0176 - In letzter Minute
Explosionen vor Sprengstücken. Miklas, allein am kleinen Schaltpult, sprach wie ein Automat. Trotzdem hörte Bully heraus, daß dieser Mann von einer unbeschreiblichen Spannung beherrscht wurde. Diese Spannung ging zum Teil auch auf ihn selbst über. In Gedanken fragte sich Bully, was hier anders war als an den Tagen vorher. „Hundert Prozent! Mischung beendet!" sagte Miklas. „Schütteltest!" Seitdem mit künstlichem Wirkstoff experimentiert wurde, war es noch nie bis zum Schütteltest gekommen. Meistens flog alles bei einer Anreicherung von 93 bis 95 Prozent in die Luft. Die Explosion blieb aus. ,,Stoßtest!" gab Miklas bekannt. Unsichtbar für alle, wurde jetzt hundertprozentiges H2O-2, versetzt mit einer winzigen Menge Synthetik-B, den schärfsten Versuchen unterworfen. Bully blickte genauso gespannt wie alle anderen zu dem Terkonitstahltisch hinter der Energiesperre, als plötzlich gesetzte Wissenschaftler bewiesen, daß sie jenen Schwung, den sie als Studenten einmal besessen hatten, nicht verloren hatten. Ein völlig unwissenschaftliches Gebrüll brach aus. Miklas wurde von drei Kollegen gepackt und auf die Schultern genommen. Immer wieder klang es auf: „Geschafft! Verdammt noch mal, geschafft!
Geschafft!"
Man trug Miklas in der Sprengbude hin und her, und kein Mensch kümmerte sich um seine Proteste. Es dauerte lange, bis die Experten sich erinnerten, daß Staatsmarschall Bull anwesend war.
Bully lachte beglückt. Mit diesen jubelnden Wissenschaftlern fühlte er sich jung. In seiner impulsiven Art ging er auf Miklas zu, der endlich wieder Boden unter den Füßen hatte, nahm mit beiden Händen dessen Rechte, schüttelte sie und sagte: „Gratuliere, Miklas! Mein Gott, ist das ein herrlicher Tag!" Aber Miklas wollte 'keine Glückwünsche entgegennehmen. Heftig schüttelte er den Kopf. „Nicht ich, Sir... Nicht mir haben Sie zu gratulieren. Ich Es wurde im Hypertron-Raum so still, daß man eine Nadel hätte fallen hören können. Bully sah ihn fragend an. „Sir, mein Kollege Leyden, der auf Aralon tätig..."
„Was? Der?" unterbrach Bully ihn fassungslos. „Ausgerechnet der wieder? Hat er den Fehler doch gefunden? Miklas, los, erzählen Sie!"
„Sir, Sie wissen Bescheid?" stotterte der Experte.
„Ich weiß nur, daß Leyden einen Kardinalfehler vermutet hat. Wo hat er diesen Fehler gefunden ... Aber, stopp! Sie haben doch gerade den Versuch gemacht, und Ihnen ist er gelungen! Nun mal los, Mann, ich bin neugierig!"
Und Miklas berichtete. Was er sagte, war auch seinen Kollegen neu. Ihr Staunen wurde zu Fassungslosigkeit.
„Großer Himmel", stöhnte einer, „wie konnte man nur daraufkommen?"
Ja, dachte Bully im stillen, wie kann man daraufkommen? Aber bei Leyden ist so etwas ja nicht zum erstenmal der Fall, daß er dort etwas entdeckt, wo andere nie eine Entdeckung machen würden. ,,.. .Und wenn ich jetzt ein halbes Kilo Molkex hätte, Sir, dann könnte ich Ihnen vorführen, wie Molkex zu kochen beginnt, flüssig wird, und so weiter, aber wir haben ja nicht einmal ein Gramm!" Schlagartig wurde Bully an Perry Rhodan erinnert. Sein bester Freund war bei dem Versuch, Molkex von Brulab-1 zu beschaffen, und bei der anschließenden Flucht aus der Hiesse- Ballung verschollen. Bully drängte in seinen Gedanken alles zurück, was nicht zum Alltag gehörte. Gerade hatte er an Miklas die Frage gestellt, wieso durch eine falsche Grundeinstellung des Hypertrons seit Wochen alle Versuche mißlingen mußten, als die Verständigung rief: „Mister Houston von Arkon III wünscht dringend Mister Miklas zu sprechen."
„Sir, das ist die zweite Überraschung.
Bitte, entschuldigen Sie mich einen Augenblick."
Er hatte nicht zu viel behauptet. Houston von Arkon III teilte seinem Kollegen mit, daß sein Versuch mit H2O2 und modifiziertem Wirkstoff zum erstenmal gelungen wäre. „Aber ich habe kein Gramm Molkex, um jetzt den letzten Beweis anzutreten!
Miklas, wie sieht es damit bei Ihnen aus? Können Sir mir nicht eine kleine Menge überlassen?"
Auf der einen Welt glaubten die Experten, die Kollegen auf der anderen müßten noch Reservevorräte an Molkex besitzen. Es gab im Imperium kein Gramm! Miklas sprach wieder mit Reginald Bull.
Er gab offen zu, daß er persönlich niemals auf die Idee gekommen wäre, der Fehler könnte im Hypertron liegen. „Aber diese Vermutung allein hätte uns wahrscheinlich auch nicht weitergebracht, wenn nicht Kollege Leyden vorgeschlagen hätte, das Hypertron an der Amplitude der
Weitere Kostenlose Bücher