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0172 - Saat der Vampire

0172 - Saat der Vampire

Titel: 0172 - Saat der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gängigen römischen Namens. »Ob es mit Höllenkraft geschah oder nicht, ist unerheblich. Wir schulden ihr Dank, doch die Forderung, die sie stellt, ist unerfüllbar.«
    »Ich bestehe darauf!« schrie die Hexe. »Jedes Kind unter zwölf Sommern muß dem Teufel geweiht werden… er hat mir zugesichert, daß meine Forderung erfüllt werde!« Und wieder deutete sie auf den Offizier.
    »Es gab keine Forderung«, knirschte der Offizier.
    Sirona lachte schrill. »Soldat, glaubst du, leugnen zu können, weil wir allein waren? Glaubst du, es gab keinen Zeugen? Du irrst!«
    Die Augen Rhon ap Dyfeds verengten sich. Er fixierte den Offizier eindringlich und versuchte in dessen Mienenspiel zu lesen. Überrascht erkannte er, daß der Offizier blaß wurde.
    Gryf bewegte sich unbehaglich. »Sie hat irgendeine verdammte Teufelei vor«, flüsterte er. Kyuna Arr nickte nur leise.
    »Es gab einen Zeugen«, sagte Sirona, die Hexe, triumphierend und griff in die Falten ihres Gewandes. Ihre Hand kam mit einem eigenartig schillernden Gegenstand wieder zum Vorschein. Auf der geöffneten Handfläche lag das Ding jetzt und schien im Sonnenlicht zu glühen.
    »Das hier ist mein Zeuge! Ein magischer Kristall, der jene Worte aufzeichnete, die gesprochen wurden!«
    »Teufelswerk!« schrie der Offizier erblassend auf. Er machte einen Sprung auf die Hexe zu. Die krümmte nur zwei Finger. Der Offizier verhielt mitten in der Bewegung, als sei er gegen eine unsichtbare Wand geprallt.
    Sirona sah in die Runde. Ihr Blick fiel auf Kyuna Arr.
    »Seherin!« schnitt ihre Stimme durch die eingetretene Stille. »Dir wird man glauben, weil du nie die Unwahrheit sprichst. Laß du den Kristall sprechen!«
    Gryf schluckte.
    »Tu es nicht«, flüsterte er kaum hörbar. Doch die Weise Alte schüttelte den Kopf. »Ich muß es tun«, sagte sie.
    Sie löste sich von Gryf. Ohne Stütze setzte sie sich in Bewegung und ging auf die Hexe zu. Die alte Frau schien plötzlich von einer unglaublichen Kraft erfüllt zu sein. »Gib her«, verlangte sie und streckte gebieterisch die Hand aus. Sirona ließ den flimmernden Kristall auf die Handfläche der Alten rollen.
    Kyuna Arr preßte sich die andere Hand gegen die Stirn, leicht neigte sie den Kopf.
    Im gleichen Augenblick erklangen Stimmen. Laut tönten sie über den Platz, und es gab niemanden, der die Worte nicht verstand - niemanden, der nicht sofort erkannte, wer sie gesprochen hatte.
    Die Hexe und der Offizier!
    »Was also willst du?«
    »Kyuna Arr sagte, du wüßtest eine Möglichkeit, die Stadt zu retten.«
    »Kyuna Arr spricht wahr. Ich bin bereit, meine Kräfte für euch einzusetzen, doch ich tue es nicht umsonst.«
    »Was ist dein Preis?«
    »Er ist nicht sonderlich hoch. Es ist mehr eine Kleinigkeit, da sie nur Kleines betrifft. Ich werde meine Forderung nennen, nachdem ich die Normannen zurückgeworfen habe.«
    »Wenn es eine Kleinigkeit ist… gut. So nenne deinen Preis nach unserem Sieg.«
    »Es sei.«
    »Es sei.«
    Die Stimmen verhallten. Klar und deutlich hatte jeder die Worte verstanden, die gesprochen worden waren. Atemloses Schweigen trat ein. Eine tödliche Stille, die erst durch die Frage Rhon ap Dyfeds unterbrochen wurde.
    »Kyuna Arr, ist es wahr, was der Kristall sprach?«
    Aller Augen richteten sich auf die Weise Alte, deren Hand den Kristall fallen ließ. Er schlug auf dem Boden auf, aber er zersprang nicht. Sein seltsames Glühen schien nur noch stärker zu werden.
    »Es ist wahr«, sagte die Seherin.
    Ein Tumult brach los.
    ***
    Flüche und Verwünschungen flogen der Hexe entgegen, aber auch dem Offizier. Plötzlich gab man ihm die Schuld für die teuflische Forderung der Hexe.
    »Was hätte ich tun sollen?« versuchte er den aufbrandenden Lärm zu überschreien. »Die Normannen…«
    Der Kreis wurde enger. Menschen drängten nach innen. Aber plötzlich waren Krieger da, die den Offizier einschlossen und die Spitzen ihrer Schwerter der Masse entgegenstreckten.
    Hoch reckte sich Rhon ap Dyfed auf.
    »Das Urteil fällt noch immer der Laird!« brüllte er und zwang die Menge mit seiner Stimme zur Ruhe. Zögernd wichen die Menschen zurück. »Ich bin das Gesetz, und ich entscheide!« schrie der Dyfed.
    Kyuna Arr, die Weise Alte, hob leicht die Hand. Die Menge schwieg plötzlich und erwartete die Worte der Seherin.
    »Bedenket: Ohne die Hilfe der Hexe stände die Stadt nicht mehr!«
    Wieder kam Unruhe auf.
    Rhon ap Dyfed hob die Hand mit dem Schwert und richtete die lange, gefährlich blitzende Klinge

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