0172 - Mit Gangstern spielt man nicht
zuständigen Bootsoffiziere, daß man am Nachmittag des Tages, an dem ich die Meldung erhielt, für alle Leute einen Trainingskursus abhielt, der bis genau sechs Uhr dauerte. Ein paar Minuten vorher durchsuchte ich alle Kleidungsstücke in dem betreffenden Zimmer. Ich fand zwölf Packungen Marihuana-Zigaretten.«
»Also bei jedem Mann eine?«
»Richtig. Natürlich ließ ich sie liegen. Am nächsten Tag, also vorgestern, wurden mir neun Packungen abgegeben. Die übrigen drei Männer wollten keine erhalten haben.«
»Was haben Sie weiter unternommen?«
»Zunächst verständigte ich Washington und den Hafenkommandanten, Vizeadmiral Rangers. Man war der Meinung, daß mit einer Bestrafung der drei Marihuana-Raucher nichts erreicht würde. Man müßte herausfinden, von wem und zu welchem Zweck das ganze Manöver gestartet wurde.«
»Der Meinung bin ich allerdings auch«, warf Phil ein.
»Ich wartete also zunächst noch einen Tag ab. Gestern abend war es dasselbe. Zwölf Packungen versteckt, aber nur neun wurden mir gebracht.«
»Gibt es innerhalb des Geländes, in dem die Unterkünfte liegen, auch Zivilisten?«
»Ja, Techniker, Ingenieure und so weiter.«
»Gut. Dann werden wir den Saboteur suchen, der gestern nacht irgendwas im Hafen angestellt hat«, schlug ich vor. »Damit ist unsere Anwesenheit erklärt. Die Hauptsache ist, daß Sie jetzt das Gerücht von einem Sabotageakt in Umlauf setzen.«
Blythe grinste: »Nichts leichter als das. Ich brauche am Telefon nur eine Andeutung zu machen, wenn zufällig meine Putzfrau im Office ist. Sie wird von den Soldaten und Matrosen ,Die Hafenzeitung genannt. Was die Tante erfährt, weiß eine halbe Stunde später der ganze Hafen.«
Danach besprachen wir noch ein paar Einzelheiten.
Nachmittags um zwei kreuzten wir im Hafen auf. Blythe führte uns selbst in eine Werkshalle. Wir stellten etwa 40 Leuten ein Dutzend Fragen, was sie am gestrigen Abend angefangen hätten. Es war nervenzermürbend, denn es interessierte uns doch gar nicht. Aber schon nach der ersten Viertelstunde hatten wir die Genugtuung, daß ein Gerücht von Dock zu Dock, von Schiff zu Schiff und von Mann zu Mann lief: Das FBI suche krampfhaft einen Bombenattentäter. Blythe blinzelte. Wahrscheinlich war es sein und seiner Putzfrau Verdienst, daß von Bomben geredet wurde.
Endlich war es 5.50 Uhr nachmittags. Blythe führte uns in sein Office. Wir setzten uns, steckten uns Zigaretten an und warteten gespannt. Unser Netz war ausgelegt. In ein paar Minuten würden wir wissen, ob wir den Fisch gefangen hatten.
***
Sechs stämmige Militärpolizisten traten wenige Minuten später in den Raum.
»Zwölf Schachteln, Sir«, meldete einer der uniformierten Hünen.
»Her mit dem Teufelszeug!« sagte Blythe.
Sie packten die Schachteln vor uns auf den Tisch und durften abtreten. Phil und ich machten uns an die Arbeit. Wir hatten uns Fingerabdruckpuder, Pinsel, Klebefolien und Spurenkarten mitgebracht.
»Ich verspreche mir ja nichts davon«, brummte ich, als wir mit der Arbeit anfingen, »aber es ist der bequemste Weg; deshalb wollen wir ihn immerhin versuchen.«
Schachtel für Schachtel pinselten wir mit dem feinen Puder ein. Und siehe da, auf jeder Packung kamen bildschöne Abdrücke zum Vorschein. Wir legten die Klebefolien drüber und zogen damit jeden Abdruck einzeln von den Schachteln ab und klebten ihn auf die mitgebrachten Spurenkarten.
Nach fast einer Stunde hatten wir alle Schachteln durch. Wir legten die zwölf Karten nebeneinander und verglichen.
»Immer dieselben Prints«, grinste Phil zufrieden. »Sie können nur von dem Mann stammen, der die Schachteln in den Kleidungsstücken der zwölf Leute versteckt hat. Er muß die Schachteln ja zuletzt in der Hand gehabt haben.«
»Wo ist Ihre Kartei, Blythe?« fragte ich.
Der Major deutete auf ein Regal mit 18 Karteikästen. Bei uns in den Staaten werden nämlich jedem Mann, der zur Armee einrückt, und jedem Zivilisten, der beim Militär arbeitet, die Fingerabdrücke abgenommen.
Es war gegen 8.30 Uhr, als Phil einen Seufzer der Erleichterung ausstieß und uns zurief: »Ich hab’ ihn!«
Er legte eine Karteikarte vor uns hin. »Da!« sagte er. »Seht euch diese Abdrücke an! Identisch mit denen, die wir auf den Zigarettenpackungen gefunden haben.«
Ich blickte auf die Karteikarte und las:
George P. Forster, geboren am 11. Mai 1928 in Yonkers, N. Y. US-Staatsbürger, Rasse weiß, nicht vorbestraft. Beitritt zur Marine…
»Wer ist das?« fragte
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