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0181 - Blutige Dollars

0181 - Blutige Dollars

Titel: 0181 - Blutige Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blutige Dollars
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also einfach unter die von überallher auftauchenden Neugierigen und verdrückte mich, sobald sich beim Eintreffen der Feuerwehr in dem allgemeinen Durcheinander eine Gelegenheit bot.
    Auf dem Boulevard de Verdun erwischte ich ein neues Taxi. Ich nahm es ungern, denn mein Vertrauen in diese Art von Beförderungsmittel war restlos erschüttert, aber es blieb mir nichts anderes übrig.
    »Nach dem ›Petit Cochon‹. Es ist irgendwo zwischen Place Clichy und Place Pigalle.«
    »Ich weiß«, sagte der schnauzbärtige Fahrer und startete.
    Es war vier Uhr fünfzehn geworden. Die Straßen waren fast leer. Nur ein paar Wagen mit klappernden Milchkannen und Ladungen von Gemüse, die nach den Markthallen unterwegs waren, rumpelten vorbei.
    Paris begann bereits zu erwachen.
    Auf Montmartre war immer noch allerhand los, aber die wenigsten der Bummler waren Pariser. Man hörte mehr Englisch als Französisch. Die Apachen, die mit roten Halstüchern und Schmachtlocken herumstanden, waren nichts anderes als mehr oder weniger begabte Schauspieler, die auf ihre durchaus nicht gewaltsame Art die Schäfchen aus Übersee schoren.
    Im »Petit Cochon« war immer noch Hochbetrieb. Der Krach war um eine Anzahl Drinks lauter als vorher, und die Pärchen auf der Tanzfläche und in den Boxen waren um einiges zärtlicher.
    Kaum hatte ich an meinem alten Platz geparkt, als die Kleine von vorhin mich begrüßte wie einen alten Freund.
    »Eine Flasche Champagner?«, fragte sie und legte mir, um ihrer Überredungskunst Nachdruck zu verleihen, den Arm um den Hals.
    »Unter einer Bedingung, ma petite«, raunte ich ihr zu. »Du kannst dir außerdem noch ein anständiges Trinkgeld verdienen.«
    »Dollars?«, flüsterte sie zurück, und ihre Augen glitzerten.
    »Ich habe jetzt nur Francs in der Tasche, aber«, ich ließ sie einen Blick auf meinen Ausweis werfen, »du kannst dir meinen Namen aufschreiben und dir morgen bei Kommissar Albert auf der Polizeipräfektur Dollars abholen. Wie viel, hängt davon ab, was du mir sagen kannst.«
    »Ich hole erst den Sekt«, sagte sie und kniff das linke Auge zu. »Dann können wir gemütlich zusammen reden. Der Geschäftsführer sieht schon herüber.«
    Im Handumdrehen war sie wieder da, schenkte ein und setzte sich beängstigend nahe neben mich auf die Bank.
    »Sante.« Dann tranken wir.
    »Ich heiße Lucille«, flüsterte sie und drückte verstohlen meine Hand.
    »Schön, und dich heiße Jerry.«
    »Oh, ich habe schon einmal einen Jerry gekannt, ein amerikanischer Captain. Der war vielleicht ein feiner Kerl. Er kam nur meinetwegen hierher.«
    Das konnte ich zwar nicht so ganz verstehen, aber ich versicherte ihr, sie habe mich auch nicht zum letzten Male gesehen. Dann kam ich auf das, was ich wissen wollte.
    »Du hast doch die Gesellschaft gesehen, die, bevor ich wegging, in der dritten Nische saß. Kanntest du die Leute?«
    »Hör mal«, sagte sie verschmitzt. »Du bist Polizist. Du weißt vielleicht, dass solche Leute hier nicht gerade gern gesehen sind. Wenn du von der Präfektur wärest, hätte ich mich gar nicht zu dir gesetzt, aber du bist ein Yankee, und für die habe ich etwas übrig. Warum willst du das wissen?«
    »Ich kann es dir nicht ganz erzählen, aber vielleicht ist es genug, wenn ich dir sage, dass einer der beiden Männer heute Abend versucht hat, die kastanienbraune Frau, die dabei war, auf gemeine Weise zu ermorden. Ich habe sie gerade noch retten können.«
    »Ist das wahr? Gibst du mir dein Ehrenwort?«
    »Ich schwöre es. Es ist übrigens nicht der erste Mord, den die Bande begeht.«
    »Sie hat bereits zwei andere Menschen auf dem Gewissen.«
    »Mon Dieu«, rief sie leise aus. »Das ist ja scheußlich.«
    »Weißt du, wer die Leute sind?«
    »Die kleine Frau, die Blonde, heißt Alice, ihr Freund Eddy. Die Nachnamen weiß ich nicht. Der Monsieur, der außerdem dabeisaß, kommt ja wohl nicht in Frage. Er ist ein guter Stammgast, und ich würde mich in Teufels Küche bringen, wenn ich seinen Namen verrate. Er ist ein großer Fabrikant und hat es nicht nötig, krumme Geschäfte zu machen oder gar zu morden.«
    »Dann kannst du mir seinen Namen doch unbedenklich anvertrauen.«
    »Nein, ich darf nicht. Wenn Monsieur Boule, der Geschäftsführer, mich dabei erwischt, fliege ich sofort hinaus.«
    Ich machte ihr königliche Versprechungen und verlegte mich aufs Bitten, hatte aber keinen Erfolg. Die Kleine fürchtete um ihre Stellung. Wir waren noch mitten in der Unterhaltung, als das

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