anzugs zu einer Hitze, wie sie nur in der Hölle herrschen konnte.
    Weiter knisterte das flammende Gas aus der Mündung des Schweißgerätes. Konzentrierte Hitze prallte gegen das rätselhafte Material des kristallenen Blocks, eine Hitze, die ihn gar nicht zu erreichen schien. Es war, als befände sich zwischen der Flamme und dem Kristalle eine unsichtbare Barriere, die die Flamme ablenkte.
    Keine Wirkung, überhaupt kein sichtbares Resultat.
    Undeutlich schimmerten die Konturen von Zamorras Körper durch das blaue Strahlen. Lebte der Meister des Übersinnlichen überhaupt noch? Wenn es im Innern des Kristalls einen Hohlraum gab, dann mußte der Sauerstoff in diesem. Hohlraum inzwischen längst verbraucht sein. War Zamorra bereits erstickt? Oder hatte die mörderische Kälte ihn umgebracht?
    Nach menschlichem Ermessen konnte der Enddreißiger schon nicht mehr leben. Nach menschlichem Ermessen. Aber hier, das wußten sie inzwischen alle, waren Kräfte mit im Spiel, die niemand von ihnen definieren konnte.
    Melbert erhöhte die Ausströmgeschwindigkeit des Gases weiter. Das Zischen nahm zu - und jetzt zeigte sich zum ersten Mal eine sichtbare Reaktion des blauen Kristalls.
    Dort, wo die Flammenzunge des Schweißbrenners auftraf, entstand ein irisierendes Leuchten, hell, blendend.
    »Es tut sich was«, stellte der Inspektor grimmig fest. »Machen Sie weiter, Doktor Melbert. Ich glaube, Sie sind auf dem richtigen Weg.«
    »Der Gasvorrat ist gleich verbraucht«, dämpfte der Arzt seinen Optimismus. »Und die Zeit reicht nicht aus, um eine neue Gasflasche zu holen.«
    »Wo sind die Flaschen?« brachte der Constabler hervor und war mit einigen Schritten an der Tür. »Ich hole neue.«
    »Sie sind…«
    Doktor Melbert kam nicht mehr weiter. Eine unsichtbare Kraft fuhr plötzlich durchs Zimmer, wie die Bö eines entfesselten Orkans, begleitet von einem Hauch, der ihren Atem gefrieren ließ. Die Männer taumelten zurück. Melbert schaffte es gerade noch rechtzeitig, den Schweißapparat in seinen Händen zu desaktivieren, dann traf ihn etwas an der Seite und warf ihn herum. Ein dröhnendes Scheppern, als der Schweißbrenner davongeschleudert wurde und auf ein Bord mit Instrumenten prallte.
    »Achtung!« brüllte der Constabler, als das Bord zu kippen begann und auf den Inspektor zu stürzen drohte. Monrow riß die Augen weit auf und versuchte verzweifelt, aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich herauszukriechen.
    Ein dröhnendes Krachen, als das Bord auf den Boden prallte, nur wenige Zentimeter von dem Inspektor entfernt.
    Für ein paar Sekunden war es so still, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können, dann begann ein Gerät zur Linken des Doktors aufgeregt zu knattern. Melbert war gerade dabei, sich mühsam wieder aufzurichten und schien plötzlich zu erstarren. Seine Augen hinter den Sichtschlitzen des Anzugs flackerten deutlich.
    »Radioaktivität!« brachte er entsetzt hervor und starrte auf den blauschimmernden Kristall. »Irgendetwas strahlt hier mit schier höllischer Intensität. Wir müssen raus, sofort!«
    Keuchend taumelten sie auf die nahe Tür zu. Monrow legte seine rechte Hand auf die Klinke, preßte sie herunter - ohne Wirkung. Er schluckte hart.
    »Verriegelt.«
    Er warf sich dagegen, ergebnislos.
    »Wir sind gefangen«, stöhnte der Constabler.
    Hinter ihnen ratterte der Geigerzähler immer bedrohlicher.
    ***
    Edward McKinley schritt langsam durch die Forschungslabors von United Electronic Limited. Techniker und junge Assistenten Sahen auf und grüßten ihn respektvoll. McKinley lächelte jovial. Ein Gefühl nie gekannter Macht durchströmte ihn. All das, was er hier sah, gehörte jetzt ihm. Formal war es natürlich Eigentum der Gesellschaft, aber die nächste Vorstandssitzung würde klären, wer die Gesellschaft war. Bannister, sein ärgster Widersacher war ausgeschaltet. Jetzt drohte ihm keine Gefahr mehr. Jetzt konnte sich ihm nichts mehr in den Weg stellen. Und auch die feindliche Konkurrenz würde er ausschalten, bald,

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