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018 - Die Erben der Menschheit

018 - Die Erben der Menschheit

Titel: 018 - Die Erben der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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ein weiches schmales Gesicht mit kleiner Nase und kleinem Schmollmund.
    »Verschwinde, Micky, und schäm dich!«, blaffte der König in Richtung E-Butler.
    »Klar doch, mach ich beides.« Der Bildschirm verblasste. Roger III. ließ sich neben der Muschelwanne nieder.
    »Du musst entschuldigen, Lu«, lächelte der König. »Ich konnte nicht widerstehen.« Seine Augen glitten über ihren nackten Körper. »Ich musste dich leibhaftig sehen.« Dass er sie bereits beim Baden und auch sonst schon beobachtet hatte, verschwieg er. Wie auch hätte er ihr erklären sollen, was eine Kamera und was sein Monitor ist?
    Lu betrachtete ihn verwundert. »Könich Rodscha…?« Sie deutete auf ihn.
    »O ja, der bin ich.« Er nahm eine Strähne ihrer blonden Locken zwischen die Finger und betrachtete sie mit verklärtem Blick. »Roger der Dritte, Prinz von Kent und König der Britannischen Inseln…« Er führte die Locke an die Sichtkugel seines Helmes und drückte sie auf der Höhe seines Mundes dagegen.
    Gleichzeitig spitzte er die Lippen wie zum Kuss. »Viele Frauen unserer Community würden ein Vermögen bezahlen für solches Haar.« Er seufzte. »Und ich ein Königreich, um es riechen und küssen zu können…«
    Lu machte ein sorgenvolles Gesicht. »Was isse mitdia, Könich Rodscha?« Mit ihren nassen nackten Armen griff sie nach seiner Schulter.
    »Bisse kwank?«
    »Nein.« Ein wehmütiges Lächeln huschte über die feinen Züge des Monarchen. »Mir scheint allerdings, dass ich mich ein wenig in dich verliebt habe wenn du das als Krankheit bezeichnen willst…?«
    »Valiebt? Wasis valiebt?«
    »Ihr kennt das Wort gar nicht?«, staunte der König. »Verliebt heißt: Ich würde alles dafür geben, ohne Schutzanzug zu dir in die Wanne klettern zu können…«
    ***
    Ein gewaltiger Glutball wuchs an der Stelle, wo eben noch die Ruine der uralten Kathedrale gestanden hatte. Gabriel und Dubliner jr. warfen sich flach zu Boden. Bis zum Geschützring schob sich der Glutball. Die Rohre der Kanonen leuchteten rötlich auf und zerfielen. Menschliche Gestalten, die davonrennen wollten, verwandelten sich glühende Asche und lösten sich in Nichts auf.
    Alles unter der Glutkuppel löste sich in Nichts auf Trümmer, Büsche, Waffen, Bäume, Menschen. Sogar das Erdreich wurde bis zur Grundwassertiefe eliminiert, dann reflektierte die molekulare Beschaffenheit des Wassers den Effekt. Ansonsten wäre ein halbkugelförmiger Krater entstanden.
    Gabriel hoffte, dass die Explosion des EWATs auch das zweite LP Gewehr vernichtet hatte. Sie waren einfach aus der Ruine gespurtet, hatten dabei auf die Ge- schützstellungen gefeuert und durch ihren unverhofften Ausbruch so viel Verwirrung gestiftet, dass sie drei Geschütze ausschalten und den Belagerungsring um die alte Kathedrale durchbrechen konnten. Danach waren sie gerannt wie nie zuvor in ihrem Leben. Vorsichtig blickte Gabriel sich um. Von Muzawi und den Waffentechnikern keine Spur. Der Helm seines Gefährten war ihm zugewandt. Unter der schwarzen Isolierschicht konnte er das Bulldoggengesicht des jungen Dubliner nicht erkennen. Aber Gabriel spürte seinen erwartungsvollen Blick.
    »Gabriel an Muzawi, hören Sie mich?« Keine Antwort. Also waren die drei nicht in unmittelbarer Nähe. Oder sie waren tot. Es hätte Gabriel nicht gewundert.
    Natürlich waren die Soldaten der Community Force auch für Kampfeinsätze ausgebildet. Für Einsätze gegen Taratzen und Socks und Mutantenhorden. Aber nicht für Situationen wie diese hier. Nicht für einen regelrechten Krieg. Den kannte man in Salisbury und London nur aus den Datenbanken der Zentral Helix.
    »Los, Dubliner«, flüsterte Gabriel schließlich. »Sie sind doch so ein Draufgänger. Schlagen wir uns also zum Nordostrand der Ruinen durch. Vielleicht treffen wir auf Scout III…«
    Commander Curd Merylbone auf. »Vorsicht! Die Angreifer verfügen über LP Gewehre! Vermutlich die sechs Strahler unserer Skandinavien Expedition…«
    Es war längst dunkel geworden. Matt schritt neben Aruula und Rulf an durch die nächtliche Trümmerlandschaft. Sie hatten die Themse hinter sich gelassen und den südwestlichsten Rand der ehemaligen Metropole erreicht. Rechts und links von sich die Truppen der Lords, rückten sie auf breiter Front tiefer in die buschbestandene Ebene vor, die am Westrand der Ruinenstadt begann. Grandlord Paacival marschierte neben Rulf an und seinem Lupa. Hin und wieder zischte er leise Befehle, die dann unter seinen Leuten verbreitet wurden.

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