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0171 - Hexenreigen

0171 - Hexenreigen

Titel: 0171 - Hexenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Lichtbögen. Mehr kann ich dir nicht dazu sagen, weil ich selbst nicht mehr weiß!
    Merlins Erscheinung verblaßte jäh wieder.
    Und Zamorra erwachte.
    ***
    Fast gleichzeitig erhoben sich zwei schlanke Gestalten aus dem Gras. Monica und Uschi, die beiden Zwillinge! Sie erreichten Andy gleichzeitig mit Gregor. Andy stöhnte leise auf. Sein nackter Körper war übersät mit unzähligen, winzigen Schnittwunden, aus denen Blut sickerte.
    »Die Blätter«, murmelte Gregor. »Diese verdammten Blätter!«
    Er selbst war wohl nur deshalb unverletzt davongekommen, weil er von einer der Luftwurzeln und nicht von einem Ast ergriffen worden war. Die Verletzungen, die Andy durch die messerscharfen Blätter erlitten hatte, sahen allerdings gefährlicher aus, als sie wirklich waren. Die Blutungen kamen bereits nach kurzer Zeit zum Stillstand. Was blieb, waren die Schmerzen. Andy war kaum in der Lage, sich zu bewegen. Sein besonderes Pech war es gewesen, daß sein Körper nicht durch Kleidung geschützt war.
    Gregor sah in die Runde. Die beiden Zwillinge waren ebenfalls nackt, aber es schien sie nicht zu stören. Es war nicht der geeignete Moment, sich an Äußerlichkeiten zu orientieren. Beatrix, die noch unbeweglich am Boden lag, trug einen knappen roten Slip mit Kirschblütenaufdruck. Sie hatte sich zum nächtlichen Bad wohl nicht ganz so sehr entblößen wollen wie die anderen. Anka, Wilfried und Peter rührten sich ebenfalls nicht.
    Gregor tastete seine Kleidung ab. Er entsann sich, daß er Beatrix mit sich in den See gerissen hatte. Aber seine Sachen waren trocken. Sie mußten sich also schon geraume Zeit hier befinden. Vielleicht viele Stunden.
    Diese knisternde, zuckende und flammende Energie hatte sie also nicht vernichtet, sondern irgendwo anders hingebracht. Die weiße Sonne am hellroten Himmel deutete darauf hin, daß sie sich nicht mehr auf der Erde befanden. Aber wo dann?
    Auf einem fremden Planeten?
    »Wir sind eigentlich schon länger wach«, sagte Uschi. Ihre Rechte glitt in einer anmutigen Bewegung durch das lange blonde Haar. »Wir waren nur nicht in der Lage, uns zu bewegen. Wir waren gezwungen, zuzusehen, wie der Baum kam. Erst jetzt hat sich der Bann gelöst.«
    Andy hatte sich vorsichtig im Gras niedergelassen und spähte jetzt ständig in die Runde. Er war mißtrauisch geworden. Der schmerzhafte Kontakt mit der Baumbestie reichte ihm. Er spürte die Verletzungen in unverminderter Stärke.
    »Da war noch etwas«, sagte Uschi. »Etwas in unserem Kopf. Wir haben gerufen, aber nicht laut. Nur mit unseren Gedanken. Wir waren irgendwie miteinander verbunden.«
    Gregor runzelte die Stirn. »Ihr habt mit euren Gedanken gerufen? Wen oder was denn? Den Baum?«
    Er glaubte ihnen, was sie sagten. Wenn es superbewegliche Bäume hier gab, die Menschen verzehrten, warum sollten die beiden Mädchen dann nicht telepathische Fähigkeiten entwickeln?
    »Den Baum? Nee… Wir hatten Kontakt mit etwas anderem. Es war irgendwie seltsam… Eine schien eine Frau zu sein, sie dachte zumindest weiblich. Der andere muß ein furchtbar alter Mann gewesen sein. Es war, als sei er mindestens zehntausend Jahre alt.«
    Plötzlich hob sie den Kopf, warf ihn förmlich in den Nacken und zeigte mit dem ausgestreckten Arm nach oben.
    »Da, Gregor! Andy, Moni! Da oben ist sie, die Frau! Da oben fliegt sie!«
    Jetzt sahen auch die anderen nach oben.
    In rund fünfzig Metern Höhe schwebte eine schwarzhaarige Frau in der Luft. Ihre Haut leuchtete wie flüssiges Gold!
    ***
    Professor Zamorra erhob sich und trat ans Fenster. Seine Rechte fuhr leicht über die Stirn. Hatte er wirklich telepathischen Kontakt mit Merlin, dem Zauberer, gehabt?
    Er sah hinaus. Der Nachthimmel war sternenklar, und weit unten im Tal schlängelte sich das Silberband der Loire.
    Er sollte sich beeilen, hatte Merlin gefordert.
    Plötzlich öffnete sich die Tür seines Schlafzimmers. Nicole trat ein. »Was ist los? Ich hörte dich sprechen?«
    Zamorra sah seine Lebensgefährtin und Sekretärin prüfend an, die eine eigene Zimmerflucht im Château Montagne bewohnte. Meistens verbrachten sie die Nächte gemeinsam, aber Nicole hatte sich am Abend ein wenig unpäßlich gefühlt und sich in ihren eigenen Schlafraum begeben. Die großen Zimmer lagen direkt nebeneinander, und Nicole Duval mußte gehört haben, wie Zamorra in seiner Halbtrance zu Merlin sprach.
    Sie setzte sich auf die Kante eines Sessels. Der weiße Frottee-Bademantel, in den sie sich gehüllt hatte, klaffte auf und

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