0174 - Der Teufelsdiener
er erleichtert auf.
»Es ist vorbei«, sagte er. »Alles klar, Genossen. Irgend jemand hat mich angegriffen.«
Michael Müller schlenkerte die Arme. »Dieser Irgendjemand hätte mir mit seinen Funken um ein Haar die Flossen verschmort«, protestierte er. »Hast du noch mehr solcher Freunde?«
»Einige Hundert«, erwiderte Zamorra. »Nicole scheint recht zu haben. Was uns hier erwischt hat, hängt wohl mit dieser Gefahr zusammen, von der sie sprach. Ich habe versucht, den Fremden zu erfassen, aber es hat nicht ganz geklappt. Nur ein sehr undeutlicher Eindruck ist übriggeblieben.«
»Und was sagt dieser Eindruck?« fragte Rolf. Er sah in der Ferne das Rundumlicht des Morris auftauchen. Die Sänfte legte ein geradezu erschreckendes Tempo vor. Rolfs Gedanken galten für ein paar Augenblicke wieder dem Zeitplan. Die Sänfte sollte in Hannoversch Münden von einer Musikkapelle begrüßt werden; wahrscheinlich war die noch nicht angetreten, wenn die Sänfte ihr Teilziel erreichte.
»Bösartigkeit«, sagte Zamorra. »Bestürzung und… Vernichtungswille. Mehr konnte ich nicht erkennen. Ich weiß nicht, wer oder was dahintersteckt, auch nicht, ob es ein oder mehrere Gegner sind. Ich werde mich wohl überraschen lassen müssen. Ich weiß auch nicht genau, was mit diesem ›Abtasten‹ und dem Angriff beabsichtigt wurde. Vielleicht war es ein Abfühlen meiner oder unserer Abwehrkräfte. Wenn ja, habe ich dem Gegner ungewollt mehr verraten, als ich eigentlich wollte.«
Rolf schürzte die Lippen. Er sah zu der nahenden Sänfte.
»Ich möchte bloß wissen, welchen Zweck diese Feindschaft, diese Gefahr verfolgt«, sagte er.
Auch Professor Zamorra konnte ihm auf diese Frage keine Antwort geben.
***
Thomasius wußte jetzt, was er wissen wollte. Er kannte die Stärke seines Gegners. Im ersten Augenblick war er maßlos überrascht gewesen, als jemand seinen Sondierungsversuch mit einer Kontaktaufnahme beantwortet hatte. Das gefiel Thomasius überhaupt nicht. Es bedeutete, daß es jemanden gab, der über parapsychische oder magische Kräfte verfügte, und dieser Jemand konnte seinen Plan, die Sänfte mitsamt ihren Trägern zu vernichten, empfindlich durchkreuzen.
Deshalb hatte Thomasius zugeschlagen. Doch dieser Fremde, dieser Zamorra, war dem Anschlag entgangen, hatte ihn überlebt. Er mußte stark genug sein, Angriffe dieser Stärke zurückzuschlagen.
Doch der Geist-Magier war mit seinen Kräften noch längst nicht am Ende. Jetzt, da ihn der Wille Satans wieder unter seiner Kontrolle hatte, kamen die alten Zauberkräfte wieder, womöglich stärker noch als damals zu Lebzeiten des Teufelsdieners. Thomasius nahm das Anwachsen seiner magischen Kräfte mit leichtem Erstaunen, aber auch mit großer Freude wahr. Jetzt endlich konnte er sich wieder austoben… und… dafür sorgen, daß sein Fluch erfüllt wurde. Die Sänfte vernichten. Das Auftauchen des fremden Magiers durfte ihn nicht daran hindern. Der Fremde mußte vorsichtshalber ausgeschaltet werden, denn während des kurzen Abtastens hatte Thomasius erkannt, daß dieser Zamorra auf der Seite des Guten stand, daß er die Weiße Magie vertrat.
Auch Zamorra würde sterben müssen.
***
Es kam wie vermutet. Der Einlauf der Sänfte auf dem großen Festplatz in Hannoversch Münden erfolgte, als die Musikkapelle noch mit dem Aufbau der Instrumente beschäftigt war. Also wurde eine Ehrenrunde getragen. In dieser Zeit hatte Zamorra Gelegenheit, sich noch einmal mit Nicole zu unterhalten. Der rote Escort war dem Konvoi gefolgt, bis hierher ins Stadtzentrum mit den malerisch schönen alten Häusern.
Auch Nicole hatte die Tastversuche des fremden Bewußtseins gespürt, aber im Gegensatz zu Zamorra hatte sie nicht die Möglichkeit gehabt, ihrerseits einen Vorstoß zu unternehmen.
»Meinst du, es gäbe einen Zusammenhang mit dem Verwachsenen, den du zu sehen glaubtest?«
Nicole nickte ruhig. »Ich denke schon. Es war irgendwie eine Ähnlichkeit im Empfinden.«
»Dann wissen wir ja immerhin schon, wie ungefähr wir uns unseren Gegner vorzustellen haben. Das ist schon eine Menge wert. Und ich weiß jetzt auch, daß er über überraschende Fähigkeiten verfügt. Ich werde mich darauf einstellen können.«
Rolf und Michael nickten. Sie lehnten an dem Lautsprecherwagen und folgten wie auch Johannes und Erik der Unterhaltung der beiden.
»Sobald wir aus der Stadt wieder heraus sind, setzen wir uns ab«, beschloß Zamorra. »Dich, Rolf, bringen wir dorthin, wo du zum Konzert abgeholt
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