0178 - Stadt der toten Seelen
ihr jetzt nackter Körper golden auf. Ihre Haut leuchtete wie flüssiges Feuer.
Hinter ihr suchte Marie Delaque nach Schutz und fand ihn in Boris. Die beiden Menschen starrten die Lemurerin fasziniert an, die mit ihrem hüftlangen schwarzen Haar wie eine Göttin wirkte. Gewaltig und unnahbar. Und blendend in ihrer Schönheit.
Diesmal schwieg Marie, erging sich nicht in Tiraden über die sündige Jugend. Die Spannung und eine dumpfe Furcht beherrschten sie wie alle anderen. Die Auseinandersetzung stand unmittelbar bevor, und alle fühlten, daß es um alles ging.
»Ich bin«, sagte Ansu Tanaar langsam und laut, »bereit«.
***
In jenem Moment, in dem die Schwerter gegeneinanderklirrten, öffnete Zamorra wieder die Augen. Das Amulett jagte belebende Kraftströme in seinen Körper. Er wußte, daß es sich diese Energie schon bald zurückholen würde, aber das war im Augenblick unwichtig. Wichtig war nur, dieses beinerne Ungeheuer zu besiegen.
Zamorra glaubte nicht mehr, daß es sich um einen Dämon handelte. Jeder Dämon wäre von der Kraft des Amuletts niedergeworfen worden oder hätte zumindest eine starke Reaktion gespürt. Und der einzige Dämon, der bisher halbwegs guten Widerstand hatte leisten können, war Asmodis, der Fürst der Finsternis. Aber auch Asmodis wußte, daß er zu besiegen war und hätte sich schwer gehütet, Nicole und das Amulett in unmittelbare Sichtnähe zu bringen. Aus gutem Grund…
Zamorra versuchte sich zu erheben. Seine Glieder schmerzten von dem harten Aufprall, doch das war normal. Erleichtert kam er auf die Knie. Er war froh, sich nicht das Rückgrat gebrochen zu haben. Die Möglichkeit dazu hatte bestanden. Er war nicht mehr in der Lage gewesen, sich so abzurollen, wie er es einmal in der Fallschirmspringer-Ausbildung gelernt hatte.
Nichts gebrochen, nichts verstaucht… Er hatte geradezu unverschämtes Glück gehabt. Nur eine Unzahl blauer Flecke würde Zurückbleiben und seinen Körper noch etliche Tage kunstvoll dekorieren.
Leicht vornübergebeugt stand er da und versuchte, sich zu orientieren. Eine seltsame Benommenheit hatte sich über ihn gelegt, er kämpfte gegen sie an, versuchte sie abzuschütteln. Es war eine Nebenwirkung des magischen Schlages, den der Mächtige gegen ihn geführt hatte.
Zamorra beobachtete den seltsamen Kampf. Ansu Tanaar führte ihr Lichtschwert mit einer bewundernswerten Leichtigkeit. Zamorra war wie gebannt. Der golden schimmernde, schöne Körper bewegte sich blitzschnell und geschmeidig wie eine junge Katze. Die Bewegungen des Knochenmannes waren dagegen plump, verrieten aber clie Kraft, die darin steckte.
Zamorra war versucht, sich die Augen zu reiben. Ein Schwertkampf zwischen zwei Magiern? Gab es keine andere Möglichkeit?
Oder verkörperte sich beider Magie in den Schwertern?
Plötzlich wurde in ihm das Gefühl immer stärker, daß es dem Knochenmann gelang, Ansu zurückzuwerfen. Sie wich immer häufiger seinen Hieben aus.
Zamorra spürte, daß er eingreifen mußte. Aber da waren die drei Geiseln. Die Amerikanerin, Bill Fleming und Nicole! Nicole, die er liebte! Und die Skelette sahen zu ihm herüber, beobachteten ihn genau. Er ahnte, daß sie ihre drei Geiseln töten würden, sobald sie etwas an ihm bemerkten, das auf einen magischen Angriff hindeutete.
Er wagte nicht einmal, nach seinem Amulett zu fassen.
Nicole! hämmerte es in ihm.
Und Ansu wich immer weiter zurück. Einmal gelang es ihr, einen Treffer zu landen und dem Knöchernen den Schwertarm abzuschlagen. Doch der schwebte frei in der Luft und verwuchs in Sekundenbruchteilen wieder mit dem Stumpf, und ungerührt kämpfte der Mächtige weiter.
Zamorra wußte, daß Ansu nicht mehr lange durchhalten würde. Sie hatte den Mächtigen unterschätzt.
Sie alle hatten ihn unterschätzt.
Ihre Bewegungen wurden bereits langsamer.
Im gleichen Moment sah er hinter den Skelett-Sklaven eine Bewegung.
Sieben waren es, die die drei Geiseln unerbittlich festhielten. Aber da bewegte sich noch eine achte Gestalt.
Fenrir, der alte Wolf!
Und mit schauerlichem Heulen griff er an. Raste wie der Wirbelwind mitten zwischen die Gerippe und verursachte ein heilloses Durcheinander!
Und eiskalt nahm Zamorra die einzige Chance wahr, die er noch hatte.
***
Zamorra fühlte den Schwindelanfall, als er mit aller Macht zuschlug. Sein Angriff entzog ihm nahezu all seine Kraft, und er taumelte. Aber eine seltsame helle Wolke verließ das Amulett, verdichtete sich blitzschnell und schoß in einer
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