017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel
nickte.
»Machen Sie Ihre Sache gut,
Cechoir. So wie immer. Die Bezahlung bleibt die gleiche: einhundert Francs bei
Ablieferung der Leiche .«
Damit war dieses seltsame Gespräch
beendet.
Der Totengräber verließ die Hütte
und ging ein wenig wankend über den unbefestigten Weg, der von Pfützen übersät
war. In der Nähe befand sich eine Schutthalde, auf der die Bewohner der
Umgebung ihren Abfall abluden.
Rauch hing in der Luft. Auf der
Halde brannte ständig ein Feuer, und das unruhige Glühen und Glimmen durchbrach
die Finsternis.
In den armseligen Behausungen
brannte kaum noch Licht. Die Bewohner, ein buntes Völkergemisch, schränkten den
Stromverbrauch aus Gründen der Sparsamkeit ein. Cechoir kam sogar an einem
Fenster vorbei, hinter dem eine auf dem Tisch stehende Petroleumlampe brannte.
Ein Mann hockte im Lichtkreis der Lampe und goss sich in ein Glas billigen
Wermut ein. Der Trinker schimpfte vor sich hin, dass man es hörte, wenn man
vorbeilief. Auf dem Boden und dem Tisch lagen Porzellan- und Glasscherben. In
der Wohnung musste es zu einem handfesten Streit gekommen sein. Ob die bessere
Hälfte daraufhin die Flucht ergriffen hatte oder mit einem blauen Auge
irgendwie in einer dunklen Ecke lag, das ließ sich von hier aus nicht erkennen.
Cechoir war selbst diesem Milieu zu sehr verhaftet, um sich weitere Gedanken über
den einsamen Trinker zu machen. Dieser Mann hätte sein Spiegelbild sein können.
Der Regen durchnässte seine
schmutzige Kleidung. Cechoir fand, dass es kälter geworden war. Er trug keine
Jacke, obwohl er fror. Vorn am Ende des matschigen Weges stand ein alter, vom
Rost angenagter Renault. Cechoir hatte dieses Vehikel vor einiger Zeit von
einem Autofriedhof abgeholt und mit Hilfe eines Freundes, einem Autoschlosser,
der aus vier Rädern und ein paar Ersatzteilen die tollsten fahrbaren Untersätze
zusammenschustern konnte, wieder fahrbar gemacht. Der Wagen war ordnungsgemäß
angemeldet, und die zusätzlichen Einkünfte aus dem Leichenraubgeschäft
ermöglichten es dem Franzosen, den Wagen zu unterhalten.
Cechoir schloß
den Renault auf. Die Tür schrie nach Öl. Knirschend fiel sie wieder ins schloss,
als der durchnässte Cechoir hinter dem Steuer hockte. Fünf Versuche bedurfte
es, ehe der Motor ansprang. Der Wagen wackelte und zitterte an allen Ecken und
Enden.
Erstaunlicherweise brachte Cechoir
das Vehikel dennoch zum Fahren. Man konnte hier im wahrsten Sinne des Wortes
von einem Wunder der Technik sprechen und musste dem
Autoschlosser, der diesen Renault wieder zu Fahren gebracht hatte, höchstes Lob
zollen.
Knatternd und hin und wieder durch
einen Knall und eine Rauchwolke aus dem Auspuff andeutend, dass die Zündung
eine Art Eigenleben führte, kam der Wagen voran.
Der Franzose verließ das
Armenviertel. Die dunklen Straßen und Gassen hier waren nicht beleuchtet. Cechoir
schien in eine andere Welt einzudringen, als er durch die Bezirke fuhr, in
denen das Leben von Marseille erst um diese Zeit anzufangen schien.
Neonlichter blinkten, Restaurants
und Striptease-Lokale überboten sich mit Reklame.
Zehn Minuten später hatte Cechoir
die mit Licht und Leben erfüllte Stadt hinter sich. Er war so sehr mit Fahren
und Schalten beschäftigt, dass er dem Wagen, der ihm
seit dem Armenviertel folgte, glatt übersah.
Es war ein ausländischer Wagen,
ein Rasseauto, das ins Auge fiel.
Auch der Fahrer des knallroten
Lotus Europa, der aus einer Seitenstraße gekommen war und hinter dem Renault
herfuhr, schien auf den ersten Blick ein Tourist zu sein.
Ein Amerikaner, Sein Name: Larry
Brent. Ein Mann, der für das Gesetz lebte. Als PSA-Agent gehörte er einer
Gruppe an, der die Aufgabe zufiel; ungewöhnliche Fälle aufzuklären, die mit
herkömmlichen Mitteln des Polizeiapparates nicht mehr zu lösen waren.
X-RAY-3 war ein Menschenfreund,
der Hinweis in der Fassung des Rings, den er trug, war alles andere als eine
Farce. »Im Dienste der Menschheit - X-RAY-3.« Dieser Aufgabe hatte er sich
verschrieben. Es war wie ein Schwur. Larry diente den Menschen. Es kam ihm
darauf an, das Verbrechen zu bekämpfen, egal, in welcher Form es auch immer
auftrat.
Und wieder war Larry Brent einem
mysteriösen Vorgang auf der Spur. Bereits in der Maschine, die er nach seinem
Erfolg in London bestiegen hatte, war ihm neues Material von der New Yorker
Zentrale übergeben worden.
Auf diese Weise erfuhr er von den
unheimlichen Leichenräubern, die seit geraumer Zeit in vielen Teilen
Frankreichs ihr
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