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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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einem reichen Chinesen eingeladen«, wandte er sich an den Inspektor.
    »Donnerwetter, das ging ja schnell. Wer ist es denn?«
    »Mr. Ling Fo Pu, der Lampenfritze.«
    »Da haben Sie aber eine prominente Bekanntschaft gemacht«, grinste der Inspektor.
    »Und außerdem hat er sich eine süße kleine Frau angeschafft«, fügte Phil hinzu.
    »Eine!« lachte Sommerset. »Soviel ich weiß, hat er drei oder vier. Na, jedenfalls wünsche ich Ihnen viel Vergnügen, und geben Sie Acht, dass Sie nicht verunglücken. Bei diesen chinesischen Parties geht es gewöhnlich hoch her.«
    ***
    Im Hotel machten wir uns fein. Wir stiegen in die schwarzen Smokinghosen und schmückten uns mit neuen weißen Hemden und Dinner-Jacketts. Als wir uns im Siegel besahen, hätten wir uns fast nicht wieder erkannt. So aristokratisch sahen wir aus.
    Um halb sieben kletterten wir in unser Taxi. Der Fahrer wusste natürlich genau, wo Mr. Ling wohnte. Es ging in endlosen Serpentinen den Victoria Peak hinauf. Unter uns lagen die im Lichterglanz strahlende Stadt und der Hafen mit den erleuchteten Schiffen und Booten. Drüben über Kawloon hing ein gelbroter Dunst.
    Fast auf Höhe des Berges bog der Wagen in eine hell erleuchtete Auffahrt ein. Vor uns lag ein Park mit einem großen, angestrahlten Gebäude. Als wir vorfuhren, riss ein blau uniformierter Diener den Schlag auf. Durch ein Spalier von dienstbaren Geistern gingen wir eine Art Freitreppe hinauf, die auf eine breite Veranda mündete.
    Ling begrüßte uns in der Halle, in der es von festlich gekleideten Menschen wimmelte. Es waren eine ganze Anzahl Europäer mit ihren Damen in großer Abendtoilette erschienen. Die Chinesen waren meist ohne Frauen gekommen. Nur ein paar emanzipierte Chinesinnen in Pariser Modellkleidern, die ihnen aber gar nicht standen, begleiteten ihre Männer.
    Es wurden Cocktails und Fruchtsäfte gereicht. Ich fand vorläufig keinen Unterschied zwischen dieser und den amerikanischen Gesellschaften. Da tönte ein Gong. Die Flügeltüren flogen auf und die Gäste - ungefähr fünfzig an der Zahl - wurden hineingebeten.
    In dem saalartigen, mit Teakholz getäfelten Raum stand eine hufeisenförmige Tafel. Jeder nahm Platz, wo er wollte. Wir waren ungefähr fünfzig Gäste, aber es gab mindestens doppelt so viel dienstbare Geister. Im Nu waren die Tische dicht mit Speisen besetzt, von denen wir die meisten nicht einmal dem Namen nach kannten.
    Ich hatte schon befürchtet, Reiswein trinken zu müssen, den ich nicht mag. Erstens schmeckte mir das lauwarme Zeug nicht, und zweitens geht es nicht nur gewaltig in den Kopf, sondern auch in die Beine. Ich war deshalb angenehm überrascht, als eine kleine, niedliche Chinesin mir das Glas mit gutem französischen Pommery füllte und zu allem Überfluss auch noch Cognac dazu schüttete.
    Mehr als zwei Stunden wurde nur gegessen und getrunken. Wir beide hatten bereits nach der ersten Stunde mehr als genug und beschränkten uns darauf, dem süffigen Gemisch in den schweren Kristallgläsern Ehre anzutun. Die meisten Europäer hatten bereits hochrote Köpfe, und ihre Damen lachten etwas zu laut. Die Chinesen aßen und tranken ungeheure Mengen mit stoischer Ruhe.
    »Ich möchte wissen, wo die kleine Frau Li steckt«, flüsterte mir Phil zu, als wir gerade die dritte süße Nachspeise abgelehnt hatten.
    Als habe sie nur auf dieses Stichwort gewartet, erschien die kleine, schlanke, kindliche Chinesin. Sie wurde fast erdrückt von der Pracht ihres kostbaren Schmucks. Es blitzte und funkelte aus ihren Haaren und von den kleinen Ohren, und um den Hals trug sie ein Kollier aus kirschgroßen Rubinen und Brillanten. Dieselben Steine schimmerten aus barbarisch großen Ringen, mit denen die kleinen Hände überladen waren.
    »Grauenhaft«, murmelte mein Freund, und ich musste ihm Recht geben.
    Für Ling war die Frau nichts anderes als ein Schaufenster, in dem er seinen Reichtum ausbreitete. Sie lächelte grüßend nach allen Seiten und nahm bescheiden neben dem Hausherrn Platz. Während sie Zuckerzeug und Nüsse knabberte, blickte sie die Tafel entlang, und als sich unsere Blicke trafen, nickte sie strahlend herüber.
    Sämtliche Köpfe fuhren herum, um zu sehen, wen Frau Li so bevorzugte.
    Die Tische wurden abgeräumt, aber immer noch lag der schwere Duft von Speisen und Wein im Raum. Ling erhob sich, und alle anderen folgten seinem Beispiel. Die Türen zu einem zauberhaften Wintergarten flogen auf, einen Wintergarten mit japanischen Zwergbäumen, seltenen

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