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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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stand auf. Er schien seinen Ärger überwunden zu haben.
    »Gut, sprechen wir ein andermal darüber« , sagte er, nickte uns zu und ging. Seine von Kostbarkeiten strotzende junge Frau folgte ihm.
    »Ich habe das Gefühl, als ob wir gut daran täten, uns heimlich still und leise zu verziehen«, sagte Phil. »Man braucht kein Hellseher zu sein, um zu merken dass er über unsere verblümte Ablehnung gewaltig falsch war.«
    Auch mir war die Laune verdorben. Zwar teilte ich Phils Befürchtung nicht, aber ich hatte einfach keine Lust mehr. So unauffällig wie möglich schlängelten wir uns durch die gewaltig animierte und alkoholisierte Gesellschaft nach draußen. Es war bereits ein Uhr. Wir fanden unser-Taxi. Der Fahrer hatte treu und brav ausgehalten.
    »Wohin? Ich habe nicht die geringste Lust, nach Hause zu gehen«, sagte mein Freund.
    »Irgendwohin, wo man ein solides eiskaltes Bier bekommt«, schlug ich vor, und dann gaben wir uns Mühe, dem Fahrer unsere Wünsche verständlich zu machen.
    »Club?«, grinste er. »Union Club? Trinken Bier.«
    Wir nickten erleichtert, und der gute Mann strahlte. Er setzte uns in der Stadt vor dem Clubgebäude ab. Zuerst gab es Schwierigkeiten. Der Portier verlangte die Mitgliedskarten, und erst nachdem wir uns als nur vorübergehend in Hongkong befindliche Gäste legitimiert hatten, wurde uns gnädigst eine Besucherkarte ausgestellt.
    So steif wie der Empfang war auch das Innere. Kaum ein Wort war zu hören, obwohl die Räume gut besetzt waren. Im Spielzimmer klapperten Würfel. Ein paar Poker- und Bridge-Partien waren im Gange. Die Bibliothek und das Schreibzimmer interessierten uns nicht, die Bar aber um so mehr.
    Wir parkten unsere müden Körper in einer gemütlichen Nische und bestellten zwei Flaschen Guiness. Nach der zweiten Flasche hatten wir bereits genug, nicht vom Bier, aber von der stocksteifen Umgebung. Wir ließen unseren Fahrer langsam weiterzotteln. Schließlich landeten wir in einem außerordentlich gemütlichen Laden, in dem es hoch herging.
    Wir saßen zusammen mit einem französischen Buchhalter, einem englischen Textilvertreter und einem Journalisten aus den Staaten, der eine unglaublich feine Nase haben musste, denn er quälte uns eine Stunde lang, ihm doch zu sagen, was wir eigentlich in diesem Sündenbabel zu suchen hätten.
    Als wir uns dann endlich verabschiedeten, tat der Bursche dasselbe, und kaum waren wir vor der Tür, da grinste er wie ein Schuljunge, der etwas ausgefressen hat.
    »Na, G-men, wollen Sie mir jetzt die Wahrheit sagen? Hinter wem seid ihr her?«
    »Sie sind verrückt«, gab ich ihm zur Antwort. »Ich sagte Ihnen doch schon, dass wir Touristen sind.«
    Er lachte und kam einen Schritt näher. Dann fühlte ich einen Ruck an meiner linken Hosentasche.
    »Na, habe ich’s nicht gewusst. Wollen sie etwa einen Kriminalreporter aus Chicago lehren, wie man Gesichter schneidet?«
    Er hatte das Lederriemchen, an dem wir G-men unseren Stern tragen und das an einem Knopf am Hosenbund befestigt ist, herausgerissen, und der blaugoldene Stern lag in seiner Hand.
    Zuerst war ich ärgerlich, doch dann lachten wir alle zusammen. Wir zogen ein Haus weiter, und in der nächsten Bar schlossen wir einen feierlichen Vertrag, den wir mit einigen Whiskys besiegelten. Jim Bronx - so hieß der Journalist -würde unter allen Umständen dichthalten, wogegen wir ihm die feste Zusage gaben, dass er als Erster die Story unserer Hongkonger Erlebnisse bekommen würde, sobald unser Job erledigt sei.
    Um drei Uhr endlich lagen wir in den Federn, und es dauerte keine fünf Minuten, bis ich ins Land der Träume hinüberglitt.
    ***
    Um neun Uhr morgens erwachte ich mit einem kolossalen Brummschädel. Ich hatte eine etwas verworrene Erinnerung an die Nacht und an ihre Ereignisse. Ich stellte mich so lange unter die Dusche, bis ich einigermaßen klar geworden war. Dann weckte ich, noch im Bademantel, meinen Freund Phil, der sich schimpfend und fluchend dagegensträubte, zu sich zu kommen. Erst als ich ihn so weit hatte, dass auch er ins Badezimmer ging, rasierte ich mich und zog mich an.
    Um halb zehn fuhren wir hinunter und steuerten auf den Frühstückssaal zu. Einer der Boys lief uns nach und lotste uns zum Portier.
    »Es ist heute Nacht ein Telegramm für Sie gekommen, aber wir konnten Sie nicht wach kriegen«, lächelte er und reichte es herüber. »Außerdem ist hier ein Brief, der von einem Polizisten abgegeben wurde.«
    Wir bedankten uns und gingen ins Frühstückszimmer.

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