0172 - Mit Gangstern spielt man nicht
nicht.«
»Aber es ist vielleicht der Mörder!«
»Das glaube ich nicht.«
»Was? Nicht der Mörder?« Seine Stimme klang, als bräche die Welt für ihn zusammen.
Ich polierte seine Hoffnung wieder auf: »Nein, Wilmerson. Der Mörder ist das wahrscheinlich nicht. Aber ein Mann, der den Mörder kennt.«
»Na, das ist ja fast genausogut! Mensch, Cotton, nehmen Sie diesen Mann sofort fest! Sofort, verstehen Sie? Bevor er uns laufen geht! Wenn Sie Verstärkung brauchen - bitte! Zehn Mann, auch 15! Aber schnell, Cotton!«
»Ich wollte ihn sowieso jetzt abholen«, sagte ich ruhig. »Ich mußte nur erst den Vergleich der Fingerabdrücke abwarten, um ganz sicher zu gehen. Das heißt - Moment mal…«
Ich überlegte. Wilmerson drängte, aber ich konnte zu keinem Ergebnis kommen. Wenn man zu früh zuschlug, wurde vielleicht Stainley gewarnt.
»Bleiben Sie im Office, Wilmerson!« sagte ich schnell. »Ich komme.«
Ich warf den Hörer auf die Gabel und startete. Gerade als ich anfuhr, leuchtete das Ruflämpchen auf. Ich hielt an, angelte mir den Hörer und meldete mich.
»Hallo, Jerry!« sagte Phil. »Soll ich dir eine Neuigkeit verraten?«
»Wenn du so freundlich sein willst.«
»Ich weiß, wo Stainley ist.«
»Nämlich?«
»Mit seiner schwarzhaarigen Schönheit auf dem Weg nach Hause.«
»Zu seiner Villa?«
»Ja. Ein Irrtum ist nicht mehr möglich. Ich befinde mich nur noch drei oder vier Querstraßen von Stainleys Villa entfernt. Und er hält unbeirrt Kurs.«
»Kann er dich sehen?«
»Kaum. Ich habe mindestens zehn, manchmal sogar 15 Wagen zwischen uns gelassen.«
»Gut. Fahre zum District Office und verständige die Überwachungsabteilung, daß Stainley jetzt von ihnen übernommen werden muß! Man soll ihn nur beobachten. Solange er im Haus bleibt, ist es gut. Verläßt er die Villa wieder, soll man ihm folgen und mich sofort verständigen.«
»Okay, Jerry! Wann treffen wir uns?«
»In spätestens einer Stunde bin ich im Office.«
»Gut. Bis nachher!«
»So long, Phil!«
Ich steckte mir eine Zigarette an und dachte noch einmal alles in aller Ruhe durch. Manchmal muß man schnell sein wie ein Düsenjäger. Aber manchmal darf man auch nichts überstürzen. Bei Stainley kam es weniger auf Schnelligkeit als auf raffiniert durchdachtes Handeln an. Ich wollte mir nicht im letzten Augenblick die Trümpfe aus der Hand nehmen lassen.
***
Wilmerson redete wie ein Buch, er sprach wie eine ganze Bibliothek, aber es half ihm nichts. Ich blieb schweigsam.
»Nehmen Sie Ihren Joe mit, und fahren Sie mit mir zum District Office!« war alles, was er mir entlocken konnte. Fluchend gab er nach, da es anscheinend die einzige Möglichkeit war, überhaupt das zu erfahren, was er erfahren wollte.
Im FBI-Distrikt holten wir Phil aus dem Office. Er verzehrte genießerisch ein Sandwich. Als ich das sah, wurde mir klar, daß ich glatt das Essen vergessen hatte. In aller Hast schlang ich zwei Brötchen hinunter, dann fragten wir an, ob Mr. High noch im Büro war. Er war.
Ich stellte Wilmerson und seinen Satelliten Joe vor. Wir setzten uns alle um den runden Tisch. Mr. High sah mich einen Augenblick prüfend an. Dann brachte er eine Whiskyflasche aus seinem Schreibtisch zum Vorschein und sagte: »Wie ich Jerry kenne, ist es ein Anlaß, Whisky zu trinken.«
Er stellte Gläser für uns auf den Tisch. Er selbst trank nie.
Ich lachte und nickte: »Könnte stimmen, Chef.«
Wir nippten an unseren Gläsern, und dann hielt es Wilmerson nicht mehr aus. »Verdammt, Cotton, schießen Sie endlich los!« fauchte er.
»Gern. Fangen wir mit dem Fall an, der uns überhaupt runter nach Brooklyn führte: die Marihuana-Geschichte im Marinehafen! Sie kennen diese Sache nicht, Wilmerson, deshalb will ich Ihnen ein paar Stichworte geben.«
Ich lehnte mich zurück und erzählte von den Marihuana-Zigaretten, die ein paar Abende hintereinander ausgerechnet in der Kleidung von Leuten gefunden wurden, die als Raketenspezialisten eines Atom-U-Bootes von Wichtigkeit waren und deren Schweigsamkeit eine Voraussetzung zur Hütung militärischer Geheimnisse war. Ich schilderte, wie wir auf Forsters Spur gekommen waren.
»Wir beschatteten Forster«, fuhr ich fort, »und sahen, daß er die Zigaretten von zwei Männern zugesteckt bekam. Wir folgten diesen beiden Männern, überraschten sie und stellten fest, daß sie zu einer Bande gehörten, die ein gewisser Preavitt anführte. Well, also nahmen wir uns Preavitt vor. Der wußte nicht viel. Er war in
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