0172 - Mit Gangstern spielt man nicht
dieses Geschäft durch einen gewissen Stainley hineingezogen worden.«
»Stainley!« nickte Mr. High nachdenklich. Anscheinend hatte er sich auch bereits Gedanken gemacht, die in dieselbe Richtung wie meine gegangen waren.
»Ja, Stainley«, wiederholte ich. »Wir fanden ihn in einem Strandlokal mit seiner Freundin beim Essen. Ich unterhielt mich mit ihm, während Phil liebenswürdigerweise die Freundin ablenkte.«
Phil zog‘eine Grimasse und versuchte, mir einen freundschaftlichen Hieb in die Rippen zu verpassen.
Ich wich aus und fuhr fort: »Stainley war uns bekannt als ein Mann, der nie selber krumme Sachen dreht oder organisiert. Er vermittelt nur. Man kann ihn fast ein Arbeitsamt für die Unterwelt nennen. Er hat ganz gut verdient, denn seine Villa kann sich sehen lassen. Aber anscheinend wurde er es mit der Zeit leid, immer nur zu vermitteln. Er wollte selber einmal den Boß spielen.«
Und das wird ihm das Genick brechen. Aber ich will nicht vorgreifen ..
Ich stippte die Asche meiner Zigarette ab, nippte am Whisky und fuhr fort: »Stainley erzählte uns, daß er die Marihuana-Geschichte zwischen Prostins und Preavitt nur vermittelt hätte. Da wir ihn als reinen Vermittler kannten, bestand kein Grund, ihm das nicht zu glauben. Wir wußten damals noch nicht, was ich heute so nebenbei ausgrub: daß Stainley nämlich eine maßlose Wut auf Prostins hat, weil ihm dieser früher einmal eine Vermittlungsprovision einfach nicht gezahlt hat. Wir holten uns ahnungslos Prostins mit seiner ganzen Bande. Stainley kannte diesen Banditen. Er wußte, daß sich Prostins bis zur letzten Patrone einer Verhaftung widersetzen würde. Er hoffte wahrscheinlich sogar, daß Prostins dabei getötet würde. In dem Falle hätten wir die Marihuana-Geschichte zu den Akten legen müssen, und Stainley wäre mit einer verhältnismäßig kleinen Strafe wegen Mitwisserschaft davongekommen. Aber wir bekamen Prostins lebend in die Hände. Natürlich mußte Stainley auch damit rechnen. Vorsichtshalber hatte er sich also erst einmal abgesetzt.«
»Wieso ist es für Stainley schlimmer, wenn Prostins euch lebend ins Garn geht?« wollte Wilmerson wissen.
»Aus einem einfachen Grund: Prostins hat mit der Marihuana-Geschichte überhaupt nichts zu tun. Bekamen wir ihn lebend, würden wir das natürlich erfahren. Und so war es ja auch. Aber wir erhielten die Version aufrecht, daß Prostins bei seiner Verhaftung getötet worden wäre. Wie wir jetzt wissen, ist Stainley darauf hereingefallen. Seit kurzer Zeit hält er sich wieder in seiner Villa auf.«
Ich drückte die Zigarette aus, überlegte einen Augenblick und entwickelte meine Gedanken und meinen Bericht weiter: »Stainley selbst ist nämlich der Urheber der Marihuana-Sache. Ich nehme an, daß er im Auftrag eines ausländischen Agenten handelt. Wir werden das noch von ihm erfahren. Denn wenn wir Stainley erst einmal haben, packt er aus. Er ist nicht der Mann, der jemand decken wird, sobald es ihm selbst an den Kragen geht. Kurz und gut, Stainley nutzte seine Beziehungen zu einem Mann der Marine aus: zu seinem Neffen. Ein Mann, der Forster heißt. Forster ist bei Stainley verschuldet. Also setzte ihn Stainley unter Druck. Rein zufällig mußte dann Jack ihm ein verlockendes Angebot unterbreiten: täglich 50 Dollar, wenn er ein paar Schachteln Marihuanas in die Unterkünfte der U-Boot-Besatzung einschmuggelte. Forster griff zu wie ein Ertrinkender nach dem Strohhalm. Um die Sache für die Polizei kompliziert zu gestalten, schaltete Stainley ein paar Umwege ein, die er eigentlich nicht nötig gehabt hätte! Dabei machte er allerdings einen entscheidenden Fehler. Weil eine Spielhalle in der Flushing Avenue direkt am Marinegelände liegt, ließ er die Übergabe der Zigaretten dort vornehmen. Das war Fehler Nummer eins.«
»Wieso?« fragte Wilmerson verständnislos.
»Weil diese Spielhalle ihm selbst gehört«, sagte ich trocken.
Phil staunte, Mr. High staunte, und Wilmerson nannte Stainley einfach einen Dummkopf.
»So sieht meines Erachtens die Marihuana-Sache aus«, beendete ich den ersten Teil meiner Erzählung. »Stainley wollte erst einmal ein paar von den Raketenleuten süchtig machen, was ihm bei drei Leuten wahrscheinlich auch geglückt wäre. Hinterher hätte er sie ausquetschen können wie überreife Zitronen. Süchtige verraten alles, wenn man ihnen dafür das heißbegehrte Gift gibt. Wie gesagt, wir werden Stainleys Auftraggeber noch von ihm erfahren. Ich bin sicher, daß er ihn
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