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0172 - Saat der Vampire

0172 - Saat der Vampire

Titel: 0172 - Saat der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schwierigkeiten überwinden konnten, wenn überhaupt.
    Kyuna Arr hatte sich aus ihrer Hütte begeben, die in der Nähe des Marktes lag. Gryf, der Druide, stützte sie. Kyuna Arr war vom Alter gebeugt worden, und nur er wußte, daß der Tod schon hinter ihr stand und jeden Tag zuschlagen konnte. Sie trug eine schwarze Kutte wie ein Mönch, doch auf die Kapuze verzichtete sie und das lange, schlohweiße Haar wehte im Wind wie eine Fahne. Lebendig waren ihre wasserhellen Augen in dem zerfurchten Gesicht, Augen, die mehr Glück und mehr Leid gesehen hatten als alle anderen Menschen der Welt. Die Seherin, die Weise Alte, stützte sich auf Gryfs Arm, der sie zur Stadtmauer und hinauf auf die Wehranlage führte, von der aus sie das gegnerische Lager sehen konnte.
    Als einziger Mann in der Stadt trug Gryf kein Schwert. Er hatte es nie für nötig gehalten, weil ihm seine Druidenkraft half. Er haßte den Krieg, wie er jede gewaltsame Auseinandersetzung haßte, sofern er es nicht gerade mit einem Vampir zu tun hatte. In Segontium hatte er zwei dieser teuflischen Blutsauger zur Strecke gebracht.
    Die Krieger auf dem Wehrgang der Stadtmauer neigten ehrfürchtig die Häupter, als sie Kyuna und den Druiden sahen. Die Weise Alte trat an die Brustwehr und sah hinaus, dorthin, wo die Normannen lagerten.
    Ihre kristallene Kugel lag in ihrer armseligen Behausung. Sie brachte sie nicht, um zu sehen. Wenn sie sie benutzte, dann nur der optischen Wirkung halber.
    »Sie werden bald angreifen«, sagte die Weise Alte nach einer Weile. »Sobald die Nacht anbricht, werden sie kommen.«
    »Das ist ungewöhnlich«, sagte ein Offizier, der neben sie getreten war. »Warum sollen sie bei Nacht angreifen? Es wäre unklug, da sie im Nachteil sind.«
    Kyuna Arr kicherte. »Im Nachteil… nein, das - sind sie bestimmt nicht… im Gegenteil. Hütet euch vor der Sekunde, in der sie angreifen. Die Mauern Segontiums werden zittern und fallen unter der Magie der Normannen…«
    »Was heißt das?« fragte der Offizier. Gryf sah, daß er totenblaß geworden war. »Weise Seherin, was bedeuten Eure Worte?«
    Kyuna Arr sah immer noch hinaus auf das normannische Kriegslager.
    »Sie haben die alten Zauberflüche wieder ausgegraben«, sagte sie leise und kaum wahrnehmbar. »Teufelskunst wird ihnen helfen. Darum greifen sie bei Anbruch der Dunkelheit an, denn nur bei Nacht entwickelt die Schwarze Magie ihre volle Stärke…«
    Der Offizier sah die Seherin furchtsam an.
    »Könnt ihr nicht etwas tun?« fragte er erschrocken. »Helft uns, Weise Seherin!«
    Die Alte preßte die Lippen zusammen. »Es gibt eine Möglichkeit«, sagte sie nach einigen Sekunden. »Eine andere Variante der Zukunft.« Diese letzten Worte hatte sie so leise gesprochen, daß nur Gryf sie hatte vernehmen können.
    »Welche Möglichkeit?« fieberte der Offizier.
    »Geht zu Sirona Llayn«, sagte die Weise Alte. »Sie kann euch helfen, und nur sie allein.«
    ***
    Aufmerksam sah Nicole den Druiden an. Sie hing förmlich an den Lippen des Blonden. Gryf sog bedachtsam an seiner Pfeife und nickte Rheged ap Dyfed zu. Zamorra hob die Hand.
    »Sirona Llayn…«, sagte er. »Ist Sirona nicht der Name einer Göttin, Gryf?«
    Der Druide lächelte. An seiner Stelle antwortete der Laird. »Sirona ist eine gallische Göttin, die Göttin der Fruchtbarkeit und Gefährtin des Apollo Grannus. Aber jene Sirona Llayn, von der die Rede ist, war alles andere als eine Göttin.«
    Heftig stieß er die Worte hervor. Zamorra beobachtete ihn aufmerksam. Fast schien es ihm, als läge in den Worten des Laird Haß. Haß auf eine Frau, die seit tausend Jahren tot war?
    Oder war sie gar nicht tot?
    Zamorra nippte an seinem Cognac, den er, beide Hände um die gläserne Halbkugel des Schwenkers gelegt, leicht erwärmt hatte. Gab es einen Zusammenhang zwischen Gryfs Erzählung und der Behauptung Sir Rhegeds, der erste map Dyfed zu sein, der keine Para-Kräfte besaß? Fast schien es ihm jetzt so.
    Zamorra stellte den halbleeren Cognacschwenker wieder auf den niedrigen Marmortisch zurück. Der große Wolfshund Artos kam zu seinem Herrn und legte Rheged den Kopf auf die Knie. Automatisch begann der Laird, sein Nackenfell und die Ohren zu kraulen.
    Gryf nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Whiskyglas und hatte es jetzt ganz geleert. Grinsend sah er Rheged an. »Deine Gläser haben einen eminenten Nachteil«, behauptete er. »Sie werden immer so rasch leer…«
    »Wenn du so schnell säufst!«
    »Ich saufe nicht, weil ich kein Pferd

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