018 - Schrei, wenn der Werwolf kommt!
Lebenszeichen mehr aus dem Hörer kam. »Hallo!« Entsetzen breitete sich in seinem Gesicht aus. Bestürzt ließ er den Telefonhörer sinken. »Marjorie!« flüsterte er. »Um Himmels willen, Marjorie!«
***
«Das ist ja...«, stammelte Gary Davis entsetzt. Er glaubte, mit offenen Augen zu träumen. Das war doch nicht möglich. So etwas kam doch nur in Horrorfilmen vor, aber niemals in Wirklichkeit.
Der Werwolf wandte sich augenblicklich von der Leiche ab.
Sein Schädel war groß. Das Fell war dicht und struppig. Es war blutverschmiert. Seine Augen funkelten mordlüstern. Sie starrten Gary Davis gierig an.
Gary starrte gelähmt auf die riesigen Fangzähne, die aus dem Maul des Werwolfs ragten.
Das gefährliche Knurren jagte ihm Schauer über den Rücken.
Er wollte ins Haus springen und die Tür zuschlagen, doch da schnellte der unheimliche Mörder bereits vorwärts.
Ein grässliches Fauchen war zu hören.
Gary versuchte dem heranstürmenden Kerl auszuweichen. Er spürte einen gewaltigen Schlag im Gesicht. Die Wucht des Schlages warf ihn zu Boden.
Gary rollte sich blitzschnell ab und sprang sofort wieder hoch.
Der Werwolf war schon über ihm. Ein mörderischer Kampf entfachte.
Gary versuchte sich verzweifelt gegen die wesentlich stärkere Bestie zu wehren. Es war ein wilder, ein ungleicher Kampf.
Gary stieß den Kerl von sich. Die Zähne des Monsters schnappten nach ihm. Es kostete ihn ungeheuer viel Mühe, sich vor diesen schrecklichen Reißzähnen in Sicherheit zu bringen.
Mehrmals hatte er Glück. Doch sein Glück hielt nicht lange an.
Fürchterliche Hiebe prasselten auf ihn nieder. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Sein Morgenmantel hing in Fetzen von seinem Körper. Der Pyjama war ebenfalls zerrissen.
Tiefe Kratzwunden zogen sich über den Oberkörper des Mannes.
Nun biss der Werwolf zum ersten Mal zu.
Ein höllischer Schmerz durchraste Garys linken Arm. Das hässliche Geräusch von splitternden Knochen war zu hören.
Der Schmerz warf Gary nieder. Die reißende Bestie stürzte sich auf ihn, schlug immer wieder mit den Krallen nach dem zuckenden Opfer, biss immer wieder hechelnd und knurrend zu.
Wohin man blickte — überall war Blut. Gary Davis sah entsetzlich aus. Er war nicht mehr wiederzuerkennen.
In diesem Moment heulte ein von der Nachbarschaft alarmierter Streifenwagen heran.
Der Klang der Sirene schwebte durch die nächtlichen Straßen der stillen Gegend.
Der Werwolf richtete sich irritiert auf. Er ließ von seinem übel zugerichteten Opfer ab und starrte in die Richtung, aus der der Streifenwagen herankommen musste.
Noch war der Wagen nicht zu sehen.
Das reißende Tier wandte sich blitzschnell um. Es rannte zu einer nicht allzu hohen Mauer, die die Sackstraße begrenzte.
Mit einem Satz war der Werwolf auf der Mauer. Gelenkig überkletterte er sie.
Noch ehe die Polizei am Tatort eintraf, huschte die gefährliche Bestie zwischen den hohen Wrackbergen des angrenzenden Schrottplatzes hindurch und verkroch sich wenige Augenblicke später im schützenden Dunkel eines abenteuerlich zerbeulten Autos.
***
»Du bist dran, Robin Hood!« sagte Brad Cool grinsend.
Brad war Privatdetektiv. Einer von denen, die es geschafft hatten. Man kannte seinen Namen und ließ ihm die dementsprechenden Fälle zukommen — mit den dementsprechenden Honoraren.
Captain Robin Hill, der Freund des Privatdetektivs, schreckte aus seinen Gedanken hoch und blickte verwirrt auf das Schachbrett.
»Schlafen kannst du zu Hause«, sagte Brad mit einem süffisanten Grinsen. »Hier wird Schach gespielt. Vielmehr, von deiner Warte aus gesehen müsste es hießen: Hier wird Schach verloren.«
Captain Hill, der von Cool scherzhalber oft Robin Hood genannt wurde, war ein untersetzter Mann, um die fünfunddreißig Jahre alt, mit dem eingeschlagenen Nasenbein eines Exboxers und den Manieren eines Polizisten, der es innerhalb des Police Headquarter zu einigem Ansehen und zu einer respekteinflößenden Position gebracht hatte.
Hill war Leiter der Mordkommission. Ein harter Job, der einen harten Mann erforderte.
Wenn er sich ab und zu mal freimachen konnte, suchte er die Gesellschaft von Brad Cool, denn in Brads Heckwasser schwammen oft verdammt nette Bienen, und es passierte nicht selten, dass etwas Schnuckeliges auch für den Captain dabei abfiel.
Hill kratzte sich mürrisch am kantigen Schädel, während sein müder Blick über das Schachbrett wanderte.
»Sieht nicht gut aus für mich, was?« knurrte
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