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0174 - Der Teufelsdiener

0174 - Der Teufelsdiener

Titel: 0174 - Der Teufelsdiener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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knapp vor dem »Würfel« auf die Straße, um dem Ort entgegenzurasen.
    Die ausgelassene Stimmung der vorhergehenden Stunden hatte sich ein wenig abgeschwächt. Die drei Männer im Lautsprecherwagen begannen, sich ihre Gedanken um jene unbekannte Gefahr zu machen, die Nicole angedeutet hatte.
    Worin konnte sie bestehen?
    ***
    Unsichtbar, den Menschen verborgen, schwebte der Geist des Magiers Thomasius durch die Zeiten. Nie gelang es ihm auszubrechen. Satans Bann hielt ihn in dieser Örtlichkeit fest. In einem gewissen Raum vermochte er, sich frei zu bewegen, doch irgendwo stieß er dann immer an eine undurchdringliche Grenze.
    Ebensowenig gelang es ihm, in eine andere Daseins-Sphäre überzuwechseln, in jene seltsamen Dimensionen, in denen sich die Geister der Verstorbenen sammelten. Er war einfach nicht in der Lage, den entscheidenden Schritt zu vollziehen.
    Niemand wußte von ihm. Niemand ahnte, daß es ihn einmal gegeben hatte. Die Erinnerung an Thomasius war aus den Gedächtnissen der Menschen geschwunden, keine Schrift erwähnte seine Existenz.
    Er aber registrierte sehr wohl, was in der Welt der Menschen, in der Sphäre der Lebenden vorging, die er als Toter nicht verlassen konnte. Und er verfolgte die technische Fortentwicklung, die verheerenden Kriege und Rückschläge und den erneuten Aufstieg der Menschen. Und je länger er als Geist unsichtbar zwischen ihnen weilte, ohne sich bemerkbar machen zu können, desto geringer wurde die Chance, jemals wieder eine Sänfte hier zu sehen, die er seinem Fluch entsprechend hätte vernichten müssen.
    Die Technik war längst darüber hinausgeschossen, es war also höchst unwahrscheinlich, daß ein solches Fortbewegungsmittel noch einmal wieder auftauchte.
    Dann aber glaubte er plötzlich, daß Satan in die Zukunft gesehen haben mußte, und er begann, wieder zu hoffen.
    Es gab wieder eine Sänfte!
    Und sie wurde von Menschen getragen - in jenem Gebiet, das Thomasius' Gefängnis geworden war, in jenem Gebiet, das er in seinen Fluch einbezogen hatte.
    Und in ihm stieg der unbändige Wille auf, diese Sänfte zu vernichten mit allem, was an Mensch und Gegenstand dazugehörte. Der Geist des Teufelsdieners ahnte nicht einmal, daß es Satans Wille war, der plötzlich von ihm Besitz ergriffen hatte.
    Der Geist des Magiers war vom Teufel besessen…
    ***
    »Die Sänfte, meine Damen und Herren«, sagte Zamorra, der jetzt auf dem Beifahrersitz saß, in das Mikrofon. Seine Stimme wurde verstärkt und dröhnte aus den Dachlautsprechern des Wagens. »Das Fortbewegungsmittel der Adligen und Reichen in Antike und Mittelalter, seit Jahrhunderten nicht mehr in Gebrauch, jetzt im Zuge der Energiekrise wiederentdeckt - das alternative Fortbewegungsmittel zu Bus, Bahn, Auto, Motorrad, Flugzeug… Sie verbraucht kein Benzin, keinen Strom - nur einige Kästen Bier, die die Träger nach Beendigung der Aktion leeren werden«, und er grinste und wandte sich um, um durch das Heckfenster einen Blick auf die Sänfteträger zu erhaschen, die seine Worte natürlich auch gehört hatten. »Umweltfreundlich und geräuscharm, dazu komfortabel - das ist die Sänfte, jetzt etwas zweckentfremdet als Sportgerät in einem Weltrekordversuch, wie es ihn nie zuvor gegeben hat. Eine originelle Idee, eine fantasiereiche Ausführung: der Weltrekord im Sänftetragen über hundertdreißig…«
    Er leierte sein Sprüchlein herunter, während der eigenartige Konvoi sich über die Straße bewegte. Einige direkt am Straßenrand stehende Passantinnen im Kaffeekränzchen-Alter hielten sich entsetzt die Ohren zu. »Tut mir furchtbar leid, Mädchen«, brummte der Professor etwas gedämpfter in verschwörerischem Flüsterton in das Mikrofon, »aber das Gerät läßt sich wohl noch lauter, nicht aber leiser stellen…«
    Eines der erzürnten »Mädchen« drohte streitbar mit der geballten Faust. Aber da war der Wagen bereits vorbei.
    Zwischendurch wies Zamorra, besonders wenn sie sich stärkeren Zuschauergruppen näherten, auf die Spendensammelaktion zugunsten der »Aktion für Behinderte« hin. Unermüdlich waren die sechs Mädchen mit den Spendendosen unterwegs.
    »Irgendwie«, stellte Michael Müller fest, als das Mikrofon für Augenblicke abgeschaltet war, »eignest du dich zum Marktschreier, Zamorra. Du könntest gut als Händler auf einem orientalischen Bazar auftauchen…«
    »Brrr«, murmelte der Professor. Nach einiger Zeit hatten sie den Ort passiert. Nächstes Teilziel war Hannoversch Münden, wo Fulda und Werra sich

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