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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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Pistolenkolbens, obwohl ich mir klar war, dass ich gar nicht dazu kommen würde, sie zu gebrauchen, wenn man mich aus dem Wege räumen wollte. Immerhin hätte man das schon früher tun können, wenn die Absicht bestanden hätte. Es war außerdem unwahrscheinlich, dass man dann so viele Umstände mit uns gemacht hätte.
    Ich blickte Clem und Jules heimlich von der Seite an. Plötzlich erschienen sie mir gar nicht mehr so harmlos. Dieser Jules, der behauptete, er sei Franzose, hatte eigentlich das Gesicht eines mexikanischen Messerhelden, und Clem hätte mit seinem viereckigen Kinn und dem merkwürdigen Gang, der mir jetzt erst auffiel, in jedes Verbrecheralbum gepasst.
    Vielleicht aber, so dachte ich, spielte mir meine erregte Phantasie einen Streich. Vielleicht war Kong wirklich gestolpert und hatte sich das Bein an einer Stufe angeschlagen. Vielleicht oder sogar wahrscheinlich waren unsere beiden neuen Bekannten harmlose Menschen, so harmlos, wie man eben in Hongkong sein muss, um durchzukommen.
    Dazu kamen die Hitze und die Fremdartigkeit der Umgebung, in die wir so plötzlich versetzt worden waren.
    Die Treppe lag hinter uns, und wir bogen in einen rechts abzweigenden Pfad ein. Ein frischer Wind hatte sich aufgemacht und kühlte meine brennende Stirn. Dann schienen wir am Ziel zu sein.
    Es war ein tempelähnliches Gebäude mit reich geschnitzter Holzfassade und den uns schon sattsam bekannten geschwungenen und mit bunten Ziegeln belegten Dächern. Die Fenster waren mit Läden verschlossen, aus denen dünne Lichtstrahlen nach außen fielen. Clem betätigte einen schweren, bronzenen Klopfer, dessen dumpfer Ton die Stille durchdrang.
    Eine alte, dicke Chinesin mit fettigem glänzendem Gesicht tat uns auf und verzog ihren Mund zu einem freundlichen Grinsen.
    »Was ist das hier?« fragte ich, als wir einen Raum betraten, der von geschnitzten Ampeln in vielen Farben beleuchtet wurde.
    »Sie werden’s schon sehen, und Sie werden zufrieden sein.«
    Darm, mit einem Male, wusste ich es. Der Duft der Blumen, die in riesigen Vasen standen, konnte einen anderen Duft nicht übertäuben, der süß und schwer in der Luft lag. Es war der Duft des Extraktes, der aus dem Samen des roten Mohns gewonnen wird: Opiumduft.
    Irgendwo klagte leise eine Geige. Die zärtlichen Töne einer Flöte mischten sich hinein. Wir sanken in wuchtige Sessel und warteten. Alles schien unwirklich wie ein schwerer, süßer Traum.
    Ich kannte die Opiumhöhlen zwischen New York und San Franzisko, jämmerliche, schäbige Keller und Hinterzimmer, in denen die Süchtigen Vergessen suchen. Auch dies war zweifellos eine Opiumhöhle, aber eine höchst komfortable.
    Vielleicht meinten es Clem und Jules sogar gut mit uns, als sie uns hierher lotsten, aber ich hatte nicht die geringste Lust, mich vergiften zu lassen. Gewiss, Opiumträume sollen recht angenehm sein, aber die Kopfschmerzen hinterher sind auch nicht von Pappe.
    Gerade wollte ich mich bedanken und nun endgültig gehen, als die alte Chinesin zurückkam. In ihrer Begleitung befanden sich zwei bildschöne, junge Mädchen im Ishang, dem eng anliegenden, hochgeschlitzten Kleid. Ihre kindhaften Gesichtchen waren kräftig geschminkt.
    »Was soll der Unsinn?« fragte mein Freund böse.
    »Wozu die Aufregung?« lächelte Jules. Es saß genau im Schein einer gelben Ampel, deren Licht ihm das Aussehen eines Mephisto gab. »Die beiden Damen sind Experten in der Zubereitung von Opiumpfeifen.«
    »Es tut mir Leid, meine Herren. Sie haben uns falsch eingeschätzt«, sagte ich kalt. »Auch die Pfeifen können uns nicht reizen, selbst wenn sie von so kleinen, zarten Händen gereicht werden. Wir halten uns lieber an Lucky Strike oder Camel.«
    Zur Bekräftigung zog ich die Packung aus der Tasche und bot an, aber nur Phil akzeptierte.
    In diesem Augenblick verhuschte der Zauber, der mich um ein Haar überwältigt hatte. Der vertraute Geschmack auf der Zunge und der Rauch, den ich genussvoll einsog, hatten mich aufgeweckt. Brüsk erhob ich mich. Phil tat dasselbe.
    »Es ist fast drei Uhr. Wären die Herren so freundlich, uns ein Taxi zu besorgen?« fragte ich. »Natürlich sind wir Ihnen für den netten Abend zu großem Dank verpflichtet, wenn auch unsere Auffassungen über die Art, wie man sich auf einem Bummel die Zeit vertreiben soll, auseinander gehen, aber nehmen Sie uns das bitte nicht übel.«
    Für ein paar endlose Sekunden blieb es ganz still. Sogar die Geige schwieg. Dann warf Clem der Chinesin einen Schein zu

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