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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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Landessprache aus. Kong antwortete in der gleichen Sprache, und nachdem sie sich ungefähr zehn Minuten unterhalten hatten, meinte der Inspektor, er habe nun alles getan, was in seiner Macht sehe. Kong sei uns als Adjutant zugeteilt und werde uns betreuen.
    Kong feixte wohlwollend, nahm seine rechte Hand in die linke und sagte sich guten Tag. Wir hatten inzwischen schon spitzgekriegt, dass dies die allgemeine Form der Begrüßung ist.
    Dann erklärte er uns, er müsse zuerst ein paar vorbereitende Nachforschungen anstellen, bei denen wir ihn nur im Wege seien. Er werde sich im Laufe des Tages bei uns im Gloucester Hotel melden.
    »Wir haben doch noch gar nicht gesagt, wo wir wohnen«, meinte ich erstaunt, aber da grinste er nur.
    Jedenfalls schien der Bursche tüchtig zu sein. Er riet uns, am Tage während der Hitze zu Hause zu bleiben. Wir versprachen das auch, hatten aber nicht die Absicht, den Rat zu befolgen. Das Bewusstsein, einen »Betreuer« zu haben, war uns beiden unsympathisch. Vorläufig wollten wir uns einmal Umsehen. Wenn es unerträglich wurde, konnten wir uns jederzeit ein Taxi nehmen und ins Hotel fahren.
    So also war es gekommen, dass wir schweißtriefend in der Queen Road standen.
    Gerade hielt einer der roten Omnibusse vor uns.
    »Wollen wir?« fragte Phil.
    Ich nickte, und wir kletterten hinein. Es stank barbarisch. Neben mir stand ein alter Chinamann, der Sonnenblumenkerne kaute. Die Schalen spuckte er durch die Gegend. Auf der anderen Seite wurde ich gegen die molligen Formen einer Inderin gepresst, die ebenfalls kaute. Ihre Zähne jedoch bearbeiteten eine Betelnuss, deren roter Saft von Zeit zu Zeit in einem dünnen Strahl genau über meine Schulter auf die Straße spritzte.
    Der Omnibus ratterte weiter, hielt, spuckte eine Anzahl Insassen aus und füllte sich trotzdem immer mehr. Ich kam mir vor wie eine Sardine in der Büchse. Wir hatten die Hauptstraße längst hinter uns gelassen. Das Viertel wurde ärmlich. Schließlich hielten wir es für besser, auszusteigen.
    Als wir auf der Straße standen, holten wir zunächst einmal tief Luft. Dann sahen wir uns um. Die niedrigen Häuser hatten geschnitzte Holzfassaden. Aus einem kleinen Laden kamen Gongschläge und krächzender Gesang. Dann hörten wir die schrillen Töne einer Flöte und das Quieken einer verstimmten Geige. Die Menschen drängten sich. Überall sahen wir flache Gesichter, wulstige, bläuliche Lippen, wehende Kittel, Rikschas, Lastenträger. Und in der Luft hing ein ranziger Geruch.
    »Ich habe einen fürchterlichen Durst«, meinte Phil, und mir ging es genauso.
    Also machten wir uns auf die Suche nach etwas Trinkbarem. Wir waren ja in einer Gegen, in die wohl selten Weiße kamen. Wir wurden angeglotzt und angegrinst. Endlich fanden wir einen Polizisten. Der Bursche konnte natürlich kein Wort Englisch, aber die Bewegung des Trinkens verstand er. Er nickte eifrig, winkte uns, ihm zu folgen, bog rechts ab in eine Gasse und blieb plötzlich stehen. Triumphierend wies er auf einen Durchgang, über dem ein Schild prangte. Es trug die Aufschrift »Kings Bar« und ein paar chinesische Schriftzeichen.
    Ich gab unserem Führer einige Münzen, für die er sich überschwänglich bedankte.
    Bevor wir die Tür mit der schmutzigen Glasscheibe öffnen konnten, mussten wir ein paar schmierige Kinder und ein paar räudige Hunde vertreiben. Drinnen war es, wenigstens für unser augenblickliches Gefühl, angenehm kühl. Hinter der Bar - es gab tatsächlich etwas, das so ähnlich aussah - stand ein Kerl, der wie ein Chinese aussah, aber keiner war. Er redete ein schauderhaftes Englisch, aber man konnte sich wenigstens mit ihm verständigen.
    Wir fragten, ob er kaltes Bier habe Er grinste und nickte. Der Laden war fast leer. Nur an einem Tisch saßen vier Chinamänner und klapperten mit ihren Mah-Jongg-Steinen. Das Bier war kalt. Die Gläser verschmähten wir und setzten die Flaschen an den Mund.
    Die ganze Zeit über betrachtete uns der Wirt von der Seite her. Auf dem linken Arm hatte er eine Tätowierung, in der ich das norwegische Wappen erkannte. Ein Seemann wahrscheinlich, der vor undenklichen Zeiten hier gestrandet und heruntergekommen war.
    »Suchen Sie jemanden?« fragte er plötzlich.
    Das gab mir einen Ruck. Wie kam der Bursche darauf?
    »Ich wüsste nicht, wen ich suchen sollte«, lächelte Phil, aber da wackelte der Kerl mit dem Kopf.
    »Hierher kommen Weiße nur, wenn sie etwas suchen.«
    Bevor ich antworten konnte, wurde im Hintergrund

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