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0169 - Der Teufel ohne Maske

0169 - Der Teufel ohne Maske

Titel: 0169 - Der Teufel ohne Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Teufel ohne Maske
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ein Himmelfahrtskommando anzutreten. Ich bin nicht besser. Ich pokere für mein Leben gern. Kein Spiel hat eine so dramatische Spannung.«
    Mit bedächtigen Bewegungen suchte er auf dem Schreibtisch eine Zigarre aus einem schweren Silberkasten. Er steckte sie an und nahm seinen Gang wieder auf. »Ich fiel in Brines Hände. Hurra, dachte ich. Endlich ’ne solide Möglichkeit, anständig zu pokern. Well, ich verlor. Riesige Summen. Längst gehört mir von diesem Haus nicht einmal mehr ein einziger Stein. Als ich so weit war, daß ich keinen Ausweg mehr sah, erschien Cade Norman bei mir. Er besaß alle meine Schuldscheine, alle Wechsel.«
    In leicht geschwungenen Spiralen stieg der würzige Rauch seiner Zigarre zur Decke. Draußen wurde es langsam dunkel. In der Bibliothek herrschte das milde Zwielicht der Abenddämmerung.
    »Na ja, machen wir’s kurz«, knurrte O’Connors. »Ich verkaufte mich. Mit Haut und Haaren. Als Schlepper. Oder wie nennt man die Leute, die dumme, einfältige Pinselin Nachtlokale, in Spielhöllen und in schlimmere Häuser schleppen?«
    »Schlepper, ganz recht«, sagte ich leise. »Dafür durfte ich mein Haus behalten. Ich durfte nach außen weiterhin den reichen O’Connors spielen. Aber ich war ärmer als der ärmste Sklave. Ich mußte vor dieser verfluchten, stinkenden Kröte Cade Norman im Dreck winseln, wenn ich 1000 Dollar brauchte…«
    »Mein Gott«, sagte Phil leise. »Warum haben Sie das getan?«
    »Warum?« schrie O’Connors auf einmal. »Warum? Ich habe einen Jungen in West Point! Auf der Militärakademie! Wissen Sie, Herr, was das kostet?«
    Phil schwieg. Auch ich sagte nichts mehr. Nach einer langen Pause sagte O’Connors mit fast normaler Stimme: »Kommen wir zum Ende! Brine war der einzige, der meine Verbindung mit Norman kannte. Wenn Sie ihn verhafteten — und zu welchem anderen Zweck sollten Sie schon gekommen sein? —, wenn Sie Brine also lebend in die Finger bekämen, würde er vielleicht reden. Es wäre mein Ende gewesen. Und es kam noch eins hinzu: Brine nutzte sein Wissen gegen mich aus. Er… er warf mir einmal einen Hunderter vor die Füße… und ich… ich mußte mich… bücken… um… den Dreck aufzuheben…, weil… mein Junge doch… doch das Geld… brauchte…«
    Wir hörten seinen keuchenden Atem, obgleich wir ihn nur noch schemenhaft in der zunehmenden Dunkelheit sehen konnten.
    »Im mittleren Schreibtischfach liegt ein Zettel mit der Nummer des Safes in meiner Bank«, sagte er auf einmal schnell. »Dort liegt ein schriftliches Geständnis…«
    Ich sprang auf ihn zu. Aber ich kam zu spät. Ein Schuß krachte, und gleich darauf brach O’Connors zusammen.
    ***
    Wir riefen Mr. High an. Er war noch im Office und versprach, auf uns zu warten. Die alte Negerin beruhigten wir, so gut es ging. Als unsere Mordkommission eingetroffen war, lieferte ich einen kurzen Bericht. Danach überließen wir ihr das Feld und rasten zurück zum District Office.
    Der Chef saß in seinem Zimmer und sah uns gespannt entgegen. »Sie springen ja heute von einem Erfolg zum anderen, Jerry«, sagte er leise.
    Ich warf meinen Hut in einen Sessel. »Manchmal wünschte ich, ich wäre mit Taubheit und Blindheit geschlagen«, sagte ich rauh. »Wenn Sie einen Whisky für mich haben, Chef, wäre ich Ihnen dankbar. Phil, sei bitte so freundlich und übernimm das Erzählen…«
    Der Chef schenkte uns einen Whisky ein. Ich vergrub mich in einem Sessel und schloß die Augen. Phil erzählte in nüchternen Worten den Hergang der Sache. Ich hörte nicht hin. Ich sah immer noch diesen vierkantigen Schädel vor mir, dieses durchfurchte Gesicht, diese buschigen Brauen.
    Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis Phil seinen Bericht beendet hatte. Irgendwann riß mich die Stimme des Chefs aus meinen Gedanken: »Jerry, wieviel Mann sollen wir nehmen?«
    Ich fuhr auf. »30oder 40«, sagte ich. Der Chef sah mich erstaunt an: »Soviel? Sie sind doch sonst immer dafür, alles mit Phil oder ganz allein zu machen!«
    Ich nickte langsam. »Ja, sonst… Aber diesmal müssen wir auf Nummer Sicher gehen. Cade Norman darf uns nicht davonkommen. Um keinen Preis der Erde.«
    »Oh, wir würden ihn trotzdem wieder kriegen«, warf Phil überzeugt ein.
    »Bestimmt«, nickte ich. »Aber vorher wird Norman in seiner Panik jeden über den Haufen schießen, der ihm in den Weg kommt. Nein, Chef. Das Maß ist voll. Cade Norman wird noch heute nacht aus seinem Haus geholt. Und zwar so, daß er keine Lücke zum Entkommen

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