0175 - Die Kugeln tanzen Rock'n Roll
vernahm, das Zittern des Bodens verspürte. Das natürlich war die Lösung des Rätsels. Drüben am Broadway war man wieder einmal dabei, einen neuen U-Bahntunnel zu bauen. Die Arbeiten wurden auch während der Nacht nicht eingestellt und so hatten die Gangster sich der gleichen Werkzeuge bedienen können, ohne durch den Krach aufzufallen.
Gerade erschienen die ersten Beamten der City Police. Es war die Besatzung eines Streifenwagens. Sie konnten nichts anderes tun als achtgeben, damit nichts angefasst oder verändert wurde.
Dann krochen Phil und ich durch das Loch. Es führte in den Keller des benachbarten Bürohauses. Dieser Keller war geräumig und enthielt nichts als eine Menge Holzkisten, die, wie wir schnell feststellten, leer waren. Die einzige Tür war verschlossen.
»Ein alter Trick. Die Bande hat diesen Raum wahrscheinlich gemietet und dann ganz in Ruhe gearbeitet«, knurrte Phil.
»Trotzdem hätten sie es nicht geschafft, wenn der U-Bahnbau nicht wäre.«
Dieser Keller und seine Mieter schienen der einzige Anhaltspunkt zu sein. Wir machten also kehrt, gingen wieder nach ob,en und über die Straße, auf der sich schon eine Menge Neugieriger angesammelt hatten und steuerten auf den benachbarten Wolkenkratzer zu.
Die nun folgende Unterhaltung mit dem Hausverwalter war aufschlussreich, ohne aber etwas anderes zu ergeben, als die Bestätigung unseres Verdachtes. Der Keller war von einer Firma, die sich bezeichnenderweise John Smith & Co. nannte, vor 14 Tagen gemietet und für vier Wochen im Voraus bezahlt worden.
Die Mieter waren mit einigen Lastwagen voller Kisten angekommen und hatten diese hinuntergeschafft. Was sie dort getan hatten, interessierte den Verwalter natürlich nicht. Er konnte auch keine genaue Beschreibung von ihnen geben. Er hatten sie nicht so genau angesehen und schließlich gab es Hunderte von Mietern in diesem Bau. Auch in der vergangenen Nacht hatte er nichts bemerkt.
Das Geräusch der Presslufthämmer war etwas heftiger gewesen als üblich, aber keinem war das besonders aufgefallen.
Als wir wieder zur Central Bank kamen, waren Lieutenant Evans und seine Männer vom Einbruchsdezernat der City Police bereits an der Arbeit. Aber auch die Reporter waren schon da und überschütteten uns mit Fragen, die wir teilweise nicht beantworten wollten und teilweise nicht beantworten konnten.
»Sei kein Frosch, Cotton«, rempelte Quinn vom ›Herald‹ mich an. »Spuck schon aus, was du weißt! Ich komme ja doch dahinter.«
»Dann gib dir mal Mühe, mein Junge«, lachte ich und drängte mich durch die Schar.
»He, Jerry! Willst du deinen alten Freund im Stich lassen? Reporter spielen ist ein saures Brot! Sag schon etwas! Drei Worte genügen«, grölte Iverson vom ›Courant‹ dazwischen und zu gleicher Zeit knallten überall die Blitzlichter.
Wir würden uns am Mittag und Abend in sämtlichen Blättern bewundern können.
Unter dem Entrüstungsgeschrei der Zeitungsleute gingen wir schnellstens durch das Portal.
»Was ist nun eigentlich gestohlen worden?«, fragte ich Lieutenant Evans, der mit dem kleinen, dicken und rosigen Direktor konferierte.
»Der Tresor wurde vollkommen ausgeräumt. Es befanden sich darin genau 122 630 Dollar. Glücklicherweise sollte erst heute Morgen ein großer Betrag von 6 der Bundesbank geholt werden. Aktien und Wertpapiere wurden ebenso wenig berührt wie die Privatsafes, mit einer Ausnahme. Das Fach einer gewissen Sarah Long ist ebenfalls aufgeschweißt und geplündert worden. Der Inhalt war mit achttausend Dollar versichert. Die Frau wohnt in der 90. Straße 107. Was der Inhalt war, wissen wir nicht. Ich habe sofort einen Wagen losgeschickt, um die Dame abzuholen. Nur ein paar Papiere haben die Burschen liegen lassen.«
»Wenn sie 100 000 Dollar darin gehabt hätte, so würde ich das verstehen«, brummte Phil. »Aber wegen lumpiger 8000.« Er schüttelte den Kopf. »Das begreife ich nicht, es sei denn die Gangster hätten gerade diese Frau ärgern wollen.«
»Haben Ihre Leute irgendetwas gefunden?«, fragte ich Evans.
»Leider nicht. Allerdings werden wir uns, sowie wir hier fertig sind, den Keller im Nebenhaus ansehen.«
»Ich kann Ihnen jetzt schon sagen, was Sie dort finden werden«, sagte ich. »Leere Kisten, sonst nichts. Die Burschen mussten ja irgendetwas haben, um sich zu tarnen.«
Ein dünner, bebrillter Mann räusperte sich diskret.
»Ja, Mister Kirkwood«. Der Direktor machte eine Handbewegung. »Das ist mein erster Kassierer, Mister
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