0173 - Unternehmen Nautilus
hatte erst etwas sehen können, nachdem ich meine Infrarot-Optik eingeschaltet hatte.
Innerhalb des Wellentunnels herrschte eine solche Wärme, daß mir war, als schiene die Sonne. Wenn nur dieses grauenhafte Heulen nicht gewesen wäre!
Ich war mit einem normalen Einsatzanzug durch einen Materiallift in den „Block der fünften Wachsamkeit" eingedrungen. Kasom, dem Giganten, stand dieser Weg nur im Notfall offen. Ich konnte überall in Deckung gehen, oder in einem Transportbehälter verschwinden.
Koko mußte jetzt oben sein. Wenn meine Berechnung richtig war, konnte er Kasom bereits erreicht und eingewiesen haben.
Ein kleiner Körperwuchs hat seine Vor und Nachteile. Ich konnte mich fast überall bewegen und Dinge wagen, die keinem terranischen Riesen möglich gewesen wären.
Dagegen war ich nicht in der Lage, größere Gegenstände zu heben, oder gar zwanzig Liter der geheimnisvollen Flüssigkeit zu befördern. Melbar Kasom war unter den Terranern auf Gatas der einzige Mann mit einer USO-Spezialausbildung. Trotzdem waren auch die USO-Offiziere nicht unfehlbar.
Wieder schaute ich auf die Uhr. Am Ende des Wellentunnels rotierte der Verbindungsflansch zwischen Anker und Getriebewelle. Die altertümliche Schraubverbindung war solide.
Trotzdem dachte ich laufend an alle möglichen Gefahren, unter denen der Effekt der Materialermüdung eine besondere Rolle spielte. Wenn jetzt etwas brach, wenn nur ein Lager auslief oder sich durch ungenügende Schmierung festfraß, dann würde man vergeblich nach den sterblichen Überresten des USO-Spezialisten Lemy Danger suchen.
Endlich, nach nochmals fünf Minuten, sprach mein Helmempfänger an. Koko gab dreimal den vereinbarten Kurzimpuls. Demnach war er mit dem umweltangepaßten Ertruser auf dem Turm angekommen. Vorsichtig schritt ich nach vorn.
Das Getriebefundament, in das man die Queranker eingegossen hatte, bot einen guten Halt. Als ich der rasenden Welle noch näher kam, spürte ich wieder die starken Luftwirbel, die mich schon bei meinem Eindringen durch das Reparaturluk beinahe erfaßt hätten.
Ich legte mich flach auf den Boden und überwand kriechend die gefährliche Zone. Vor mir ragten die Gußstahlwandungen der Getriebeverkleidung in die Höhe. Sie wirkten auf mich wie auf Erdgeborene ein terranischer Wolkenkratzer. Weit oben, von meinem Standpunkt aus nicht erkennbar, lag der Einfüllstutzen für das Schmiermittel. Ich mußte ihn erreichen und die Säurebombe hineinwerfen. Danach hatte ich etwa zehn Minuten Zeit für den Rückzug. Die Spezialsäure würde den Schmierstoff zersetzen und sofort das Material der Getrieberäder und Wellenlager angreifen.
Was bei dieser hohen Drehzahl anschließend geschehen mußte, konnte ich mir vorstellen.
Andere Möglichkeiten, die Luftansaugturbine lahmzulegen, hätte es genügend gegeben, nur wäre eine Zerstörung in jedem dieser Fälle unweigerlich aufgefallen. Es würde fraglos zu einer Untersuchung kommen. Solange die Blues nicht wußten, daß sich ein terranisches Sonderkommando auf Gatas eingenistet hatte, durften wir nichts wagen, was zu einem Verdacht hätte führen können. Die Schmiermittelzersetzung war schon auffällig genug.
Ich hoffte jedoch, daß man das voraussichtliche Auseinanderfliegen des Getriebes auf andere Ursachen zurückführen würde. Wenigstens konnten keine Schuß oder Sprengstoff spuren gefunden werden.
Ich kletterte nach oben. Im Windschutz der Gehäusewandung war von dem Wellensog nichts mehr zu spüren. Schließlich wagte ich es sogar, die zweite Hälfte mit meinem Antigrav-Flugaggregat zu überwinden.
Den Deckel des Ölstutzens konnte ich nicht anheben. Ich schoß mit dem Desintegrator eine genügend große Öffnung hinein und schnallte den länglichen Säurebehälter von den Traggurten. Er enthielt zwanzig Kubikzentimeter eines Spezialmittels, das in den Hexenküchen der USO entstanden war. Der Inhalt reichte vollauf für die Zerstörung des Schmiermittels und des Lagermetalls.
Weiter rechts stand der E-Motor. Dicke Kabel verschwanden in der Wand des Maschinenraums. Das Ungetüm brummte so laut, daß es sogar das Heulen des Luftstromes übertönte.
Der Wellentunnel schloß mit der gegenüberliegenden Wandung ab. Dahinter war die Turbine montiert worden. Obwohl niemand zu sehen war, schaltete ich vorsichtshalber meinen Deflektorschirm ein, der mich unsichtbar machte.
Ein Kurzimpuls mit meinem Helmgerät informierte Koko. Er bestätigte mit dem abgesprochenen Zeichen. Jetzt hatte ich
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