0176 - Der Haß der Verdammten
vorüber.
Die Menschen blieben stehen.
Ich war schon fast über dem Fenster des Erdgeschosses, als ich Jim Wilkerton aus dem Haus kommen sah.
»Halt! Stehen bleiben!«, schrie ich, während ich mich auf die Fensterbank gleiten ließ.
Als ich mich zur Straße wandte, sah ich Wilkerton in weiten Sätzen den Damm überqueren. Er hielt auf ein großes, zweisitziges weißes Studebaker-Cabrio zu.
Ich blickte auf den Gehsteig. Das waren noch mehrere Yards. Ich musste springen.
Ein stechender Schmerz zuckte durch meine rechte Ferse, als ich aufkam. Ich riss mich hoch, und sah drüben den weißen Wagen mit einem wahren Panthersatz losrollen.
Für den Bruchteil einer Sekunde war der Fahrdamm vor mir frei. Drüben ging zufällig kein Passant.
Ich riss die Pistole heraus und schoss. Die zweite Kugel zerschlug den linken Hinterreifen.
Das Cabrio sauste noch fünfzig Yard und schlingerte gefährlich hin und her.
Der Mann fuhr weiter.
Ich sprang zu meinem Wagen, schaltete das Rotlicht und die Sirene ein und wollte wenden.
Aber der Verkehr hatte sich im Augenblick so verstärkt, dass ich trotz der heulenden Sirene wertvolle Sekunden warten musste, bis ich wenden konnte.
Als ich die Straße hinunterschoss, war der Studebaker nicht mehr zu sehen.
Ich bog rechts in die Webster Avenue ein. Nichts zu sehen. Weder rechts noch links ein weißer Wagen. Und weit konnte Wilkerton noch nicht gekommen sein. Ich brauchte leider wieder kostbare Sekunden zum Wenden, fuhr in die Fordham Road zurück und bog bei der Elevated Express Station in die Third Avenue ein. In den beiden kreuzenden Seitenstraßen war auch nichts zu sehen.
Ich wollte gerade die E 187 überqueren, als ich hinter der Ecke der Bathgate Avenue das weiße Heck des Studebakers erspähte. Ich riss das Steuer herum und hielt auf den Wagen zu.
Er stand gleich hinter der Kreuzung.
Leer. Wilkerton war geflüchtet.
Ich fuhr die Straße hinauf, rollte minutenlang durch die Querstraßen, hin und her - die Sirene hatte das ganze Viertel rebellisch gemacht.
Am Cyrus Place begegnete ich einem Streifenwagen der Polizei. Ich stoppte kurz und informierte die Cops. Dann schaltete ich die Sirene und das Rotlicht aus und fuhr in die Fordham Road zurück.
Natürlich hatte meine Sirene den Mann ständig darüber informiert, wo der Verfolger steckte. Aber ich konnte unmöglich ohne Warnsignal durch die Straßen jagen. Das Rotlicht allein machte die Passanten und-Verkehrsteilnehmer nicht aufmerksam.
Unten an der Haustür stand Phil. Neben ihm sah ich den alten Wilkerton. Er blickte mir fragend entgegen.
»Er ist mir entkommen«, sagte ich. »Aber die Cops sind hinter ihm her.«
Ich bemerkte, dass der alte Wilkerton aufatmete. Dann hörte ich ihn sagen: »Er muss wahnsinnig geworden sein.«
Phils Jacke war an der rechten Schulter aufgerissen. Aber Wilkertons Kugel hatte ihm nicht einmal die Haut geschrammt.
Wir gingen mit dem alten Herrn zurück in die Wohnung. Das Mädchen hockte immer noch ängstlich zusammengekauert auf der Couch.
Ich blieb vor ihr stehen. »Wer sind Sie?«
»Ich heiße Lilian Anderson, Sir. Ich - ich habe solche Angst.«
Sie war achtzehn Jahre alt und wohnte in-Yonkers. Sie studierte an der Fordham Universität. Wilkerton hatte sie im Park an der Station kennengelernt.
»Wo ist er?«, fragte sie zitternd.
»Er wird noch gesucht.«
»Hat er geschossen?«
»Ja.«
»Um Gottes Willen.« Sie weinte leise vor sich hin und zitterte am ganzen Körper.
»Wie lange sind Sie in der Wohnung?«, fragte ich.
Sie wurde puterrot. »Seit gestern Abend.«
»War Wilkerton seitdem ständig hier?«
Sie nickte.
»Hat er in Ihrer Gegenwart angerufen?«
»Nein.«
»War jemand hier?«
»Auch nicht.«
Der alte Herr stand an der Tür und sagte: »Er hat nichts von der Sache gewusst.«
»Das behauptet er! Aber es gibt wohl kaum einen Mann in der Stadt, der noch nichts von dem Mord und der Entführung gelesen hat«, sagte Phil.
»Er liest keine Zeitungen.«
»Da spielt noch das Radio«, meinte ich.
Der Alte winkte ab. »Musik, ja, aber Nachrichten hörte er sich bestimmt nicht an.«
Ich verhörte das Mädchen noch eine Weile, dann machte ich mich mit Phil an die Untersuchung der Wohnung.
Ergebnislos.
Plötzlich rasselte das Telefon. Ich nahm den Hörer ab.
Es war die Polizeistreife, der ich Jim Wilkertons Adresse angegeben hatte.
»Agent Cotton?«
»Ja.«
»Hier ist Sergeant Rickson. Wir haben den Mann. Er hat sich zwar in einem Speicher verbarrikadiert, aber
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