0178 - Wir spielten mit dem Feuer
Haus eine Musikbox dudeln hört, verteilt ihr euch unauffällig rings um das Haus. Zwei Mann in den Hof, zwei auf die gegenüberliegende Straßenseite. Dann wird gewartet, bis ein paar Männer in einem Straßenkreuzer auftauchen. Sie werden das Haus durch die Hoftür betreten. Um diese Leute geht es. Was ihr unternehmt, damit sie uns nicht entkommen können, muss die Situation ergeben. Alles verstanden?«
Wieder war ihr Nicken die einzige Antwort. Ich klopfte Bill auf die Schulter und sagte: »Ab geht’s!«
Wir trennten uns. Bill und ich marschierten wie zwei späte Spaziergänger oder frühe Nachtheimkehrer auf dem Bürgersteig weiter. Bill fing ein Gespräch über die bevorstehende Präsidentschaftswahl an, und wir stritten uns heftig darüber, wer das Rennen machen würde. Ich trug meinen Mantel offen, weil auch Bill seinen offen trug, damit er seine Tommy Gun darunter verstecken konnte.
Wir kamen unangefochten bis an Jackies Kneipe heran. Das ganze Haus lag im Dunkeln, und kein Geräusch war drinnen zu hören.
Am Hoftor blieben wir stehen. Ich stieß zweimal einen kurzen, leisen Pfiff aus in der Hoffnung, dass sie darauf hereinfallen würden, wenn sie etwa schon im Hof warteten. Aber es rührte sich nichts.
Ich stieß das Tor auf. Bill drückte es hinter mir zu. Es quietschte fürchterlich.
Der Hof empfing uns mit undurchdringlicher Finsternis.
Eine Taschenlampe hat den Nachteil, dass sie den Standort des Trägers verrät. Dafür zeigt sie ihm Gefahren, die er in der Dunkelheit nicht sehen könnte. Vor- und Nachteil halten sich also die Waage, und in solchen Fällen bin ich für die Bequemlichkeit.
Ich knipste die Taschenlampe an und ließ den Schein durch den Hof huschen. Ich hatte schon einmal in diesem Hof gestanden, als Mantelli uns hier entkommen war. So kannte ich wenigstens ungefähr die Richtung, in der die Hoftür zu finden sein musste.
Nach einiger Mühe hatte ich sie auch entdeckt. Als ich an der Klinke zog, durchfuhr mich ein eisiger Schrecken. Ich Idiot hatte vergessen, von Jackie den Schlüssel zu verlangen!
Oder war die Tür etwa von innen verschlossen und Jackie wählte bei der Rückkehr eine andere Möglichkeit, ins Haus zu kommen? Möglich war es immerhin. Aber dann blieb uns nichts anderes übrig, als eine Scheibe einzudrücken.
Wir suchten die Hauswand ab. Das hochgelegene, schmale Fenster zur Toilette stand offen. Wir leisteten uns gegenseitig Hilfe und kletterten durch die enge Öffnung.
Wir hatten Glück. Die Hoftür war nur zugeriegelt. Ich zog den Riegel zurück.
»Jetzt müssen wir nur noch die Küche finden«, raunte ich Bill zu.
Wir machten uns auf die Suche. Ein paar Sekunden später rief Bill leise. Er hatte sie schon gefunden. Wir knipsten das Licht an. Es gab eine Tür, die zur Hälfte aus Milchglas bestand, zwischen der Kneipe und der Küche. Ich ging in die Kneipe und leuchtete mir mit der Taschenlampe den Weg zur Musikbox. Ich warf meine Münze hinein und drückte die drei Songs, die Jackie mir genannt hatte.
Ich tappte zurück zur Verbindungstür und winkte Bill in die Kneipe. Er kam, warf seinen Mantel ab und machte seine Tommy Gun schussbereit.
»Wenn sie in die Küche kommen«, flüsterte ich ihm zu, »werde ich mit ein paar Gläsern klappern, damit sie denken, Jackie wäre an der Theke.«
»Okay, Jerry«, erwiderte Bill.
Aber unsere Geduld wurde auf eine lange Probe gestellt. Ich musste viermal die drei Songs drücken, bevor ich auf der Straße einen Wagen stoppen hörte. Gleich darauf quietschte das Hoftor und der Wagen rollte langsam in den Hof.
Ich legte die Pistole vor mich auf die Theke, wartete, bis wir sie in die Küche kommen hörten, und fing an, mit zwei Biergläsern zu klappern. Von mir aus konnte der Tanz losgehen…
***
Mr. High tupfte sich den Schweiß von der Stirn und sah auf die Uhr.
Es war zehn Minuten nach drei.
»Bringen Sie ihn wieder hinunter in seine Zelle«, sagte er zu dem Kollegen, der das Verhör des Jünglings mitstenografiert hatte. »Ich denke, das genügt. Morgen früh soll er ins Untersuchungsgefängnis überführt werden.«
Der Junge stand auf und ging mit unsicheren Schritten auf den Schreibtisch zu, hinter dem der Chef saß.
»Sir«, sagte er mit zitternden Lippen, »kann ich denn nicht wenigstens…«
Seine Augen flackerten. Seine Hände zitterten. Alles an ihm verriet die Gier nach dem Rauschgift. Mr. High sah ihn lange an. Dann schüttelte er den Kopf.
»Nein«, sagte er ernst. »Wir können Ihnen nicht
Weitere Kostenlose Bücher