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017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel

017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel

Titel: 017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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und die Tür schwang nach draußen. Der Fahrer verlor durch die
eigene Bewegung das Gleichgewicht und stürzte aus dem Wagen. Dumpf krachte sein
Körper auf die aufgeweichte Erde. Brennender Schmerz raste durch die Glieder
des Gestürzten. Der Boden war schlammig und kalt. Dennoch wäre der Franzose am
liebsten liegengeblieben. Doch die Angst trieb ihn in die Höhe.
    Taumelnd kam Jaques hoch. Er hörte
die Gestalt im Führerhaus des Klein-Lastwagens rumoren und sah im gleichen
Augenblick einen Schatten von der Seite des Autos her auftauchen.
    Konnte der unheimliche Hagere an
zwei Orten zu gleicher Zeit sein?
    Die Augen des Franzosen irrten umher.
Er sah, wie der leichenblasse Abenteurer aus dem Führerhaus stieg - mit einem
eiskalten Grinsen um die blutleeren Lippen - und er sah die Gestalt, die sich
ihm von der Seite her näherte.
    Eine furchtbare Fratze tauchte vor
ihm in der Dunkelheit auf.
    Der Franzose wollte schreien, aber
kein Laut kam aus seiner Kehle. Sie war wie zugeschnürt.
    Er starrte auf die erschreckende
Erscheinung, die aus der regnerischen Nacht auf ihn zukam.
    Ein Mensch? Ein Dämon? Er hätte es
in diesen Sekunden nicht zu sagen vermocht. Er fühlte sich mitten in den
Dschungel versetzt. Die Gestalt vor ihm hätte auch ein grellbunt bemalter
Medizinmann sein können. Doch unter dem farbenprächtigen Umhang, den er trug -
zeichneten sich die Formen eines weiblichen Wesens ab!
    »Das ist Orungu«, sagte der Hagere
beinahe andächtig, und seine tiefliegenden Augen nahmen einen seltsamen
Schimmer an. »Orungu - die Totenbesprecherin.«
     
    ●
     
    Er stand da, unfähig, sich zu
rühren. Alles Leben schien aus seinem Körper gewichen.
    »Ich wollte sie Ihnen vorstellen.
Und ich glaube auch, dass Orungu sich freut, Sie kennenzulernen .« Der Hagere gab sich keine Mühe, den Zynismus in seiner
Stimme zu unterdrücken.
    »Orungu?« Jaques, der Fahrer,
bewegte kaum die Lippen. Seine Stimme zitterte.
    »Sie werden Orungu folgen. Ich
habe Ihnen versprochen, Sie dahin zu bringen, wo Sie mich hinhaben wollten. Nun
sind die Rollen leider vertauscht !«
    »Orungu tak zuma goro ankjum«,
sagte die schreckliche Fratze. Die grellen Farben gaben dem Gesicht etwas Unheimliches.
Die Sinnesorgane in dieser Palette waren nur zu ahnen. Ein Auge war mit
tiefroter Farbe bemalt, das andere war grellweiß. Diese Asymmetrie verzerrte
die Perspektive, ließ das Gesicht schief wirken.
    Der Hagere entfernte sich von den
beiden. Vom Friedhofstor her rief er etwas in einer für den Franzosen
unverständlichen Sprache zurück. Dann hörte Jaques wieder etwas, was er
verstand: »Holen Sie einen Hammer aus dem Werkzeugkasten. Vielleicht auch etwas
Hartes und Spitzes. Sie werden wohl nicht drum herum kommen, das Schloss
aufzubrechen .«
    Der Angesprochene schluckte. Er
brachte es nicht fertig, den Blick von den hypnotischen Augen zu wenden, die
auf ihn gerichtet waren. Die Gestalt in dem Umhang kam näher. Die dunkelbraunen
Hände strichen über das Gesicht des Franzosen, während Orungu ständig
geheimnisvolle Worte murmelte.
    Der Fahrer wurde ein Werkzeug in
den Händen Orungus. Es wurde ihm nicht bewusst, dass er noch einmal zum Wagen
zurückging und unter dem Fahrersitz die Werkzeugkiste hervorholte. Dort suchte
er genau die Gegenstände heraus, die der Hagere von ihm verlangte. Mit einem
Hammer und einem Meißel ging Jaques auf die Eisentür zu. Das Schloss widerstand
den brutalen Schlägen nicht lange. Nach drei Minuten war es geknackt.
Quietschend schob der Hagere die eine Seite des Tors zurück. Die seltsame
Gruppe bewegte sich auf dem Hauptweg zwischen den Grabreihen. Winklige Steine
und verwitterte Kreuze ragten in den regnerischen Himmel. Unheimliche Ruhe
erfüllte die Luft. Es war die Ruhe der Toten. Im Umkreis von drei Kilometern
gab es keine menschliche Behausung. Sie kamen an einer flachen Mauer vorbei,
hinter der ein WC-Häuschen und ein kleiner, aus Latten
zusammengezimmerter Geräteschuppen befand sich ein kleines Hängeschloss. Doch
es war nicht einmal notwendig, dies aufzubrechen. Mit roher Gewalt riss der
Hypnotisierte einfach eine der Latten heraus. Er zerrte eine Schaufel aus dem
Geräteschuppen und legte sie sich über die Schulter.
    »Und nun suchen Sie ein Grab«, forderte
die Stimme des bleichen Begleiters ihn auf. »Ein frisches.«
    Das bereitete keine besondere
Mühe. Sie fanden schon an der nächsten Weggabelung eine frische Grabstätte.
Blumengebinde und Kränze lagen darauf. Der Regen hatte alles

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