0172 - Mit Gangstern spielt man nicht
schon mal gesehen haben! Sollten Sie zu einem positiven Resultat kommen, rufen Sie mich über das FBI an! Man soll mit Henry 19 verbinden, da sitze ich nämlich drin. So long, Wilmerson! Ich habe heute noch zu tun!«
Ich war schon wieder zu seiner Tür hinaus, als Wilmerson immer noch verdattert auf das Hochglanzfoto eines längst toten Gangsters starrte.
Als ich gerade in den Ford kletterte, rief Phil mich an. Ich meldete mich und vernahm die Stimme meines Freundes.
»Hallo, Jerry! Sie ist hinüber nach Hoboken gefahren. In der Nähe des Hafens. In eine dieser schmalen Gassen, die man nachts besser nicht allein durchquert, weißt du?«
»Ich kann mir’s vorstellen. Ist sie in eine dieser Bruchbuden hineingegangen?«
»Ja. Ein sogenanntes Hotel. Ich habe noch nicht herausfinden können, ob sich Stainley darin versteckt.«
»Riskiere nichts! Wenn Stainley dich dort sieht, platzt unser Schwindel von Prostins’ Tod, denn dann sieht er ja, daß du noch immer hinter ihm her bist.«
»Was soll ich sonst tun?«
»Aus vorsichtiger Entfernung beobachten. Mehr nicht. Ruf mich wieder an, wenn sich irgend etwas tut! Ich habe inzwischen auch ein paar interessante Kleinigkeiten ausfindig gemacht. Wir sprechen darüber, wenn wir mehr Zeit haben.«
»Okay, Jerry. Was tust du jetzt?«
»Ich muß noch mal zu Blythe.«
»Okay. Ruf du mich auch, wenn was passiert!«
»Selbstverständlich, Phil. So long!«
»Cheerio, Jerry!«
Ich warf den Hörer auf die Gabel, startete und rollte wieder einmal in Richtung Flushing Avenue. Langsam fingen die Fäden an, sich für mich zu entwirren…
***
Major Blythe sah mich erwartungsvoll an, als ich sein Office betrat.
»Nehmen Sie Platz, Cotton!« sagte er. »Nun, wie sieht es aus? Haben Sie eine Spur von Stainley? Oder hat er sich gar schon wieder zu Hause eingefunden?«
»Zu Hause ist er noch nicht, sonst hätte mich die Überwachungsabteilung benachrichtigt. Es scheint, als ob wir eine Spur gefunden hätten.«
Ich erzählte ihm von Phils Anruf aus Hoboken, das auf der anderen Seite des Hudson liegt.
»Glauben Sie, daß Stainley sich in so einer Kaschemme aufhält?« fragte Blythe.
»Es ist schon möglich. In solchen Gegenden sind die Leute meistens gegen die Polizei eingestellt, weil jeder ein bißchen Dreck am Stecken hat. Dadurch halten sie auch gegen die Polizei zusammen. Stainley braucht da am wenigstens zu befürchten, daß man ihn verraten wird. Aber etwas anderes, Major: Ich möchte gern mit Forster sprechen. Ist das möglich?«
»Warum nicht? Ich habe ihn inzwischen festnehmen lassen. Augenblick, ich sage der MP Bescheid, daß sie ihn bringt.«
Er telefonierte, und ein paar Minuten später brachte ein wahrer Riese von der Militärpolizei Forster herein.
Forster war mit den Nerven fertig. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen, und seine Hände zitterten. Er setzte sich auf den angebotenen Stuhl.
»Dieser Herr wird Ihnen einige Fragen stellen«, erklärte Blythe. »Sie werden sie beantworten, klar?«
»Jawohl, Sir!« beeilte sich Forster zu versichern.
Ich zögerte einen Augenblick, dann hielt ich ihm die Zigarettenschachtel hin. Er sah mich erstaunt an, wollte zugreifen, zögerte aber plötzlich und schielte hinüber zu dem Major.
Blythe nickte unwirsch.
Forster bediente sich, und ich gab ihm Feuer. Diese kleine Episode hatte mir ein paar Pluspunkte bei Forster eingebracht, davon war ich überzeugt.
»Sagen Sie mal«, fing ich in gemütlichem Gesprächston an, »wie kamen Sie denn bloß auf den Gedanken, Marihuana in die Unterkünfte einzuschmuggeln?«
»Auf den Gedanken bin ich nicht gekommen!«
»Sondern?«
»Ein Mann, von dem ich nicht weiß, wie er heißt. Aber der Kerl hat mich in der Hand.«
»Wodurch?«
»Ich schulde ihm Geld.«
»Wieviel?«
Er hielt den Kopf gesenkt und erwiderte fast unhörbar: »Jedenfalls eine ganze Menge.«
Blythe fuhr auf und brüllte: »Ich verbitte mir solche Antworten! Sie sind klar gefragt worden, geben Sie also eine klare Antwort! Spielen Sie sich nicht noch auf!«, Forster fuhr zusammen. Fast tat er mir leid, aber er war an seiner Misere selber schuld.
»Also wieviel?« wiederholte ich.
»Fast 4000 Dollar. Ich weiß die Summe nicht auswendig.«
Ich stieß einen langen Pfiff aus. Für einen Soldaten vom Range Forsters sind 4000 Dollar ein nahezu unerschwingliches Vermögen.
»Wie kamen Sie zu diesen Schulden?« Forster schwieg. Da er den Kopf gesenkt hielt, konnte ich nicht sehen, was in seinem Gesicht vorging.
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